Das ist die Ansicht vieler Bankmanager, die sich beim Weltwirtschaftsforum in Davos getroffen haben. Ein Jahrzehnt nach der Finanzkrise sind einige der grössten Kreditinstitute der Region mit sinkenden Erträgen konfrontiert, zumal die Zinssätze in der Nähe von Rekordtiefs verharren und Rechtskosten sowie Kapitalanforderungen die Gewinne untergraben haben.

Die Kombination von Consumer-Banking-Bereichen könnte helfen, die Kosten zu senken und die Konkurrenz durch Fintech-Startups abzuwehren. Und Banken, die volatilen Geschäften, wie beispielsweise dem kapitalintensiven Handel, zu stark ausgesetzt sind, könnten die Erträge durch Diversifizierung und Zukauf von stabileren und höhermargigen Aktivitäten stärken.

Einige Bankenchefs sagen, dass sich die europäischen Aufsichtsbehörden für die Idee von Fusionen erwärmen. Das heizt Spekulationen an, dass Deals näher rücken - auch wenn sie für 2018 keine sichere Wette sind. Andere sagen, die höheren Kapitalanforderungen der Regulatoren für grössere Banken machen Bankenzusammenschlüsse immer noch unwahrscheinlich. Zudem hat sich die Zusammenführung zweier Investment-Banking-Kulturen in der Vergangenheit als schwierig erwiesen, und die Preise machen einige Ziele unattraktiv.

Bloomberg News sprach mit zehn Bankenchefs, die ihre Ansichten über strategisch sinnvolle Transaktionen privat mitteilten. Die meisten sagten, dass die Commerzbank übernommen werden sollte. BNP Paribas wird von vielen als wahrscheinlicher Erwerber des deutschen Kreditinstituts gesehen.

BNP Paribas - Commerzbank

Frankreichs grösste Bank hat sich gegen den Trend unter den europäischen Kreditgebern gestemmt, und ist aus den letzten zehn Jahren ohne einen Jahresverlust herausgekommen. Während sich Wettbewerber im Investment Banking zurückgezogen haben, belastet durch strengere Eigenkapitalvorschriften, steigende Compliance-Kosten und die Konkurrenz durch stärkere US-Banken, hat BNP Marktanteile hinzugewonnen.

BNP-Chef Jean-Laurent Bonnafé hat versprochen, den Jahresgewinn bis Ende 2020 um mehr als 6,5 Prozent jährlich zu steigern und den Ertrag im Bereich Global Markets im selben Zeitraum um etwa 5,0 Prozent jährlich. Bankexperten sagen, Bonnafé könnte Käufe erwägen, um deutlicher zu wachsen.

Die BNP soll im vergangenen Jahr mit der deutschen Regierung in Verbindung gewesen sein, mit Blick auf den Kauf der 15-Prozent-Beteiligung des Staats an der mit Geldern der Steuerzahler geretteten Bank. Die Übernahme der Commerzbank, Deutschlands zweitgrösstem Kreditinstitut, würde BNP Zugang zu deren Kundenstamm im Mittelstand verschaffen, dem Motor der grössten europäischen Volkswirtschaft.

Der Finanzinvestor Cerberus Capital Management von Milliardär Stephen Feinberg hat in den vergangenen Monaten eine Beteiligung von fünf Prozent an der Commerzbank aufgebaut und gehört damit zusammen mit dem deutschen Staat zu den drei grössten Aktionären der Bank - ein Signal, dass ein Deal unvermeidlich sein könnte.

Commerzbank - Deutsche Bank

Cerberus, bekannt für Investments in notleidende Kredite, setzt zudem mit einer Beteiligung von rund drei Prozent auch auf die Deutsche Bank. Die Bank ächzte unter Rechtskosten für vergangenes Fehlverhalten, die höher waren als bei allen europäischen Wettbewerbern. Zudem hat sich die Deutsche Bank schwer getan, sich an den weit verbreiteten Rückgang der Handelserträge anzupassen, der mit Forderungen nach höherem Eigenkapital für risikofreudige Finanzinstitute einherging. Und im Heimatmarkt hat der harte Wettbewerb im Privatkundengeschäft die Margen gedrückt, zumal die Zinsen auf Rekordtiefs verharren.

Deutsche-Bank-CEO John Cryan hat sich nachdrücklich für eine Konsolidierung unter europäischen Banken, die damit zu kämpfen haben, ihre Profitabilität zu verbessern, ausgesprochen und 2016 mit der Commerzbank Gespräche geführt, wie damals verlautete. Die Zusammenlegung des Retailgeschäfts in Deutschland würde die Kosten senken und die Bank würde als unüberwindbarer Wettbewerber bei der Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen dastehen.

