Keine andere Investmentbank gilt als derart gut in die Politik vernetzt wie Goldman Sachs. Dass nun ausgerechnet die amerikanische Grossbank vor politischen Risiken für den heimischen Aktienmarkt warnt, ist von Brisanz kaum zu überbieten.

Wie einer Strategiestudie aus dem Hause Goldman Sachs zu entnehmen ist, werden Forderungen laut, die zuletzt exzessiven Aktienrückkaufprogramme amerikanischer Unternehmen einzuschränken, wenn nicht gar zu verbieten. Erklärtes Ziel sei, die Investitionstätigkeit der Firmen anzukurbeln und so für neue Arbeitsplätze und steigende Löhne zu sorgen.

Werden Aktienrückkäufe zum Wahlkampfthema?

Damit würde die amerikanische Leitbörse den wichtigsten Kurstreiber der letzten Jahre verlieren. Denn bankeigenen Schätzungen zufolge kauften die im breit gefassten S&P-500-Index vertretenen Firmen 2014 für 500 Milliarden Dollar eigene Aktien zurück. Dem Studienverfasser zufolge entspricht dies etwas mehr als einem Drittel der von den Unternehmen gehaltenen Nettobarmittel und rund der Hälfte des Reingewinns. Wie der Autor der Strategiestudie weiter schreibt, erwarten seine Berufskollegen für das laufende Jahr sogar mit einem Anstieg dieses Rückkaufvolumens auf 600 Milliarden Dollar.

Auf kurze Sicht sei eine Einschränkung oder gar ein Verbot von Aktienrückkäufen unwahrscheinlich, so der Stratege. Dabei verweist er auf die Mehrheit der wirtschaftsfreundlich gestimmten Republikaner im Kongress. Gleichzeitig warnt er jedoch, dass das Thema im Hinblick auf das Wahljahr 2016 an Popularität gewinne.

Im Berufshandel gilt es als ein offenes Geheimnis: Der verdichtende Effekt von Aktienrückkäufen hat in den USA in den vergangenen Jahren geschätzte 10 Prozent zum Gewinnwachstum beigetragen. In den letzten zwei Jahren wären die Unternehmensgewinne aufgrund des starken Dollars ohne diese Rückkaufprogramme sogar rückläufig gewesen. Sollte diese Möglichkeit zur Barmittelverwendung wegfallen oder zumindest eingeschränkt werden, hätte das fatale Folgen für die amerikanische Leitbörse.