Jahr für Jahr wandelt sich das Hotel Steigenberger Belvédère während des World Economic Forums in Davos, das heute Mittwoch beginnt, in einen Hochsicherheitstrakt um. Auf dem Dach stehen Scharfschützen und Videokameras, der Eingang ist mit Dutzenden Security-Angestellten und mehreren Gepäckscannern verstellt.

Der Grund für diese Abschottung sind die prominenten Gäste. "Aus Amerika kommt ein ganz besonderer Gast, und darauf sind wir stolz", sagt Ingo Schwegler, der neue Direktor des weiterhin wichtigsten WEF-Hotels, im cash-Video-Interview. Die Rede ist von US-Aussenminister John Kerry, dieses Jahr einer der bedeutendsten Besuchern des Weltwirtschaftstreffens. 

Aber auch andere Grössen gehen im Steigenberger täglich ein und aus. Zu Schwelgers Gästen gehören unter anderem der britische Premierminister David Cameron, Microsoft-Gründer Bill Gates, die Staatspräsidenten von Südkorea, Mexiko und Kolumbien sowie zahlreiche Firmenchefs, unter ihnen auch Coca-Cola-CEO Muhtar Kent.

Damit sein Personal diese prominenten Gäste auch tatsächlich erkennt und standesgemäss behandelt, hat Schwelger ein akribisches Morgenritual eingeführt: "Wir besprechen jeweils das Kommen und Gehen der Promis. Zudem erhält jeder Mitarbeiter ein Factsheet mit Foto sowie den wichtigsten Informationen."

Viele Manager-Wechsel

"Die Anspannung ist gross", sagt Schwelger. Auf ihm lastet nicht nur der Druck, gegen die neue Hotelkonkurrenz in Davos zu bestehen, sondern dem Traditionshotel wieder Stabilität zu verleihen.

Denn die jüngste Geschichte des Hotels ist geprägt von vielen Manager-Wechseln. Alleine in den letzten zwei Jahren haben sich vier Direktoren die Klinke in die Hand gedrückt. Schwegler will zwar nicth von einer Krise sprechen. Er wendet aber ein, dass eine solche Maskierung von Abgängen einem Traditionshaus nicht zuträglich sind.

Zudem haben in den letzten Jahren die Luxushotels massiv aufgerüstet. Alleine seit 2011 wurden 422 Millionen Franken in die Verschönerung der Davoser Hotels gesteckt. Und letztes Jahr ist mit dem "Goldenen Ei", wie der futuristische Komplex der Intercontintenal-Kette genannt wird, ein neuer WEF-Hotspot entstanden. Hier fand am Dienstagabend nicht nur die Eröffnungsparty statt, auch die berühmt-berüchtigte Google-Party wird neu im Hotel an der Flüela-Passstrasse stattfinden.

40 Prozent des Jahresumsatzes

"Das ist für Davos eine tolle Bereicherung. Die Hotelkultur hat sich sprunghaft verbessert", sagt Schwegler. Allerdings musste das Hotel Steigenberger auf den Aktionismus der Konkurrenz reagieren. Mit sechs Millionen Franken wurden Aussenfassade, die Lobby und der Wellness-Bereich wieder auf den neuesten Stand gebracht.

Diesen Betrag kann der Hotelbetreiber gut verkraften. Die Zahl der Meetings und Parties ist erneut gestiegen. Über 300 Events muss das Steigenberger in gerade mal fünf Tagen reibungslos über die Bühne bringen. Und noch wichtiger: "Kein einziger wichtiger Event des Vorjahres ist abgesprungen", sagt Schwelger.

Kunden halten zu können ist gerade für die Spitzenhotels wichtig. Im Umfeld des fünftägigen Wirtschaftstreffens erzielt das Steigenberger laut Schwelger an die 40 Prozent des gesamten Jahresumsatzes. Auch bei anderen Häusern dürfte dieser Wert bei über 30 Prozent liegen.
 

Im cash-Video-Interview äussert sich Schwegler zudem zu einigen Spezialwünschen seiner Gäste während des WEF. 

Ingo Schwegler ist seit November 2013 Hoteldirektor des  Steigenberger Grandhotel Belvédère in Davos. Zuvor war er während eines Jahres der Stellvertreter des Direktors. Der 36-jährige aus Bayern arbeitet seit 2007 innerhalb der Steigenberger Gruppe.