Der Sanitärtechnikkonzern Geberit wird zum "Wiederholungstäter": Das am Donnerstag für die erste Jahreshälfte vorgelegte Resultat schrammt sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Gewinn sowie beim Reingewinn teilweise sehr deutlich an den jeweiligen Analystenschätzungen vorbei.

Schon Anfang Mai wartete das in den letzten Jahren stets erfolgreiche Ostschweizer Unternehmen mit einem durchwachsenen Zahlenkranz auf. Damals rappelte sich die Aktie rasch wieder auf und kletterte bis vor wenigen Tagen bei 486,90 Franken auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte. Mit einem um 17 Prozent höheren Börsenwert gehört Geberit seit Jahresbeginn zu den besten Vertretern aus dem Swiss Market Index (SMI).

Die mittlerweile stolze Bewertung (Kurs-Gewinn-Verhältnis von 26 für 2018) macht die Aktie allerdings verletzbar. Denn auch die erstmals kommunizierten Zielvorgaben für das gesamte Jahr fallen überraschend vorsichtig aus. Die Firmenvertreter rechnen mit einem organischen Umsatzwachstum von 3 bis 4 Prozent und einer operativen Marge (EBITDA) von um die 28 Prozent. Zum Vergleich: In Expertenkreisen ging man bisweilen von einem organischen Wachstum von 5 Prozent und einer EBITDA-Marge von 28,5 Prozent aus.

An der Schweizer Börse SIX wird die Geberit-Aktie deshalb mit einem Minus von 5,8 Prozent auf 451,20 Franken abgewatscht. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 440 Franken.

Wie der für die UBS Investmentbank tätige Analyst schreibt, hatte das Unternehmen im Vorfeld schon vor Negativfaktoren wie der hohen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr, der geringeren Anzahl Werktage oder steigenden Personal- und Rohmaterialkosten gewarnt. Dennoch sei die Geschäftsentwicklung insgesamt schwächer als erwartet ausgefallen, so lautet sein Urteil.

Überraschende Schwäche im Schlüsselmarkt Deutschland

Auch von den diesjährigen Zielvorgaben zeigt sich der UBS-Experte nicht sonderlich beeindruckt. Seines Erachtens verfehlen auch diese Vorgaben die Markterwartungen leicht. Er stuft die Aktie vorerst mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 465 Franken ein.

Enttäuscht zeigt sich auch der Analyst von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Das gilt insbesondere für die unerwartete Nachfrageschwäche im Schlüsselmarkt Deutschland, bescherte diese dem Unternehmen im zweiten Quartal doch einen organischen Umsatzrückgang um 0,8 Prozent. Zum Vergleich: Im ersten Quartal wuchs Geberit noch mit 6,7 Prozent.

Auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes rechnet der ZKB-Analyst bei den Markterwartungen an den operativen Gewinn (EBITDA) mit Abwärtsanpassungen von bis zu 5 Prozent. Am "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil hält er unverändert fest.

Neben der Wachstumsflaute stösst sich der für RBC Capital Markets tätige Experte vor allem am Margenrückgang. Dabei seien selbst seine die im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichungen nach unten revidierten Schätzungen verfehlt worden, so schreibt er. 

Festerer Euro dürfte im weiteren Jahresverlauf helfen

Der Analyst schliesst nicht aus, dass das enttäuschende zweite Quartal Ängste in Bezug auf die zukünftige Wachstumsentwicklung und die Schwankungsanfälligkeit beim Umsatz- und Gewinnbeitrag von Sanitec wecken könnte. Er stuft die Aktie deshalb mit "Sector Perform" und einem Kursziel von 450 Franken ein.

Verteidigende Töne schlagen die Berufskollegen von Baader-Helvea und Davy an. Sie beide gehen davon aus, dass Geberit in der zweiten Jahreshälfte dank währungsseitigem Rückenwind zu den Markterwartungen aufschliessen kann. Wie im hiesigen Berufshandel ergänzt wird, ist der Ostschweizer Sanitärtechnikkonzern zudem für seine konservativen Zielvorgaben bekannt. Es sei deshalb nicht auszuschliessen, dass das Unternehmen letztendlich doch noch positiv überraschen kann.

Dennoch nimmt zumindest die Bank Vontobel das 480 Franken lautende Kursziel in negative Revision. Angesichts der einfacheren Vergleichsbasis für die zweite Jahreshälfte wird die Aktie bei der traditionsreichen Zürcher Bank wie bis anhin zum Kauf empfohlen.

Anlässlich der Telefonkonferenz vom Donnerstagvormittag liessen die Firmenvertreter durchblicken, dass sie in der zweiten Jahreshälfte nicht mit währungsbedingten Margenverbesserungen rechnen. Davon zeigt man sich im hiesigen Berufshandel überrascht, galt die Geberit-Aktie bisweilen doch als Gewinner der Euro-Stärke.