Der weltweite PC-Markt ist in diesem Jahr um ungefähr 5 Prozent geschrumpft. Das sind nicht gerade rosige Aussichten für eine Firma, die im Kerngeschäft Computermäuse und Tastaturen verkauft. Doch Logitech aus Apples im Kanton Waadt läuft trotzdem zur Hochform auf, wie der Aktienkurs eindrücklich beweist:

Entwicklung der Logitech-Aktie seit einem Jahr (Quelle: cash.ch).

In den letzten 52 Wochen legte die Aktie um stolze 48 Prozent zu. Alleine in den letzten vier Wochen sind es 26 Prozent. Der Titel kostet mittlerweile 20,5 Franken - ein neues Fünfeinhalbjahreshoch. Zuvor taumelte der Kurs über mehrere Jahre um Werte zwischen 10 bis 16 Franken herum.

Zum Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung des Kurses verholfen haben Unternehmenszahlen, die Ende Juli publiziert wurden: Im ersten Quartal 2016/17 (per Ende Juni) wuchs das Kerngeschäft um 13 Prozent - das stärkste Wachstum seit fünf Jahren.

CEO impft Logitech Startup-Mentalität ein

Das Fundament für den nun einsetzenden Erfolg wurde bei Logitech aber schon früher gelegt: Der seit Januar 2013 amtierende CEO Bracken Darrell hat das damals kriselnde Unternehmen umgekrempelt und für neuen Drive gesorgt. Und man scheint die Vision Darrells, wonach Logitech eine "innovative kleine Firma mit Startup-Mentalität" sein soll, gut umgesetzt zu haben.

Aus nicht lukrativen Geschäftsfeldern, wie etwa dem OEM-Geschäft (Herstellung von Produkten für Dritte), ist Logitech ausgestiegen. Gleichzeitig liegt der Fokus inzwischen bei Innovationen, die ihren Fokus nicht unbedingt auf dem schwächelnden PC-Geschäft haben. Man setzt auf mobile Lautsprecher, Hüllen für Tablets oder Videokonferenzsysteme. 2016 hat man im Rahmen dieser Diversifizierungsstrategie Jaybird gekauft. Ein US-Unternehmen, welches drahtlose Kopfhöher für sportliche Aktivitäten und Fitnessarmbänder herstellt.

Und eben diese Neuausrichtung hat nun Logitech überzeugende Zahlen beschert. Man scheint auf die richtigen Pferde zu setzen. Darrell erhöhte Ende Juli wegen des unerwartet guten Geschäftsverlaufes gar die Ziele für das laufende Jahr: Im Kerngeschäft peilt man nun ein Plus von 8 bis 10 Prozent an - bislang wurde ein Wachstum im mittleren einstelligen Bereich angestrebt. Das Ziel für den EBIT wurde ebenfalls erhöht. Eine sehr unübliche Massnahme. Vor allem für Logitech, sonst eher dafür bekannt, bescheidene Ziele zu setzen.

Analysten würden Logitech-Aktien kaufen

Die meisten Analysten sind ob dieser Entwicklung entzückt: Credit Suisse, Kepler, UBS, Vontobel und die Zürcher Kantonalbank (ZKB) empfehlen allesamt zum Kauf der Aktie. "Die erhöhte Guidance so früh im Geschäftsjahr unterstreicht die Zuversicht des Managements", schreibt etwa die Bank Vontobel.

Doch ob all dieser Euphorie könnte man schon fast skeptisch werden: Wenn alle auf Logitech-Aktien schwören, sind dann nicht alle positiven Nachrichten bereits im Aktienkurs eingepreist? Zumindest scheint die Aktie bereits ziemlich teuer zu sein. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das laufende Jahr liegt bei über 26. Das ist eher kein Schnäppchen mehr.

Aber bei Technologiewerten mit hohem Wachstumsaussichten sollte nicht zu viel Gewicht auf das KGV gelegt werden. Wichtiger sind die Wachstumsaussichten über die nächsten Jahre. Und hier hat Logitech, wie erwähnt, hohe Ziele.

Allerdings könnten diese womöglich etwas überambitioniert sein: Der Analyst der ZKB erachtet etwa die in der mittelfristigen Guidance angepeilten Wachstums- und Profitabilitätsziele zwar als "nicht unplausibel", er geht jedoch von etwas tieferen Werten aus. Und sollte Logitech irgendwann unter den eigenen Erwartungen bleiben, könnten sich die Aktionäre plötzlich vom Titel lösen und das positive Momentum wäre dahin. Und die Logitech-Geschichte mit den vielen krassen Auf- und Abstiegen des Aktienkurses innert kurzer Zeit wäre um ein Kapitel reicher.