Gute Arbeitsmarktdaten sind Treibstoff für den Temporärstellenvermittler Adecco. Doch um die Konjunktur in der Europäischen Union ist es nicht gut bestellt. Gerade Frankreich meldet fast monatlich rekordhohe Arbeitslosenzahlen. Adecco erwirtschaftet fast ein Viertel des Umsatzes in der "Grande Nation".

Entsprechend runtergeprügelt wurde der Aktienkurs (siehe Chart). Im Vergleich zum Jahresanfang notierten die Titel gut 9 Prozent tiefer, derweil der Swiss Market Index (SMI) gut 7 Prozent höher steht. Auch am Mittwoch, ein Tag vor der Publikation der Drittquartalszahlen, bekunden die Adecco-Titel Mühe. In den drei Wochen zuvor allerdings kletterte der Aktienkurs um rund 9 Prozent.

 

Adecco-Aktienkursentwicklung seit Januar 2014

Überrascht der Quartalsausweis?

Grund für die Kursrally ist zum einen die gute Stimmung an den Börsen. Andererseits liefern die jüngsten Zahlen des weltgrössten Stellenvermittlers Grund zu Zuversicht; im Juli und August stieg der Umsatz um fünf Prozent. Zudem nimmt der US-Arbeitsmarkt zusehends an Fahrt auf, und da kassiert Adecco ein Fünftel der Einnahmen.

Mit der anziehenden US-Wirtschaft steigt auch die Zuversicht, dass der im Waadtland domizilierte Konzern morgen Donnerstag gute Drittquartalszahlen bringen könnte. Die Analysten trauen Adecco denn auch einiges zu. Laut einem aktuellen Kommentar aus dem Hause Vontobel soll der Aktienkurs in den kommenden 12 Monaten auf 89 Franken steigen. Derzeit notiert die Aktie bei 64 Franken.

Der Markt erwartet sowohl bei den Gewinnzahlen als auch beim Umsatz leichte höhere Werte als im Vorjahresquartal. Hinsichtlich der Bewertungen zeigen sich die Adecco-Titel in einem preisgünstigen Kleid. Die Papiere werden mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 für 2015 gehandelt, was eher auf der günstigen Seite ist. Attraktiv ist auch die Dividendenrendite mit über 3 Prozent. Für risikotolerante Anleger bietet sich somit eine gute Einstiegsgelegenheit – eine Belebung der Wirtschaft vorausgesetzt.

Verkaufsdruck seitens Aktionär fällt weg

Gut zu wissen: Die grösste Adecco-Aktionärin, die Jacobs-Familie, hat laut der Nachrichtenagentur AWP ihren Aktienanteil von ursprünglich 18,4 Prozent nun praktisch vollständig abgebaut.

Generell gilt für geplante Aktieninvestments: Anleger sollten die Folgen der anstehenden Zinswende in den USA berücksichtigen. Marktbeobachter schätzen, dass sich der Zeitpunkt einer Zinserhöhung um die Jahreswende konkretisieren könnte (cash berichtete). Dies dürfte zumindest kurzfristig zu Verwerfungen an den Aktienmärkten führen. Zyklische Titel wie Adecco leiden dann stärker als defensive.