Das Geschäft der Zurich habe sich in den ersten sechs Monaten trotz der Unsicherheiten gut entwickelt, sagte Zurich-Chef Mario Greco am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. "Wir verfolgen weiterhin unseren Dreijahresplan mit vollem Engagement."

Im Frühling hatte die Zurich die Corona-Belastungen für 2020 auf rund 750 Millionen US-Dollar veranschlagt. An dieser Prognose hält der Versicherer fest. Der Betrag wurde aber bereits im ersten Semester voll verbucht.

Ergebnisse unter Druck

Das hat Folgen: Der Betriebsgewinn (BOP) fiel in der ersten Jahreshälfte um 40 Prozent auf 1,70 Milliarden Dollar und der Reingewinn sackte um 42 Prozent auf 1,18 Milliarden ab. Neben Corona hätten auch ungünstige Entwicklungen an den Kapitalmärkten sowie höhere Naturkatastrophenkosten auf den Gewinn gedrückt.

Von Corona wurde in erster Linie die Unfall- und Schadenversicherung in Mitleidenschaft gezogen. Rund drei Viertel der Kosten seien auf Leistungen für Betriebsunterbrüche zurückzuführen, erklärte Finanzchef George Quinn im Gespräch mit AWP. Geringere Summen drückten überdies im Reisegeschäft auf den Gewinn.

Die Schaden-Kosten-Quote in der Schadenversicherung verschlechterte sich um 4,8 Prozentpunkte auf 99,8 Prozent und liegt damit noch knapp im grünen Bereich. Bis zu einem Wert von 100 Prozent schreibt eine Gesellschaft in diesem Geschäft noch einen Gewinn.

In der Schweiz deckt die Zurich laut Quinn Kundenansprüche aus Epidemieversicherungen - auch wenn es sich bei Corona um eine Pandemie handele. Darüber hinaus sei den unter Corona leidenden Firmen finanzielle Erleichterungen wie Prämiennachlässe oder Zahlungsaufschübe gewährt worden.

Wachstum dank höherer Preise

In der für Versicherungsberater schwierigen Arbeitssituation gelang der Zurich in der Schadenversicherung ein beachtliches Wachstum. Dank digitaler Unterstützung habe man aus dem Home Office mit bestehenden und auch mit neuen Kunden in Kontakt treten können, hiess es. Schadenmeldungen werden per Video aufgenommen, Verträge elektronisch unterschrieben oder eine Risikobeurteilung kann virtuell erfolgen.

Vor allem das Geschäft mit Firmenkunden, das rund 70 Prozent am Volumen der Schadensparte ausmacht, ist auf vergleichbarer Basis mit plus 8 Prozent stark gewachsen. Dazu hätten deutliche Preiserhöhungen in Nordamerika und Europa beitragen. Gesamthaft wuchs das Volumen der Sparte um 2 Prozent auf knapp 19 Milliarden Dollar.

Einschnitte musste die Zurich wegen des Lockdowns in vielen Ländern im Vertrieb von Lebensversicherungsprodukten hinnehmen. Im Neugeschäft ging der Umsatz um Währungseinflüsse sowie Zu- und Verkäufe bereinigt um 15 Prozent zurück. Doch mit den Corona-Lockerungen rund um den Globus erhole sich auch dieses Geschäft.

Ungewisse Zukunft

Wie sich eine starke zweite Corona-Welle auf die Ergebnisse der Gruppe auswirken könnte, sei höchst ungewiss. Das hänge von einer Reihe von Faktoren ab, sagte Greco. Entscheidend sei, wo und für wie lange ein neuer Lockdown verhängt würde. Dagegen sieht Finanzchef Quinn in der Explosion in Beirut kein grosses Schadenereignis für den Konzern.

Die Zurich bleibe in der Krise mit hoher Liquidität ausgestattet, verfüge über eine starke Kapitalbasis und sei bestrebt, die an die Investoren abgegebenen Versprechen zu erfüllen, fuhr Quinn fort. Damit sprach er das im vergangenen Herbst abgegebene Dividendenversprechen an. Den Plänen zufolge sollen jährlich jeweils 75 Prozent des erzielten Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

(AWP)