Das Haupthindernis für einen Deal mit der Commerzbank? Obwohl diese zu zwei Dritteln des Buchwerts gehandelt wird, gilt sie immer noch als um 40 Prozent überbewertet.

Commerzbank - UniCredit

Unter CEO Jean Pierre Mustier hat UniCredit ihre Bilanz durch den Verkauf von notleidenden Krediten und durch Kapitalerhöhungen gestärkt. Darüber hinaus hat Mustier die Bank gestrafft und Arbeitsplätze abgebaut, nachdem die Expansion durch das vorherige Management in Mittel- und Osteuropa zu mehr Grösse aber auch zu mehr Komplexität geführt hatte.

Manager der italienischen Bank hätten im vergangenen Jahr Gespräche mit deutschen Staatsvertretern über eine mögliche Kombination mit der Commerzbank geführt, sobald die Umstrukturierungen der Kreditinstitute abgeschlossen seien, sagte damals eine Person, die Kenntnis von den Gesprächen hatte.

Die Commerzbank würde UniCredit einen besseren Zugang zu kleinen und mittelgrossen Unternehmen verschaffen - ein Geschäft, in dem der italienische Kreditgeber bereits versucht, Marktanteile zu gewinnen - und gleichzeitig die Möglichkeit bietet, Kosten im Retailgeschäft zu reduzieren.

Mustier hat gesagt, alle Optionen für Wachstum nach 2019 seien offen und könnten auch Akquisitionen beinhalten.

Lloyds kauft in Europa

Unter Leitung des portugiesischen CEO Antonio Horta-Osorio könnte Lloyds Banking ausserhalb seines britischen Heimatmarktes nach Wachstum suchen, da der Brexit die heimische Wirtschaft bedroht.

Nachdem Horta-Osorio sechs Jahre lang Lloyds umstrukturiert und verkleinert hat, um zur Rückzahlung des Rettungspakets während der Finanzkrise beizutragen, geht er wieder in die Offensive. Er kaufte im vergangenen Jahr das 9 Milliarden US-Dollar schwere Kreditkartengeschäft MBNA der Bank of America und will im Februar eine neue Strategie für das Wachstum der Bank vorzustellen.

Angesichts der begrenzten Möglichkeiten in den hart umkämpften britischen Retail-, Hypotheken- und Kreditkartenmärkten - und weil die britischen Aufsichtsbehörden bestrebt sind, die Dominanz der fünf grössten Kreditgeber abzubauen - könnte eine kontinentale Expansion im Spiel sein, sagten Banker in Davos.

Die immer von Gerüchten umgebene Commerzbank könnte eine Option sein, oder ein kleinerer Kreditgeber, durch den Lloyds auf dem Kontinent Fuss fassen und Raum für Wachstum ausserhalb seines überfüllten Heimatmarktes gewinnen könnte.

Übernahme von ABN Amro

Nach Ansicht von Bankmanagern dürfte es langfristig nicht von Vorteil sein, mittelgross zu sein. Da die niederländische Regierung nach einem Rettungsplan immer noch einen Teil von ABN Amro besitzt, könnte die beste Option ein Verkauf an einen Konkurrenten sein.

Im Jahr 2016 führte die niederländische Regierung vorläufige Gespräche mit dem Management von Nordea Bank AB. Ein Deal hätte es der grössten nordischen Bank ermöglicht, ihren Hauptsitz von Stockholm in die Niederlande zu verlegen und die regulatorische Belastung zu verringern. Die Gespräche scheiterten, und die schwedische Nordea verlegt das Hauptquartier stattdessen nach Finnland.

Banker sagen, ein Deal mit ABN Amro habe immer noch Logik, sie sehen aber auch, dass die Bank an BNP Paribas, die Deutsche Bank oder UniCredit fallen könnte.

UniCredit - Deutsche Bank oder SocGen

Eine lang favorisierte Option wäre, dass sich das italienische Kreditinstitut mit der Deutschen Bank zusammenschliesst, sagte einer der Banker. Die Firmen wären stärker im Heimatmarkt und der Investment-Bank-Fussabdruck der Deutschen Bank könnte in Europa wieder gestärkt werden.

Auch eine Kombination mit der zweitgrössten französischen Bank Société Générale, die ein globales Handelsgeschäft hat, könnte für UniCredit attraktiv sein. Der Deal würde zwei grosse inländische Banken kombinieren.

(Bloomberg)