Mit der Absicht des US-Konzerns Johnson & Johnson, den nicht-forschenden Teil von Actelion zu kaufen, beginnt der juristisch nicht ganz einfache Übernahmeprozess (hier geht es zu einer Übersicht zum Übernahmerecht). Die Amerikaner wollen am 16. Februar ihr Kaufangebot veröffentlichen. Die Angebotsfrist soll dann vom 3. bis zum 30. März laufen. In dieser Zeit, so hofft Johnson & Johnson, sollen Actelion-Aktionäre 67 Prozent der Aktien angedient haben. Im Sommer will Johnson & Johnson das Kaufobjekt übernommen haben.

Actelion-Aktionäre geraten dadurch natürlich unter Zugzwang. Wir erklären, auf welche Punkte es nun ankommt.

Ist es für die Aktionäre ein guter Deal?

Mit 280 Dollar - umgerechnet 280,08 Franken - pro Aktie bietet Johnson & Johnson einen sehr guten Preis. Bevor erste Übernahmegerüchte Ende November 2016 kursierten, war die Actelion-Aktie noch 158 Franken wert. Wer damals schon Aktionär war, darf sich so über eine satte Prämie von 77 Prozent freuen. Darüber hinaus gibt es - quasi als Zückerchen - noch eine Aktie des neu geschaffenen Pharmaunternehmens R&D NewCo obendrauf.

Was kann man anfangen mit der «Spin-Off»-Aktie von Jean-Paul Clozel?

R&D NewCo ist das Unternehmen, das Actelion-Chef und Forscher Jean-Paul Clozel nach der Übernahme gründen darf. Actelion-Aktionäre werden Aktien dieses Unternehmens wie eine Dividende erhalten. Bei Actelion war ein Anleger zuletzt in ein etabliertes Unternehmen investiert, das erfolgreich Medikamente entwickelt. Clozels "Spin-Off" wird ein forschendes Biopharma-Start-Up sein, dessen Aussichten noch unbekannt sind. Zudem steht ein Preis für die Aktie erst fest, wenn dieses Unternehmen an die Börse in der Schweiz geht. Die neue Aktie gibt es aber immerhin gratis.

Steigt der Aktienkurs während der Angebotsfrist noch?

Momentan notiert die Actelion-Aktie bei 274,40 Franken (Stand Donnerstag Mittag). Der Aktie bleibt somit noch ein Aufwärtspotential von 2,5 Prozent zum Verkaufspreis. Ein Wert von 280 Franken dürfte die Actelion-Aktie höchstens dann übersteigen, wenn Investoren mit einem noch höheren Kaufangebot eines anderen Unternehmens rechnen.

Kann jemand anderes als Johnson&Johnson jetzt noch ein Gegenangebot machen?

Ein Gegenangebot einer anderen Firma, etwa von Sanofi aus Frankreich, wäre theoretisch noch möglich. Aufgrund der Höhe der aktuellen Offerte ist dies jedoch sehr unwahrscheinlich, zumal der Actelion-Verwaltungsrat einstimmig für den Johnson & Johnson-Deal war. Ein Gegenbieter müsste dann mehr als 30 Milliarden bieten, die aktuell Johnson & Johnson auf den Tisch legt. Bei einem Gegenangebot würde der Aktienkurs wohl nochmals steigen.

 

 

Kann die Übernahme noch scheitern?

Ein Übernahmeprozess kann immer unerwartete Wendungen enthalten. Bedingung für die erfolgreiche Übernahme durch Johnson & Johnson ist die erfolgreiche Andienung von 67 Prozent der Actelion-Aktien. Sprich, 33 Prozent der Aktionäre müssten sich quer stellen, damit ein Scheitern noch möglich wäre. Angesichts des sehr grosszügigen Kaufpreises und der Aktionärsstruktur von Actelion ist dies sehr unwahrscheinlich. Es gibt keinen grossen Ankeraktionär. Die grössten Anteile besitzt BlackRock mit knapp über 5 Prozent. Zudem müssen Regulatoren und Kartellbehörden dem Deal zustimmen.

Wann muss ich verkaufen?

Zunächst besteht keine Eile. Aktionäre können ihre Papiere dem Käufer, also Johnson & Johnson, während der Angebotsfrist andienen (diese kann unter Umständen mehrfach verlängert werden). Sie erhalten dann die versprochenen 280 Dollar pro Aktie. Spannend würde es, wenn es zu einem Gegenangebot käme: Dann stiegen die Aktien, und als Aktionär müsste man erst recht abwarten. Aber dieses Szenario ist wie erwähnt unwahrscheinlich.

Und was passiert, wenn ich nicht verkaufe?

Wenn Johnson & Johnson 98 Prozent der Actelion-Aktien hält, kann der Konzern die noch verbleibenden Actelion-Aktien gerichtlich für kraftlos erklären. Diesen Prozess nennt man "Squeeze-Out" (deutsch: "Ausdrücken") und ist eine Voraussetzung für die Dekotierung einer Aktie. Wer dann noch eine Aktie hat, wird allerdings entschädigt.

Soll man als Ersatz bei Johnson&Johnson einsteigen? 

Um von den Erfolgen von Actelion weiter zu profiteren, müsste man Johnson & Johnson-Aktien kaufen. Damit investiert man aber nicht mehr wie bisher in einen spezialisierten Entwickler von Lungenhochdruck-Medikamenten, sondern in einen grossen Pharma- und Konsumgüterkonzern. Die Pharmabranche ist im Moment (Trump, Obamacare) eher unter Druck.

Die Aktie von Actelion im Verlauf der letzten drei Monate

Quelle: cash.ch