Schon nach Thiams Ernennung zum CS-Chef im März schien schnell klar, dass die Grossbank die Vermögensverwaltung stärker betonen wird, vor allem im an Reichen und Superreichen dicht bevölkerten Asien. Der Plan erscheint vielversprechend, da die UBS mit ihrer Konzentration auf die Vermögensverwaltung nach 2012 stabilisiert worden ist. Die CS-Anleger werden von ehemaligen Prudential-Chef Thiam auch wissen wollen, wie er die Lage in Asien einschätzt, seitdem sich im Sommer die Konjunkturprobleme Chinas und anderer Schwellenländer verschärft haben.

Wird Thiam aber auch das CS-Investmentbanking schrumpfen und Kapital freisetzen, wie das die UBS getan hat? Oder behält er das traditionsreiche Handelshaus bei geringem Verzicht auf wenig lukrative Geschäfte im wesentlichen bei und setzt einfach auf Wachstum ausserhalb der Investmentbank? Die unter Profitabilitätsproblemen leidende Sparte zu verkleinern, ist aus Sicht vieler Experten sinnvoll. Die Analysten von J.P. Morgan etwa zweifeln aber daran, ob dies passiert.

Weitherum als sicher gilt, dass Thiam eine Kapitalerhöhung anpeilt. Der neue CEO will je nach Schätzungen 5 bis 8 Milliarden Franken einsammeln, um die Kapitalbasis der Bank abzusichern. Wie viel Geld für den Konzernumbau benötigt wird, ist Gegenstand von Spekulationen. Die Analysten von Exane BNP Paribas gehen davon aus, dass diese Kapitalerhöhung noch nicht voll in den Aktienkurs eingepreist ist.

UBS hat dickere Polster

Kapital ist bei den Grossbanken seit Jahren ein Thema. Die Berichte, die Schweiz werde den Banken bei den Kapitalpuffern nun eine Leverage Ratio von 5 Prozent auferlegen – von denen 3,5 Prozent im Kernkapital sein müssen - betreffen vor allem UBS und CS. Laut Kepler Cheuvreux ist die UBS in einer relativ komfortablen Lage, da ihre Kern-Leverage-Ratio schon 3,2 Prozent betrage und nur drei Milliarden Franken fehlten. Diese kann die Bank über ihre Gewinne hereinholen und muss nicht die Dividenden einschränken.

Die CS weist eine Kern-Leverage-Ratio von 2,7 Prozent auf. Sie bräuchte laut Kepler 8 Milliarden Franken, um die mutmassliche Vorgabe zu erreichen. Bei der beim Kapital strapazierteren CS sind grosszügige Dividenden weniger wahrscheinlich.

Die Profitabilitätsprobleme sind indessen bei beiden Grossbanken spürbar. Die Jagd nach reichen Kunden auf dem ganzen Planeten verschlingt viel Geld, und die Investmentbanken brummen nicht mehr wie früher. Für das dritte Quartal sagt die Deutsche Bank sowohl der CS als auch der UBS im Investmentbanking 10 bis 15 Prozent tiefere Erträge voraus. Am Aktienkurs abzulesen ist aber, dass die CS insgesamt schlechter da steht als die UBS: Während der CS-Kurs seit Anfang Jahr um 2,7 Prozent gesunken ist, steht die Aktie der UBS nach den China-Verwerfungen immerhin noch mit einem Plus von 14,1 Prozent da.

Stellenabbau bei beiden Banken

Welche Hebel Thiam in Bewegung setzt, wird sich zeigen. Sollte der CS-Chef aber die richtigen Knöpfe drücken, ist laut der Zürcher Kantonalbank durchaus eine Trendwende möglich: "Credit Suisse hat das Potenzial, sich zur grossen Restrukturierungsstory der nächsten Jahre zu mausern", schreibt ein Analyst in einem Marktkommentar.

Für den Konzernumbau dürfte die CS-Führung einmal mehr zum Rotstift greifen. Die Nervosität ist besonders gross am Hauptsitz, denn Berichten zufolge will die CS ihr Geschäft in der Welt regionalisieren, was Stellenabbau in Zürich und in der Schweiz zur Folge hätte.

Aber auch die UBS tritt weiter auf die Kostenbremse. Bei der grössten Schweizer Bank wird von einer neuen Entlassungsrunde berichtet, die offenbar auch die Ebene der Managing Directors, also das gut bezahlte mittlere Management, betrifft.