Es ist eine Geschichte, die typisch für den Wasserstoff-Player ist. Am 10. November publiziert Nikola Motor Zahlen für das dritte Quartal, die äusserst bescheiden ausfallen. Umsatz: Null (300'000 Dollar im Vorjahr). Das operative Ergebnis: minus 117 Millionen Dollar (Vorjahr minus 13 Millionen Dollar).

Und die Aktie? Legt seither um 90 Prozent zu, allein seit Freitag um 30 Prozent. In den Monaten zuvor hatte sie über drei Viertel ihres Werts verloren. Ein mit Betrugsvorwürfen gespickter Bericht des Leerverkäufers Hindenburg Research hatte Nikola in ein Chaos gestürzt, an dessen Ende Gründer und CEO Trevor Milton den Hut nehmen musste (mehr dazu hier).

Bis heute konnte Nikola das Gros der Vorwürfe nicht klar widerlegen. Kleinere Vorwürfe hat das Startup sogar eingestanden. So räumte man etwa ein, in einem Werbevideo seinen LKW-Prototypen Nikola One den Berg hinab gerollt zu haben. Der Antrieb war also nicht ein Nikola-Motor, wie suggeriert, sondern die reine Schwerkraft.

Der Grund für den jüngsten Kurssprung dürfte General Motors (GM) sein. Mit dem US-amerikanische Autoriesen kündigte Nikola bereits im September eine Partnerschaft an. GM soll Nikolas mit Spannung erwarteten Pick-up-Truck Badger fertigen, der sowohl mit Elektro- als auch mit Brennstoffzellenantrieb auf den Markt kommen soll. Dieser Plan lag allerdings seit dem Leerverkäufer-Bericht auf Eis.

Jetzt kündigt GM an, die Bemühungen der Trump-Regierung, welche die Emissionsvorschriften in Kalifornien bekämpfen will, nicht weiter zu unterstützen. "Wir sind zuversichtlich, dass die Biden-Regierung, Kalifornien und die US-Autoindustrie gemeinsam einen Weg finden können, der in eine vollständig elektrische Zukunft führt", zitierte das Wall Street Journal den GM-CEO Mary Barra.

Die Börse spekuliert nun darauf, dass zwischen GM und Nikola nun doch ein grosser Deal bevorstehen könnte. Käme ein solcher zustande, wäre das in der Tat eine Art Comeback für das gebeutelte Unternehmen, welches in den letzten Monaten – auch durch eine wenig professionelle Kommunikation – viel an Vertrauen verspielt hatte.

Nikolas Plan ist vielversprechend - auf dem Papier

Die offiziell kommunizierten Ziele von Nikola klingen durchaus verheissungsvoll. Ab Mitte 2021 soll es mit den Null-Umsätzen vorbei sein. Ab dann soll die mit dem italienischen Partner Iveco geplante Produktionsanlage im süddeutschen Ulm in Betrieb gehen. Hergestellt werden soll hier der reine Elektro-LKW Nikola Tre. Das Modell ist für eher kürzere Strecken von bis zu 300 Meilen (480 Kilometer) gedacht.

Doch der Wasserstoff-Truck, Nikolas Steckenpferd, soll erst 2023 vom Laufband gehen. Im gleichen Jahr will das Unternehmen laut Investorenpräsentation rund 12'000 LKWs verkaufen und einen Umsatz von rund 3,2 Milliarden Dollar generieren. Ein operativer Gewinn soll ebenfalls ab 2023 stehen. Hingegen: Zuletzt wurden Gerüchte laut, dass der Bau der geplanten Produktionsstätte in Arizona, die bereits 2021 in Betrieb genommen werden sollte, in Stocken gerät seitdem Ex-CEO Milton den Hut nehmen musste.

Aktie hochspekulativ

Anleger, die in Nikola investieren wollen, werden sich weiterhin warm anziehen müssen. Die Aktie ist und bleibt eine hochspekulative Wette. Nikola hat bis heute noch kein einziges Fahrzeug ausgeliefert. Weder die Technologie noch das Geschäftsmodell sind bisher ausgereift.

Die Pläne lesen sich auf dem Papier zwar vielversprechend, doch was das dann in Tat und Wahrheit mal bedeuten wird, ist höchst unsicher. Das Unternehmen ist schwer zu durchschauen, und die Unternehmenskommunikation für eine Aktiengesellschaft gefährlich intransparent. Sollte der Deal mit GM in trockene Tücher gebracht werden, dürfte dies der Aktie zumindest kurzfristig noch mal ordentlich Schub geben.

Am Mittwoch kommt die Nikola-Aktie zu Handelsbeginn erstmal wieder unter Druck. CEO Mark Russell stand am Dienstagabend Rede und Antwort in Jim Cramer’s "Mad Money” auf dem US-Senber CNBC. Thema war unter anderem die Frage, was Ex-CEO Milton mit seinen knapp 100 Millionen Nikola-Aktien machen werde, wenn nächste Woche seine Haltfrist enden wird. "Ich kann natürlich nicht für Trevor sprechen, aber klar ist, wir belohnen unsere langfristig orientierten Investoren", konnte Russell nur sagen.