Die Allianz Global Investors (AllianzGI) hatte zwei der "Structured Alpha"-Fonds mit der aggressivsten Anlagestrategie im März nach hohen Verlusten liquidiert. Die Kläger werfen der Kapitalanlage-Tochter des Münchner Versicherungsriesen vor, bewusst von der Strategie abgewichen zu sein, die Hedgefonds mit Optionen gegen einen kurzfristigen Absturz an den Finanzmärkten abzusichern. Die in New York eingereichten Schadenersatz-Klagen summierten sich Ende der vergangenen Woche bereits auf vier Milliarden Dollar, wie Reuters errechnet hat.

Unter den Klägern ist neben dem Pensionsfonds für Lehrer im US-Bundesstaat Arkansas (ATRS) auch der Fonds für die Mitarbeiter des Betreibers der New Yorker Verkehrsbetriebe, der Metropolitan Transport Authority (MTA). Er hatte für 200 Millionen Dollar in die geschlossenen Allianz-Fonds investiert, um die Betriebsrenten-Ansprüche der 70'000 Mitarbeiter zu erfüllen. In der Klageschrift heisst es, AllianzGI habe eine "wetterfeste" Anlagestrategie versprochen, habe dann aber aus Eigennutz auf eine Erholung am Markt gesetzt und damit "die schwer verdienten Pensionen der MTA-Mitarbeiter aufs Spiel gesetzt, die zur gleichen Zeit ihr Leben riskierten, um New York in der Corona-Pandemie am Leben zu halten".

Ein Sprecher von AllianzGI wies die Vorwürfe zurück: "Auch wenn die Verluste bedauernswert sind, sind die Vorwürfe der Kläger "rechtlich und faktisch unzutreffend". Der Versicherer werde sich dagegen zur Wehr setzen. Schliesslich handle es sich bei den Pensionsfonds um professionelle Anleger, die Fonds mit einem höheren Rendite-Risiko-Profil gekauft hätten. Sie sollten bis zu zehn Prozent höhere Renditen bringen als der S&P-500-Index. Mit einem der Fonds erlitten die Käufer laut den Klagen einen Verlust von 97 Prozent.

Die Allianz hatte selbst im Halbjahresbericht eingeräumt, dass die Hedgefonds-Verluste auch die US-Wertpapieraufsicht SEC auf den Plan gerufen hatten. Man kooperiere mit der Behörde. Für eine Stellungnahme war die SEC vorerst nicht erreichbar. Allianz Global Investors hatte eine eigene Untersuchung eingeleitet und war im Juli zu dem Schluss gekommen, dass die Verluste "nicht das Ergebnis einer fehlerhaften Portfolio-Investmentstrategie oder Fehlern im Risikomanagement" gewesen seien.

(AWP)