Der Verkauf des europäischen Reiseveranstaltergeschäfts von Kuoni ist nun doch unerwartet schnell über die Bühne gegangen. Käuferin ist der deutsche Rewe-Konzern. "Es war für uns optimal, dass wir so schnell so viele Einheiten in einem Paket verkaufen konnten", sagt Kuoni-CEO Peter Meier im Video-Interview mit AWP am Rande einer am Montag einberufenen Medienorientierung in Zürich.

Die Eile war aber auch angezeigt. Anfang Juni hatte der Konzern mitgeteilt, dass die Buchungszahlen im zum Verkauf stehenden Reiseveranstaltergeschäft in den ersten fünf Monaten stark sanken. Im Reiseveranstaltergeschäft habe besonders der Schweizer Markt unter der Aufhebung des Euro-Mindestkurses gelitten, so Kuoni damals. Mitgespielt haben wird aber auch die Verunsicherung der Kunden in der Schweiz über die Zukunft des Kuoni-Geschäftes.

"Wir konnten in einem Schritt Unsicherheiten beseitigen. Für unsere Aktionäre, für unsere Mitarbeiter und für unsere Kunden", so Meier im Video-Interview.

Die allgemeine Verunsicherung schlug sich auch im Aktienkurs des Unternehmens nieder. Die Aktie verlor seit Mitte Mai fast einen Viertel ihres Wertes, allein in den letzten sieben Handelstagen waren es über zehn Prozent.

Den Verkaufspreis von geschätzten 100 bis 150 Millionen Franken dementiert Meier nicht. Der Kuoni-CEO findet ihn "fair". Der Verkaufserlös wird von einigen Beobachtern aber als enttäuschend tief empfunden. Auf die Frage, ob Kuoni bei den Verhandlungen Konzessionen gemacht habe, ging Meier nicht ein.

Aktie reagiert verhalten

Die Aktie von Kuoni startete am Montag mit einem Plus von fast 3 Prozent in den Handel. Die Aktie schloss 1,2 Prozent höher - dies in einem deutlich positiven Gesamtmarkt. Liegt es am Verkaufspreis, dass die Kuoni-Aktie so verhalten positiv auf die Devestition reagiert? Oder sind es die höher als erwarteten Einmalkosten (180 Millionen Franken) in Bezug auf die Transaktion? Oder bestehen weitere Unsicherheiten am künftigen Kuoni-Geschäftsmodell?

Kuoni tritt weiter als Grossist und Anbieter von Hotelübernachtungen und weiteren Reisedienstleistungen für andere Unternehmen auf. Die Firma wird in Zukunft mit der Sparte Global Travel Services weiterhin auch als Veranstalter von Gruppenreisen auftreten und an den Destinationen Dienstleistungen bei Unterkunft, Transport, Ausflügen und Aktivitäten, Veranstaltungen und Veranstaltungsmanagement anbieten.

Mit der Division VFS Global schliesslich tritt Kuoni als Auslagerungspartner für inzwischen 45 Regierungen an. Kuoni betreibt für diese 1400 Visa-Antragszentralen in 117 Ländern. Es ist derzeit die margenträchtigste Sparte von Kuoni.

Der verkauft der Reisesparte betrifft 1000 Kuoni-Mitarbeiter in der Schweiz. 300 Schweiz-Mitarbeiter verbleiben bei der "alten" Kuoni. Für sie soll laut Meier innerhalb der nächsten zwei Jahre ein neues gemeinsames Zuhause gefunden werden.

Im Video-Interview äussert sich Peter Meier ausführlich zum Verkauf der Kuoni-Sparte.