Das Dilemma steht in Zusammenhang mit nicht in Einklang stehenden Regeln der Buchführung. Zwar hat die Deutsche Bank im Einklang mit internationalen Bilanzierungsstandards (IFRS) eine Abschreibung in Höhe mehrerer Milliarden Euro auf die Postbank vorgenommen. In der Gewinn- und Verlustrechnung, welche die Bank nach dem deutschen HGB erstellt, ist dieser Schritt jedoch nicht vollzogen worden. Ein Verkauf der Postbank, deren geschätzter Wert bei etwa der Hälfte des Kaufpreises liegt, würde einen entsprechenden Wertberichtigungsbedarf auch nach HGB zwingend erfordern. Bei einem Verkauf der Postbank hätte dies Folgen für die Pflichtwandelanleihen. Die Bank kann nur dann die Zinskupons auf die sogenannten AT1-Papiere auszahlen, wenn keine Abschreibung erfolgt.

Zwei Mal bereits haben 2016 Ängste Investoren aufgeschreckt. Dabei stand jeweils die Frage im Raum, ob die Deutsche Bank in der Lage sei, Zinszahlungen auf die AT1-Anleihen zu leisten. In der Folge kam es in beiden Fällen zu deutlichen Kursverlusten bei den Aktien und den AT1-Papioeren. Die Bank kann zwar auf Rückstellungen zurückgreifen. Aber in der Auseinandersetzung mit US-Behörden in der Frage, ob es beim Verkauf von Hypothekenpapieren zu Fehlverhalten gekommen ist, steht eine Forderung in Höhe von 14 Mrd. Dollar von US-Seite im Raum. In den letzten Quartalen hat die Bank Mühe bekundet, profitabel zu arbeiten, die Eigenkapitaldecke zu stärken und die Kapitalquoten zu verbessern.

"Sie haben eine Reihe von kleineren Vermögenswerte verkauft. Aber um ihre Kapitalziele wirklich zu erreichen, muss die Deutsche Bank die Postbank verkaufen", sagt Bridget Gandy, geschäftsführende Direktorin bei Fitch Ratings in London. Entscheidend sei die Frage, was die Privatkundensparte wirklich wert sei, vor dem Hintergrund der Struktur des deutschen Bankenmarkts. Fitch hatte die Bonitätsnote der Deutschen Bank in der vergangenen Woche auf die Beobachtungsliste im Hinblick auf eine Herabstufung gesetzt.

Die AT1-Papiere sind die ersten Anleihen, die im Krisenfall zur Deckung von Verlusten herangezogen werden. Emittenten können dabei Kuponzahlungen aussetzen.

Deutsche Bank nimmt sich Zeit beim Verkauf

Deutsche Bank hat mitgeteilt, es bestehe keine Eile beim Verkauf der Postbank oder bei der Vorbereitung eines Börsengangs. Die Bank warte eine Erholung der Märkte ab. Ronald Weichert, Sprecher der Bank in Frankfurt, gab keinen Kommentar ab zur Frage, ob die Pflichtwandelanleihen einen Verkauf der Postbank erschweren.

Marcus Schenck, der Finanzvorstand der Deutschen Bank, sagte letzte Woche die Bank halte an ihren Plänen fest, die Postbank zu verkaufen. Sollte ein Verkauf nicht zustande kommen, werde die Bank nach Alternativen suchen, ihre Kapitalziele zu erreichen, so Schenck in einer Telefonkonferenz mit Investoren weiter. Wenn wir sie nicht verkaufen könnten, hätte es rechnerisch Auswirkungen auf die Entwicklung der Kapitallage, sagte Schenck. Dann müsste die Bank Massnahmen identifizieren, um dies zu kompensieren, was auch erfolgen würde.

Die Deutsche Bank hatte im Vorjahr auf das Privatkundengeschäft Abschreibungen in Höhe von 3,6 Mrd. Euro vorgenommen. Der grösste Teil davon entfiel auf die Postbank. Die Abschreibung auf den Unternehmenswert spiegelt die Differenz wider, zwischen dem Wert, den eine Sparte nach Einschätzung des Unternehmens aktuell hat und dem Aufschlag gegenüber dem Buchwert zum Zeitpunkt des Erwerbs. Insgesamt hat Deutsche Bank 2015 Abschreibungen auf zahlreiche Unternehmensteile in Höhe von 5,8 Mrd. Euro vorgenommen, was zu einem Verlust in Höhe von 6,8 Mrd. Euro führte.

(Bloomberg)