Nach einem schwachen Jahresstart hat sich die Schweizer Börse etwas beruhigt. Von den Jahrestiefstständen im Februar hat sich der breite Markt in Form des Swiss Performance Index (SPI) wieder rund 10 Prozent emporgearbeitet. In ruhigen Gewässern ist die Schweizer Börse aber noch nicht angekommen, so die Meinung von Marc Hänni.

Hänni leitet bei Vontobel Asset Management den Bereich Schweizer Aktien und erwartet vorerst noch keine Entspannung an der Börse. "Wir können uns vorstellen, dass mit den Halbjahreszahlen etwas Beruhigung in den Markt kommt. Aber makroökonomisch und geldpolitisch hat sich nicht viel geändert. Die Unsicherheiten von Anfang Jahr sind nach wie vor vorhanden", sagt er im cash-Börsen-Talk. Hinzu kämen die ruhigen Handelsmonate im Sommer. "Die Börse wird also keine grossen Sprünge machen", so das Fazit des Aktien-Spezialisten, der auch für zwei Fonds verantwortlich ist.

Beim Blick auf die Kursliste des hiesigen Aktienmarktes zeigt sich: Die vorderen Plätze werden allesamt von kleineren und mittleren Unternehmen besetzt. Aktien wie jene von AFG Arbonia Forster, Leclanché, Emmi oder Peach Property haben im laufenden Jahr 30 Prozent und mehr zugelegt. Zuwachsraten, von denen die Firmen im Swiss Market Index (SMI) nur träumen können. Dort ist ABB mit einem Plus von 13 Prozent der Primus.

Mid und Small Cap weiter vorne dabei

"Diese Outperformance der Small und Mid Cap ist nicht aussergewöhnlich. Das war schon in den vergangenen Jahren immer wieder zu beobachten", sagt Marc Hänni. Die Gründe dafür sieht er einerseits bei der grösseren Diversifikation dieses Aktiensegements. Das Klumpenrisiko der Pharma- und Nahrungsmittelbranche fällt weniger ins Gewicht.

Zudem gebe es viele Nischenplayer im KMU-Bereich, die sehr innovativ und in ihrem Bereich Marktführer seien und sich rasch an neue Gegebenheiten anpassen könnten. Auch für den weiteren Jahresverlauf ist der Vontobel-Experte zuversichtlich: "Mid und Small Cap werden weiterhin outperformen."

Ganz besonders mag der Fondsmanager den Antriebsspezialisten Belimo oder den Chip-Entwickler u-blox. Zwei Aktien, die in der Vergangenheit bereits stark angestiegen sind: Belimo notiert knapp unter Allzeithoch und der steile Aufstieg von u-blox wurde in den letzten Monaten etwas abgebremst. Trotzdem traut Hänni ihnen weiteres Wachstum zu.

Gerade bei den Trends zu autonomem Autofahren oder der Kommunikation von Maschinen untereinander (Internet of Things) ist u-blox mit seinen Produkten vorne dabei. Auch der Hörgeräte-Hersteller Sonova und der Logistiker Kühne+Nagel stehen auf Hännis Einkaufszettel.

Fehlgriffe gehören dazu

Weniger Glück hatte Hänni mit dem Investment in Aryzta. Der Backwarenhersteller hat den Markt jüngst enttäuscht. Einerseits mit einem vorsichtigen Margen-Ausblick. Andererseits sorgte der Verkauf eines grossen Aktienpakets Aryzta-Aktie brach ein.

Dennoch behält Hänni den Titel in seinem Fonds: "Entgegen dem Aktienkurs ist das Feedback der Aryzta-Kunden gut. Die Firma gilt als sehr zuverlässig." Zu den Abnehmern der Backprodukte gehören unter anderem McDonald's, Starbucks oder Lidl. "Das Management hat unglücklich kommuniziert, aber Aryzta ist im europäischen Vergleich eine der günstigsten Food-Aktien", sagt Hänni.

Zudem äussert sich Marc Hänni im cash-Börsen-Talk zum Verhalten seiner Kunden, zur schwachen Performance vieler Bank-Aktien und zu seinen Favoriten aus dem SMI.