Die US-Konsumentenpreise stiegen im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat auf 3 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Das ist der kleinste Anstieg seit März 2021. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 3,1 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Rate noch bei 4 Prozent gelegen.
Von Mai auf Juni zogen die Preise um durchschnittlich 0,2 Prozent an und damit ebenfalls etwas schwächer als erwartet.
"Die Inflationsrate hat die Intensivstation verlassen und befindet sich in der Rekonvaleszenz", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Dass die Inflationsgefahren aber noch nicht gebannt sind, zeigt die Entwicklung der Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel außen vor bleiben. Diese Rate sank zwar ebenfalls stärker als erwartet auf 4,8 von 5,3 Prozent, bleibt aber deutlich erhöht.
Die Kernrate gilt als guter Indikator für die grundlegenden Inflationstrends und wird deshalb von der US-Notenbank Fed genau analysiert. Diese strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. Der Preisdruck sei immer noch zu hoch, kommentierte der US-Notenbanker Thomas Barkin die aktuelle Entwicklung.
"Bei der Inflation ist noch immer viel zu viel Druck im Kessel", sagte auch Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG. "Die Fed wird die Leitzinsschraube deshalb Ende des Monats nochmals eine Umdrehung fester drehen."
Inflationsdaten stehen derzeit besonders im Fokus, weil sie für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed von grosser Bedeutung sind. Die Notenbank hatte zwar im Juni die Zinsspanne bei 5,00 bis 5,25 Prozent beibehalten. Diese Pause sollte jedoch nicht als Signal interpretiert werden, dass der Zinsgipfel bereits erreicht sei, warnte der Chef der New Yorker Filiale der Fed, John Williams.
Die Fed habe mit ihren Projektionen und in ihrer Kommunikation angedeutet, dass sie noch einen Weg vor sich habe, um die Geldpolitik auf einen ausreichend restriktiven Kurs zu bringen, damit die Inflation auf zwei Prozent zurückgehe, sagte Williams der "Financial Times".
(Reuters/cash)
