Wer vor 20 Jahren in den Swiss Market Index (SMI) investiert hat und das Geld einfach liegengelassen hat, konnte eine stolze Summe Geld verdienen. Konkret hätte sich das Investment verdreifacht, pro Jahr wäre es im Durchschnitt um 5,5 Prozent angewachsen. Besonders einfach und günstig umsetzbar sind solche Strategien mit einem an der Börse gehandelten Fonds (ETF), der den SMI 1:1 nachbildet.

Das Kuriose daran: Kaum jemand in der Schweiz investiert auf diese Art und Weise. Denn wie eine aktuelle Studie der Branchenorganisation ETF Ambassadors zeigt, legen erst 7 Prozent der Deutschschweizer mittels ETF Geld an. Viel beliebter sind hingegen Aktien. 31 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, diese Anlageform zu nutzen – noch vor Immobilien (16 Prozent) und klassischen Anlagefonds (14 Prozent).

Aufgrund ihrer breiten Diversifizierung, ihres passiven Managementstils und ihrer transparenten Zusammensetzung werden ETF immer wieder als einfache Anlagevehikel im Fonds-Bereich angepriesen. Wie aber aus der erwähnte Studie hervorgeht, fehlt vielen Privatanlegern das nötige Wissen für einen Kaufentscheid zugunsten von ETF. Das bestätigt auch Claudine Sydler von Hinder Asset Management, eine Vermögensverwaltung, die ganz auf Indexanlagen setzt. "ETF sind noch nicht richtig bei Schweizer Privatanlegern angekommen. Viele Personen sind immer noch auf Einzeltitel fixiert, identifizieren sich auch mit einem Unternehmen", sagt sie zu cash.

Banken im Interessenkonflikt

Herkömmliche, aktiv betreute Anlagefonds sind durch ihre längere Tradition den Leuten ebenfalls bekannter als neuere Produkte wie ETF oder Index-Fonds – und landen somit eher in einem Portfolio. Dass sich viele Anleger aufgrund des mangelnden Wissens in Finanzfragen in erster Linie an den Bankberater wenden, kommt der Beliebtheit von ETF ebenfalls nicht entgegen. Denn die Bank stehe in einem Interessenkonflikt, sagt Anita Rüegsegger, unabhängige Vermögensberaterin von Rüegsegger Vermögensarchitektur.

"Die Bank will Produkte mit einer hohen Marge verkaufen und das sind eben gerade keine ETF, sondern aktiv gemanagte Produkte", so Rüegsegger zu cash. Überhaupt werde dem Bankberater zu viel zugetraut, auch wenn dieser nicht mehr als die Marktperformance garantieren könne.

Beliebt sind ETF hingegen bei institutionellen Investoren. Hauptsächlich sie sorgten dafür, dass der ETF-Umsatz an der Schweizer Börse im ersten Halbjahr 2015 um 11 Prozent auf 54 Milliarden Franken angewachsen ist. Das gesamte, in der Schweiz angelegte ETF-Volumen beläuft sich mittlerweile auf mehr als 70 Milliarden Franken.

«Grösster Feind des Anlegers ist der Anleger selbst»

Auch weltweit ist diese Anlageklasse auf dem Vormarsch. Das via ETF verwaltete Vermögen stieg unlängst auf knapp 3 Billionen Dollar. Doch im Ausland sind es zu einem grossen Teil Privatinvestoren, die ihr Geld in ETF parkieren. In den USA machen diese bereits 65 Prozent des verwalteten Vermögens aus, in Gesamteuropa sind es rund 30 Prozent.

Um in der Schweiz auch an einen solchen Punkt zu kommen, braucht es laut verschiedenen Experten vor allem Aufklärung. Anita Rüegsegger sieht nicht zuletzt die Schulen in der Pflicht, ein Basiswissen für Finanzthemen zu vermitteln. Die Vermögensberaterin erkennt immer wieder, dass Privatpersonen wenig kostensensitiv sind, wenn es ums Anlegen geht. Geht es hingegen um einen Autokauf oder um die Ferienplanung würde viel mehr Zeit aufgewendet, um Preise und Leistungen zu vergleichen. "Der grösste Feind des Anlegers ist also der Anleger selbst", so Rüegsegger.

Schweizer Anleger, die dennoch auf ETF setzen, tun es vor allem aufgrund der tiefen Kosten, wie die Studienautoren von ETF Ambassadors schreiben. Als zweiter wichtiger Faktor wird die Transparenz genannt: Anleger wissen, wo sie ihr Geld investieren und was sie dafür bezahlen.