Bis vor wenigen Jahren galten die Schwellenländer, insbesondere China, als Wachstumslokomotive für die Weltwirtschaft. Doch die Volksrepublik hat nach wachstumsreichen Jahren mit strukturellen Ungleichgewichten zu kämpfen, was der Konjunktur zusetzt. Betroffen sind auch viele der vom Handel mit China abhängigen Nachbarländer. Die Hoffnungen beruhen deshalb für einmal auf den Westen. Europa beginnt sich allerdings erst nach und nach aus der wirtschaftlichen Stagnation zu lösen und aus Nordamerika treffen immer öfter enttäuschende Konjunkturnachrichten ein.

In einem in diesen Tagen veröffentlichten Kommentar malen die Ökonomen von J.P. Morgan ein überraschend düsteres Bild von der Weltwirtschaft. Durch die Spätfolgen der Finanzkrise der Jahre 2007/08 sei das globale Potenzialwachstum kleiner geworden, so die Experten.

Warten auf die Wachstumsbelebung hat Folgen

Dem Kommentar ist zu entnehmen, dass die Krise diesbezüglich bleibenden Schaden hinterlassen hat. Bankeigenen Berechnungen zufolge wurde seit 2007 durchschnittlich 3 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung ausradiert. Gleichzeitig sei das Potenzialwachstum von 3 auf 2,6 Prozent geschrumpft, so ist nachzulesen.

Aufgrund des stagnierenden Angebots an Arbeitskräften und ausbleibender Produktivitätssteigerungen erwarten die Ökonomen von J.P. Morgan auf kurze Sicht sogar nur ein Weltwirtschaftswachstum von 1,6 Prozent. Für die USA prognostizieren sie ein Wachstum von 0,9 Prozent, für Europa sogar nur eines von 0,3 Prozent.

US-Leitzinserhöhung vorerst auf Eis gelegt?

Nach der schwachen konjunkturellen Entwicklung der letzten drei Jahre erwarten die Experten zwar eine Erholung. Je länger diese auf sich warten lasse, desto mehr werde das Potenzialwachstum schrumpfen.

Zu allem Unglück schwächelt nun auch noch die amerikanische Wirtschaft. Sowohl der Arbeitsmarktbericht als auch der landesweite Einkaufsmanager-Index sorgten vergangene Woche für enttäuschte Gesichter.

Die Berufskollegen der Credit Suisse rechnen neuerdings erst anlässlich der Sitzung vom September mit einer ersten Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank und nicht schon im Juni. Im laufenden Jahr erwarten sie nur gerade zwei Zinsschritte im Umfang von je 25 Basispunkten. Bis Ende nächsten Jahres sei dann ein Leitzins in der Region von 1,75 bis 2 Prozent zu erwarten.

An der Börse in New York wurden die Aussichten auf eine Verzögerung beim geplanten Kurswechsel bei den US-Leitzinsen positiv aufgenommen und in den vergangenen Tagen mit Kursgewinnen belohnt.