Der Zufall wollte es, dass gestern Mittwoch neben den erwarteten Neuigkeiten von ABB und Credit Suisse auch noch unerwartete "Breaking News" zum Saatguthersteller Syngenta eintrafen. Dennoch haben alle drei Firmen, deren Aktien im SMI enthalten sind, eine Gemeinsamkeit: Alle drei Unternehmen kämpfen schon länger mit Problemen, wenn auch mit ganz unterschiedlichen.

ABB leidet unter der schwächelnden Weltwirtschaft, die CS muss ihr Geschäftsmodell auf neue Realitäten in der Bankenwelt anpassen, und Syngenta ist nach der gescheiterten Übernahme durch Monsanto bei seinen Aktionären in Erklärungsnot.

Problemfälle sind die drei Firmen in der Vergangenheit vor allem mit Blick auf den Aktienkurs. ABB und CS konnten ihren Aktionären in diesem Jahr kaum Rendite bieten, während Syngenta in den letzten Wochen einen starken Kursrutsch mitmachte. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach den weiteren Perspektiven der erwähnten Firmen, auch in Bezug auf mögliche Aktienengagements.

ABB

News: ABB konnte auch im dritten Quartal des Geschäftsjahres nicht überzeugen. CEO Ulrich Spiesshofer teilte einen Rückgang des Umsatzes, des Gewinns und der Aufträge im Vergleich zum Vorjahr mit. Die Erwartungen wurden grösstenteils verpasst, beim Reingewinn jedoch überboten.

Perspektiven: Noch immer bläst ABB ein rauer Wind entgegen. Zwar ist beim Industrieriesen wiederholt von langfristigem Potenzial die Rede, gerade im Bereich neuer Technologien. Doch auf kurze Sicht leidet ABB unter makroökonomischen und geopolitischen Unwägbarkeiten sowie dem tiefen Ölpreis. Schwächelt die Weltwirtschaft und neuerdings vor allem China, gehört ABB zu den Hauptopfern. Zudem lassen die Fortschritte bei der strategischen Anpassung ("Next-Level-Strategie") auf sich warten.

Aktie: Nicht nur gegenüber dem Schweizer Gesamtmarkt, auch gegenüber internationalen Konkurrenten wie Siemens oder Alstom schneidet die ABB-Aktie schon seit längerem deutlich schlechter ab. Die Aktie erreichte im September ein Drei-Jahres-Tief. Ordentlich sind hingegen die Kennzahlen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,4 und einer Dividendenrendite von 4,4 Prozent. Ebenfalls förderlich für den Aktienkurs könnte der umtriebige Grossaktionär Cevian sein. Die Schweden wollen den Druck auf das Management erhöhen. Trotzdem: Solange die Neuausrichtung keine Früchte trägt, wird der Aktienkurs kaum nachhaltig über 20 Franken steigen. Noch kein Kauf.

Credit Suisse

News: Ein happiges Sparpaket, eine milliardenschwere Kapitalerhöhung und eine neue Organisationsstruktur: Die Credit Suisse präsentierte am Mittwoch ihre lange erwartete Strategieanpassung. Im Rahmen des Neustarts will die CS 3,5 Milliarden Franken sparen und weltweit über 5000 Stellen abbauen. Zeichen der Neuausrichtung sind auch die diversen Sesselwechsel: Mehrere wichtige Managerpositionen werden neu besetzt. Ein Teil-IPO der Schweizer Universalbank bis 2017 rundet das Massnahmepaket ab.

Perspektiven: Viel wurde im Vorfeld spekuliert und geschrieben. Dementsprechend wenig Überraschung bargen die angekündigten Veränderungen – mit Ausnahme des Börsengangs der Schweizer Bank-Einheit. Fast ein bisschen untergegangen sind hingegen die Geschäftszahlen, welche die CS ebenfalls vorlegte. Diese kamen alles andere als gut an. Als "äusserst schwach" bezeichnete sie ein Analyst sogar. Die Pläne von Neu-CEO Tidjane Thiam sind ambitioniert, aber überfällig. Wichtige Aspekte sind die Neuausrichtung des Investmentbanking und die Fokussierung auf vermögende Kunden in China und den Schwellenländer. Zur spannenden Geschichte könnte zudem der Börsengang der Schweizer Einheit werden.

Aktie: Die Credit-Suisse-Aktie gehört in diesem Jahr klar zu den Underperformern im Schweizer Bankensektor. Noch mehr nach der gestrigen Negativreaktion der Börse. Über die letzten fünf Jahre gesehen hinkt die Kursentwicklung der CS-Aktie derjenigen der UBS weit hinterher. Trotz tiefen Kursen ist es noch zu früh, um einzusteigen. Um das Potenzial der CS-Aktie abschätzen zu können, sollten erste Zwischenresultate der Strategieumsetzung abgewartet werden. 

Syngenta

News: Syngenta gab den Rücktritt des CEO Mike Mack per Ende Oktober bekannt. Das kam überraschend. Doch der Druck auf Mack nach der gescheiterten Übernahme durch Monsanto und den durchzogenen Geschäftszahlen wurde schlicht zu grossBis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Finanzchef John Ramsay das Ruder beim Saatguthersteller.

Perspektiven: Wird dadurch der Weg wieder frei für eine Übernahme durch Monsanto? Wohl kaum. Ein neuer CEO kann zwar frischen Wind und neue Ideen einbringen. Aber bei strategischen Fragen ist immer der Verwaltungsrat entscheidend. Und dieser ist nach wie vor gleich besetzt, mit Michel Demaré als Präsident. Branchenkenner bevorzugen als neuen Chef eine externe Lösung mit guten Kenntnissen der Industrie. Aber: Weitere Rochaden in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat sind natürlich nicht ausgeschlossen. Und das könnte schliesslich Bewegung in die Monsanto-Geschichte bringen.

Aktie: Die Syngenta-Aktie ist in den letzten Wochen bereits stark unter die Räder gekommen. Am Mittwoch jubelten die Anleger den Titel dann zwischenzeitlich um bis zu 6 Prozent in die Höhe. Die Talsohle dürfte nun durchschritten sein. Ein neuer Syngenta-Chef könnte zudem die Aktionärsinteressen stärker berücksichtigen, was für Kursfantasie immer von Vorteil ist. Für risikofreudige Anleger durchaus eine Überlegung wert.