Um konkurrenzfähig zu bleiben, ist es für Unternehmen wichtig, fähiges Personal zu finden. Je spezialisierter die Stelle ist, umso schwieriger ist dies. Und ist erst einmal ein guter Mitarbeiter gefunden, besteht die Krux darin, diesen auch halten zu können. Denn mit dessen Abgang sind nicht nur Kosten durch das Suchen und Einarbeiten einer neuen Person verbunden, es geht auch viel Wissen und Kompetenz verloren.

Arbeitgeber tun deshalb gut daran, ihre Top-Mitarbeiter zu halten. Eine gewisse Fluktuation ist unumgänglich, das ist klar. Die Gründe für einen Abgang müssen nicht direkt mit der aktuellen Position zu tun haben: Eine andere Firma kann ein besseres Gehalt bezahlen, der Mitarbeiter will sich beruflich umorientieren - oder er hat private Gründe für den Jobwechsel, etwa durch einen Umzug in eine andere Stadt.

Doch nicht immer lässt sich die Kündigung durch externe Gründe erklären. Oft ist es auch der Fehler der Firma selbst - oder genauer gesagt: Ein Fehler des Managements beziehungsweise der direkten Vorgesetzten. Denn: Häufig scheitert es am Zwischenmenschlichen.

"Menschen arbeiten für Menschen – sie arbeiten nicht für das Geschäft", schreibt US-Unternehmensberater Donn Carr, der sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt hat. Für Carr wird dieser Grundsatz von vielen Managern, Firmenpatrons und HR-Abteilungen häufig vergessen. So schlagen die Chefs ihre guten Mitarbeiter in die Flucht:

1. Die Work-Life-Balance ist unausgewogen

Die Versuchung ist gross, anspruchsvolle Aufgaben dem "besten Pferd" weiterzugeben. Es sind auch oft die talentierten Mitarbeiter, die der Vorgesetzte fördern möchte. Doch es kann auch des Guten zu viel sein: Wird er mit zu viel Arbeit überhäuft, arbeitet er sich kaputt. Die Work-Life-Balance gerät ausser Kontrolle, und früher oder später kommt es zum Burnout - und/oder Stellenwechsel.

2. Der Mitarbeiter wird zu wenig gefordert

Es kann aber auch ins andere Extrem kippen: Unterforderung. Talentierte Mitarbeiter brauchen ambitionierte Ziele, um sich weiter entwickeln zu können. Leichte und womöglich gar langweilige Aufgaben sind mit der Zeit demotivierend und setzen den Mitarbeiter in eine Art lethargischen Zustand. "Ein grossartiger Manager setzt hohe Ziele und holt das Personal aus deren Komfortzone", sagt dazu Carr.

3. Gute Arbeit wird nicht anerkannt

Gute Mitarbeiter arbeiten wegen des Arbeitsinhalts und nicht primär wegen des Lohnes am Ende des Monats. Daher brauchen sie dann und wann auch ein Schulterklopfen ihres Chefs. Rückmeldungen sind wichtig. Wer für einen guten Effort gelobt wird, setzt sich auch in Zukunft voll für seine Firma ein. Im anderen Fall, wenn nur das Schlechte betont wird, ist auch schnell die Motivation dahin.

4. Kreativität wird im Keim erstickt

Engagierte Mitarbeiter bringen gerne auch eigene Ideen ein, wollen Dinge verbessern. Werden solche Vorschläge systematisch durch die Vorgesetzten ignoriert oder gar bewusst unterbunden ("Das ist nicht dein Aufgabengebiet" oder "Halte dich da raus"), dann ist es auch schnell mit der Freude an der Arbeit geschehen.

5. Die falschen Leute werden eingestellt und befördert

Wer voller Tatendrang jeden Tag seine Aufgaben erfüllt, der erwartet auch von seinen Arbeitskollegen Einsatz. Macht sich der Chef nicht die Mühe, gutes Personal zu finden, nimmt dies auch bald dem guten Mitarbeiter die Lust an der Arbeit. Das Betriebsklima kann sich dadurch vergiften. Im schlimmsten Fall kommt es gar zum Mobbing, da der fleissige Arbeitskollege als Streber angeschaut werden könnte. Ebenfalls frustrierend ist die Beförderung von anderen Mitarbeitern, die sich die Promotion nicht durch harte Arbeit, sondern durch "Einschleimen" beim Chef ertrickst haben.

6. Mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektivlosigkeit

"Man lernt ein Leben lang", heisst es so schön. Gute Mitarbeiter wollen sich laufend weiterentwickeln und die Chance auf einen beruflichen Aufstieg erhalten. Untersagen die Vorgesetzten eine wichtige Weiterbildung oder ist eine weitere Beförderung praktisch aussichtslos, sucht der Mitarbeiter früher oder später das Weite.

7. Streit mit dem Vorgesetzten

Meinungsverschiedenheiten können schlussendlich zu einem besseren Ergebnis führen, da Dinge so aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden und gleichzeitig der eigene Horizont erweitert wird. Doch erreichen diese ein unerträgliches Mass und führen gar zum ernsten Streit mit dem Chef, dann ist es doch des Guten zu viel.

8. Mangelnde Kommunikation

Jedem Team-Mitglied sollten die eigenen Verantwortlichkeiten genau bekannt sein. Verteilt der Vorgesetzte die Aufgaben nicht deutlich im Team, weiss der Mitarbeiter plötzlich nicht mehr, was er jetzt zu erledigen hat. Das ist frustierend. Eine gute Kommunikation zwischen Chef und Mitarbeiter beziehungsweise der Mitarbeiter untereinander ist hier wichtig. Gewisse Tasks können auch im Team gelöst werden und schlussendlich zu besseren Lösungen führen, als wenn jeder nur für sich selbst schaut.

9. Ein zu tiefes Gehalt

Zwar sind gute Mitarbeiter, wie weiter oben erwähnt, intrinsisch motiviert - sprich: durch die Freude an der Arbeit getrieben. Doch ist eine angemessene Entlöhnung auch ein Zeichen der Wertschätzung. Ab und zu gehört hier auch eine Lohnanpassung noch oben dazu.