Die britische Börse LSE will ihre Tochter Borsa Italiana an die Mehrländerbörse Euronext verkaufen. Die beiden Parteien seien in exklusive Verhandlungen eingetreten und loteten nun die Details einer Übernahme aus, teilten LSE und Euronext am Freitag mit. Allerdings bedeute dies nicht, dass es am Ende auch zu einem Deal komme. Die Tür für die Deutsche Börse und den Schweizer Handelsbetreiber SIX ist damit voraussichtlich zu. Sie hatten ebenfalls ihren Hut in den Ring geworfen für die Mailänder Börse, die Insidern zufolge zwischen drei bis vier Milliarden Euro wert ist.

"Durch die Zusammenlegung von Borsa Italiana und Euronext entstünde ein führender Akteur auf den kontinentaleuropäischen Kapitalmärkten", erklärte die Euronext, die in mehreren Städten Europas wie Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon präsent ist. Sie bietet gemeinsam mit der italienischen Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und dem italienischen Institut Intesa Sanpaolo. Insidern hatten bereits gesagt, die Regierung in Rom, die ein Mitspracherecht bei der Transaktion hat, favorisiere die Mehrländerbörse.

Die Deutsche Börse und SIX hatten Insidern zufolge deshalb weitreichende Zugeständnisse wie weitgehende Selbständigkeit der Borsa Italiana und Sitze für die italienische Regierung in ihren Aufsichtsräten angeboten. SIX habe ausserdem das höchste Angebot vorlegt. Die Schweizer erklärten, sie hätten die Ankündigung der LSE zur Kenntnis genommen, wollten sich darüber hinaus aber nicht äussern. Von der Deutschen Börse war zunächst kein Kommentar zu erhalten.

Italien würde durch die Übernahme der Mailänder Börse zum grössten Ertragsbringer der Euronext-Gruppe werden, erklärte die Euronext. CDP und Intesa Sanpaolo würden im Rahmen einer geplanten Kapitalerhöhung Anteilseigner des paneuropäischen Börsenbetreibers.

Die LSE muss die Tochter in Mailand zumindest zum Teil verkaufen, um von der EU-Wettbewerbsbehörde grünes Licht für die 27 Milliarden Dollar teure Übernahme des Datenanbieters Refinitiv zu bekommen. Refinitiv ist eine Gemeinschaftsfirma vom US-Finanzinvestor Blackstone und dem Datenanbieter Thomson Reuters, zu dem die Nachrichtenagentur Reuters gehört. 

(Reuters)