"Die Stimmung ist derzeit schlechter als die wirtschaftliche Lage", sagt Michael Hünseler, Chef-Portfoliomanager für Anleihen beim Vermögensverwalter Assenagon. Die Kurse vieler Aktien befänden sich auf einem Niveau, das zwar eine deutliche Eintrübung der Konjunktur suggeriere, analysiert Bernd Meyer, Chef-Anlagestratege der Vermögensverwaltung bei der Berenberg Bank.

In der alten Woche hatten wieder aufgeflammte Konjunktursorgen den Börsen zunächst zugesetzt. Dank der Aussicht auf vorerst unverändert niedrige Zinsen in der Euro-Zone legte zum Beispiel der deutsche Leitindex Dax auf Wochensicht 0,7 Prozent zu, der Dow Jones konnte sich um 0,1 Prozent steigern. Der Swiss Market Index verlor dagegen 1,1 Prozent.

Wegen zahlreicher politischer Risiken müsse allerdings mit verstärkten Kursausschlägen gerechnet werden, sagt Mark Phelps, Chef-Anleger beim Vermögensverwalter Alliance Bernstein. "Volatilität ist per se nicht unbedingt etwas Schlechtes, sie gehört einfach zum Marktgeschehen dazu. In den letzten Jahren haben sich die Anleger jedoch an ungewöhnlich niedrige Kursschwankungen gewöhnt."

Neue Turbulenzen wegen Zollstreit?

Für neue Turbulenzen könnte der Zollstreit zwischen den USA und China sorgen. In der neuen Woche wollen die beiden Länder über eine Lösung verhandeln. Widersprüchliche Aussagen zur Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden weltweit größten Volkswirtschaften sorgten zuletzt immer wieder für Verwirrung.

Auch das Thema Brexit birgt Überraschungspotenzial, da Experten uneins sind, wie groß die Gefahr eines ungeordneten Brexit ist. Das Unterhaus will am Dienstag über den "Plan B" von Premierministerin Theresa May abstimmen. Dieser unterscheidet sich allerdings kaum von der bereits ausgehandelten Scheidungsvereinbarung zwischen Großbritannien und der EU, die Mitte Januar vom britischen Parlament abgeschmettert wurde.

"Wir halten die Lage für so undurchsichtig und die Gefahr eines harten Brexit für so signifikant, dass wir nur sehr risikogeneigten Anlegern die Wette auf wieder steigende Sterling-Notierungen nahelegen würden", sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock.

Novartis und Roche mit Jahreszahlen

Die US-Börsen hatten sich auf Wochensicht wie gesagt kaum bewegt. Frische Impulse für die Aktienmärkte erhofften sich Börsianer von den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag. Beschäftigung und Lohnentwicklung sind wichtige Faktoren für die US-Geldpolitik. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten liefern die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP am Mittwoch. Wenige Stunden später werde Fed-Chef Jerome Powell wohl bekräftigen, dass sein Haus die Zinsen behutsam anheben werde, sagt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner.

In Deutschland stehen am Dienstag der GfK-Index, der die Kauflaune der deutschen Verbraucher widerspiegelt, sowie die Barometer für die Stimmung in den europäischen Chef-Etagen auf dem Terminplan. Die deutschen (Mittwoch) und europäischen (Freitag) Inflationsdaten werden Börsianern zufolge die Einschätzung untermauern, dass eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) frühestens 2020 zu erwarten ist.

Unabhängig davon öffnet die Deutsche Bank ihre Bücher. Jahreszahlen bringen in der neuen Woche unter anderem auch der Elektronik-Herstellers Apple (Dienstag), der Airbus-Rivale Boeing und das Online-Netzwerk Facebook (jeweils Mittwoch). Der Uhrenhersteller Swatch wird voraussichtlich in den kommenden Tagen die Zahlen zum Geschäftsjahr 2018 veröffentlichen. Am Mittwoch bringt Novartis und am Donnerstag Roche die Zahlen.

(Reuters/cash)