Warum ist Warren Buffett so reich? Was hat der wohl bekannteste Investor in seiner langjährigen Laufbahn besser gemacht als "normale" Anleger? In Anlegerkreisen hat der 84-jährige Buffett längst Legendenstatus, unzählige Trittbrettfahrer versuchen seine Anlagestrategie zu kopieren. Es gibt sogar Fondsmanager, die sie exakt abkupfern.

Vor einem halben Jahrhundert übernahm Buffett das damalige Textilunternehmen Berkshire Hathaway, formte es zu einer Beteiligungsgesellschaft mit mehr als 80 Firmen und hat damit die Finanzmärkte erobert. Mittlerweile wird sein Privatvermögen auf 72 Milliarden Dollar geschätzt, die Aktie von Berkshire ist mit 216'000 Dollar die schwerste der Welt.

Pünktlich zum 50-Jahr-Jubiläum informierte Buffett nun seine Aktionäre im jährlichen Investorenbrief über die eigenen wichtigsten Investmentgrundsätze. Von vielen Kommentatoren und Beobachtern analysiert, lassen sich diese Tipps wie folgt zusammenfassen:

1) Eine Aktie ist mehr als ein Stück Papier

Bei einem Aktieninvestment geht es um den inneren Wert eines Unternehmens. Die Aktie repräsentiert dabei den Wert zukünftiger Gewinne. Und genau aus diesem Grund sollte investiert werden. Der Gewinn pro Aktie oder die Qualität des Managements sind dabei hilfreiche Anhaltspunkte. Buffett betreibt seit jeher dieses sogenannte "Value Investing". Hippe Tech-Unternehmen finden sich deshalb in seinem Portfolio nicht – im Gegensatz zu den eher als langweilig geltenden Aktien von Walmart oder Coca-Cola.

2) Zeitpunkt ist entscheidend

Buffett kauft und verkauft seine Aktien oft zu einem optimalen Zeitpunkt. Das ist leichter gesagt als getan, doch vor allem der Einstieg ist entscheidend. Der Starinvestor hält stets nach unterbewerteten Aktien Ausschau. Gutes Anschauungsmaterial lieferte die Finanzkrise 2007 und 2008. Auf deren Höhepunkt investierte Buffett trotz fallender Kurse in die Bankaktien von U.S. Bancorp, Bank of America oder Wells Fargo. Zudem griff er 2008 der schlingernden Swiss Re unter die Arme - und verdiente dabei gutes Geld.

3) Eigenes Ego zurückstellen

Auch das "Orakel von Omaha" ist nicht von Fehlentscheidungen gefeit. So bescherte der Kursrutsch der britischen Supermarktkette Tesco dem Börsen-Guru herbe Verluste. Auch seine Beteiligungen an IBM drückten auf die Gesamtperformance. Doch Buffett ist bekannt dafür, sein eigenes Ego zurückzustellen und seine Mitarbeiter dort einzusetzen, wo er selbst Schwächen hat. Zum Beispiel beim Management von Berkshire-Beteiligungsfirmen. Aber eben: Auf langfristige Sicht gingen Buffetts Wetten mehrheitlich auf.

4) Gebühren im Auge behalten

Kürzlich äusserte sich Buffett über die Zeit nach seinem Tod. Mit seinem persönlichen Bargeld hat er ganz Einfaches vor: "10 Prozent in kurzfristige Staatsanleihen und 90 Prozent in Indexfonds und das wars." Dabei denkt Buffett an ein Produkt für den S&P 500 des Fondsanbieters Vanguard, weil dort die Kosten besonders tief seien. Seit Anfang 2013 sind auch in der Schweiz einige Vanguard-Fonds erhältlich. Vermögensverwaltern steht Buffett skeptisch gegenüber. Obwohl es gute Leute gebe, sei es schwierig diese zu identifizieren.

5) Disziplin schlägt Mode

Die erwähnten Grundsätze hat sich Buffet wirklich zu Herzen genommen. Er hält sich auch in unruhigen Zeiten an seine Strategie und läuft keiner Investmentmode hinterher. Folglich sollten Investoren eine langfristige Perspektive einnehmen und nicht in Versuchung geraten, mit kurzfristigen Ausschlägen Geld zu verdienen. Nur mit einem langfristigen Investment-Horizont ist es möglich, die Volatilität auszusitzen, die Aktien gezwungenermassen mit sich bringen. Daraus leitet sich ein viel zitiertes Buffett-Bonmot ab: "Kaufe nie eine Aktie, wenn du nicht damit leben kannst, dass sich der Kurs halbiert."

Und noch etwas muss beachtet werden: Warren Buffett war oft auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort, er hatte also mehr als einmal eine Portion Glück.