Die weltweite Ölförderung soll so um rund zwei Prozent gedrückt werden. Ein Fass (159 Liter) der Sorte Brent verteuerte sich deshalb am Montag um rund fünf Prozent und kostete mit 57,89 Dollar so viel wie seit Juli 2015 nicht mehr. Gegen Ende Woche (Stand Freitagnachmittag) lag der Preis bei 54,28 Dollar pro Barrel. Welche Folgen hat das für Inflation, Konjunktur und Finanzmärkte in der Euro-Zone?

Ist der Ölpreisanstieg nachhaltig?

Zumindest für die kommenden Monate sagen die meisten Analysten einen höheren Preis voraus. Die Nordea-Bank etwa rechnet für 2017 mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 57 Dollar je Fass - das wäre gut ein Viertel mehr als im ablaufenden Jahr. Allerdings erwarten etwa die Experten von Barclays für die zweite Jahreshälfte 2017 wieder fallende Preise. Ein Grund dafür: Die Produzenten von Schieferöl, das mit Hilfe des technisch aufwendigen und teuren Fracking-Verfahrens gewonnen wird, dürften ihre Produktion hochfahren, weil sich dies für sie ab einem bestimmten Preisniveau wieder lohnt. Experten wie Eugen Weinberg von der Commerzbank zweifeln zudem, ob die Förderländer ihre Vereinbarung vollständig umsetzen werden.

Zieht die Inflation in Europa wieder an?

Ja. Die Teuerungsrate in der Euro-Zone wird nach Prognose von Sal.-Oppenheim-Chefvolkswirt Martin Moryson im kommenden Jahr wegen des teuren Öls zeitweise über die Marke von 1,5 Prozent steigen. Derzeit liegt sie bei 0,6 Prozent. Ölprodukte wie Benzin, Diesel und Heizöl haben einen hohen Anteil am Warenkorb, mit dessen Hilfe die Inflation berechnet wird. Deshalb schlagen höhere Ölpreise auf die Teuerungsrate durch.

Welche Folgen hat das für die Wirtschaft?

Wegen steigender Preise an den Zapfsäulen und für Heizöl bleibt den Verbrauchern weniger Geld im Portemonnaie. "Mit anziehender Inflation wird der Kaufkraftgewinn durch Lohnsteigerungen geringer", sagt BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. "Auch steigen die Produktionskosten vieler Unternehmen, wenn Rohstoffe teurer werden." Das sieht Nordea-Europachefvolkswirt Holger Sandte ähnlich. "Zwar wird sich die Importnachfrage Russlands und anderer Ölexportländer erhöhen und damit die Nachfrage nach europäischen Exporten gestützt", erläutert der Ökonom. "Aber der Schwung beim privaten Verbrauch dürfte nachlassen." Das sei einer der Gründe, warum die Wirtschaft in der Währungsunion 2017 nur um 1,3 Prozent wachsen dürfte.

Was heisst das für Anleger?

An den Anleihenmärkten wird es im kommenden Jahr kaum etwas zu verdienen geben, erwartet Sal.-Oppenheim-Anlagestratege Lars Edler. Denn die steigende Inflation zehrt massiv an den ohnehin niedrigen Renditen. So dürfte etwa die zehnjährige Bundesanleihe sogar eine negative Gesamtrendite von etwa einem Prozent abwerfen, wenn man die Teuerung einrechnet. Auch am Devisenmarkt könnten viele Anleger umdenken: Die Währungen von Ölförderländern wie Norwegen und Russland legten wegen der höheren Ölpreise bereits merklich zu.

Wie reagiert der Aktienmarkt?

Hier gibt es viele Gewinner, aber ebenso viele Verlierer. Papiere von Öl- und Gasförderern wie der italienischen Eni waren nach der Einigung auf eine Förderbremse gefragt. Auf der anderen Seite leiden Fluggesellschaften wie die Lufthansa, weil der Kerosinpreis ein grosser Kostenfaktor ist. Üblicherweise werden auch energieintensive Unternehmen und Konsumgüterhersteller besonders belastet, wenn die Ölpreise anziehen. 

(Reuters)