Wer in den USA nach Wachstumsaktien Ausschau hält, fokussiert sich häufig auf die grossen Tech-Werte. Doch Apple, Alphabet und Co. bläst derzeit ein rauer Wind entgegen: Der Handelsstreit verkompliziert ihnen die Produktion und den Verkauf, darüber hinaus steigt auch der politische Druck auf diese Unternehmen, da die Monopolstellung vielen Politikern ein Dorn im Auge ist.

So haben Apple und Facebook in den letzten vier Wochen 12 Prozent eingebüsst. Alphabet steht mit minus 8 Prozent nur unwesentlich besser da. Das Rückfall-Risiko bei solchen Werten bleibt hoch, zumal der Ausgang im laufenden Disput zwischen USA und China sehr unberechenbar bleibt.

Da lohnt es sich für USA-interessierte Anleger, stattdessen auf andere Titel aus Übersee zu schielen. Denn Kursraketen gibt es durchaus, auch im aktuellen Umfeld. cash hat vier Titel aus dem Dow-Jones-Index herausgepickt, die derzeit eine beeindruckende Kursperformance hinlegen:

Visa - Die 1000-Prozent-Aktie

Der global tätige Zahlungsabwickler Visa hat in diesem Jahr an der Börse bereits 23 Prozent zugelegt. Doch der Aufschwung hält schon seit sehr langer Zeit an: In den letzten 10 Jahren hat die Aktie von 15 auf über 160 Dollar zugelegt - das ist ein Anstieg von sage und schreibe 1000 Prozent. Wer also vor 10 Jahren 10'000 Dollar in Visa-Aktien investierte, hat daraus bis heute rund 110'000 Dollar gemacht - Dividende nicht eingerechnet. Eindrücklich auch der Visa-Kurschart für diesen Zeitraum:

Kursentwicklung der Visa-Aktie in den letzten 10 Jahren, Quelle: cash.ch

Mit den im April veröffentlichten Quartalszahlen konnte Visa einmal mehr die Markterwartungen übertreffen. Gefährlich für Visa ist allerdings der neue Trend hin zum mobilen Zahlen via Smartphones, was irgendwann die Kreditkarte obsolet machen könnte. Doch Visa hat sich vorsorglich bereits an verschiedenen auf Mobile Payments fokussierten Firmen, wie etwa die US-Firma Square um Twitter-Gründer Jack Dorsey, beteiligt. Und mit einem aktuellen Cash-Bestand von 15 Milliarden Dollar sind weitere gezielte Akquisitionen realistisch.

Der gute Lauf von Visa könnte noch anhalten, ein Einstieg bleibt interessant. Das sehen auch Analysten so:  90 Prozent empfehlen gemäss Yahoo Finance derzeit zum Kauf der Aktie. Und das durchschnittliche Kursziel von 180,50 Franken liegt mehr als 10 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Walt Disney - Mehr als nur Mickey Mouse

Im Gegensatz zu Visa zeigt der Kurschart von Walt Disney nicht wie eine Schnur nach oben. Die letzten vier Jahre waren vielmehr geprägt von Hochs und Tiefs. Derzeit befindet sich der Unterhaltungskonzern gerade in einer Hochphase: Plus 23 Prozent sind es seit Jahresbeginn. Der volatile Geschäftsverlauf hat damit zu tun, dass Walt Disney dann und wann grosse Kassenschlager im Kino hat, die auch dem Aktienkurs helfen. Derzeit ist es etwa der Kinofilm "Avengers: Endgame", der alle Rekorde knackt.

Sehr profitabel sind zudem die Themenparks und Resorts - sie stellen im Gegensatz zu den Blockbuster-Filmen eine konstante Einnahmequelle dar. Künftig will CEO Robert "Bob" Iger stark auf das Streaming-Geschäft setzen. Ab November startet in den USA der Online-Service Disney+, der dem Branchenführer Netflix Konkurrenz machen will. Dieser Einstieg ist höchst riskant, könnte aber gelingen, da Disney über sehr starke Marken verfügt, die viele Zuschauer anlocken dürften. Trotzdem drängt sich zum jetzigen Preis kein Aktienkauf auf, zu ungewiss ist der Erfolg im Streamingmarkt. Ausserdem: Die nächste Kino-Flautephase kommt bestimmt.

McDonald’s – Mit Speck fängt man Kunden

Die Aktie von McDonald’s weist in den letzten 52 Wochen an der Börse ein Plus von 23 Prozent auf. Allein in diesem Jahr geht es 12 Prozent aufwärts. Im letzten Quartal konnte die Fast-Food-Kette überraschend viele neue Kunden anlocken - unter anderem dank Sonderangeboten wie extra viel Speck ("Bacon Event") oder den "Donut Sticks". Speck ist auch an der Aktie dran - in Form von Dividende: Pro Quartal und Aktie werden 1,16 Dollar ausgeschüttet, was eine jährliche Rendite von 2,3 Prozent ergibt. Beeindruckend ist hier vor allem die konstante Anhebung: Seit dem Jahr 1976 erhöht der Konzern jedes Jahr die Dividende.

Kursentwicklung McDonald's-Aktie in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Jüngst kaufte McDonald’s Dynamic Yield für 300 Millionen Dollar - es war der grösste Zukauf der letzten 20 Jahre. Das Startup aus Israel ist im Bereich Big Data tätig, der Burgerkonzern will so Kundendaten besser auswerten und für massgeschneiderte Werbung nutzen. Analysten nehmen die neue Digitalstrategie sehr positiv auf, auch wenn unklar bleibt, wie sehr und ob dadurch die Verkäufe angekurbelt werden können. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019 von geschätzten 27 ist die Aktie eher teuer bewertet, für einen Einstieg sollte zumindest eine Kurskorrektur abgewartet werden.

Walmart – Der Riese erwacht im Digitalbereich       

Ein Fünftel hat die Aktie des US-Detailhändlers Walmart in den letzten 12 Monaten zugelegt. Im vergangenen Quartal stiegen die Erlöse zwar nur gering an, dafür aber floriert das Online-Geschäft in den USA. Und dank hohen Investitionen wird Walmart auch künftig vor allem im E-Commerce-Bereich stark zulegen. Bereits 2018 setzten im US-Onlinehandel nur Amazon und Ebay noch mehr um, allerdings kommt Walmart in diesem Bereich auf einen Marktanteil von gerade mal 4 Prozent.

Mit 2,3 Millionen Angestellten ist der Konzern mit Haupsitz in Bentonville (US-Bundesstaat Arkansas) der grösste private Arbeitgeber der Welt. Im Vergleich zum Online-Konkurrenten Amazon generiert Walmart gesamthaft etwa doppelt so viel Umsatz, während der Gewinn vergleichbar ist. Nur: Walmart ist an der Börse weniger als 300 Milliarden Dollar wert, Amazon hingegen 850 Milliarden Dollar. Das heisst aber nicht, dass die Walmart-Aktie wegen dieser geringeren Bewertung automatisch ein Kauf ist. Im Gegenteil: Die mögliche Einführung von Zöllen gegen Mexiko - was Präsident Donald Trump derzeit plant - wäre Gift für die Aktie. Denn: Walmart importiert viel Gemüse und andere Frischwaren aus Mexiko.