Die Präsenz auf Social Media gehört für Schweizer Firmen mittlerweile zum guten Ton. Von den 20 Unternehmen im Swiss Market Index (SMI) sind nahezu alle auf Twitter und Facebook aktiv. Wer sich nicht mit sozialen Medien beschäftige, handle fahrlässig, sagte Unternehmensberater Guido Kamann kürzlich zu cash. Ein Beweis für diesen Trend: Julius Bär ist seit Anfang August auch auf Twitter, nachdem die Zürcher Privatbank zu ihrer Abwesenheit im Mai noch gesagt hatte: "Als Privatbank legen wir Wert auf den direkten Kontakt zwischen Kunde und Kundenberater".

Eine weitere Möglichkeit, um mit Kunden oder anderen Unternehmen einen Dialog aufzunehmen, sind die Karriere-Netzwerke LinkedIn und Xing. Sie bieten Arbeitgebern sowie Arbeitnehmern die Gelegenheit, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Davon machen die grössten Schweizer Unternehmen in unterschiedlichem Mass Gebrauch, wie aktuelle Zahlen zeigen.

Zum Beispiel Nestlé: Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern ist unangefochtener LinkedIn-Leader. 1,5 Millionen User haben die Nestlé-Nachrichten abonniert. (siehe Tabelle). Doch auf Xing ist nur Nestlé Deutschland aufzufinden, einen globalen Auftritt sucht man dort vergeblich. Das ist umso erstaunlicher, als Nestlé seit einiger Zeit mehrere Mitarbeiter in einem "Digital Team" beschäftigt, zwei davon kümmern sich nur um Social Media. Auf Fragen von cash reagierte Nestlé nicht. Der Nahrungsmittel-Multi ist nicht alleine mit seiner Xing -Absenz. Gleich mehrere der grössten Schweizer Unternehmen vernachlässigen Xing gegenüber LinkedIn.

Xing wird den Kürzeren ziehen

Für Social-Media-Experte Gustavo Salami ist das verständlich. Er ist Chef der Firma Kuble, die Firmen bei ihrem Auftritt auf sozialen Netzwerken berät. Laut Salami wird sich LinkedIn unter den Karriere-Netzwerken langfristig durchsetzen. Einerseits seien die Amerikaner viel professioneller aufgestellt, andererseits sprächen die Userzahlen eine klare Sprache. Laut aktuellen Daten hat LinkedIn weltweit 380 Millionen Benutzer, Xing deren 9.

Das Hamburger Unternehmen Xing hat sich zwar von Anfang an als Spezialist für den deutschsprachigen Markt verstanden. Doch laut Salami hat LinkedIn mittlerweile auch in diesem Markt die Nase vorn. Deshalb dürfte auf lange Sicht vieles für LinkedIn sprechen. "Xing wird sich halten können, solange das Gerücht die Runde macht, dass das Netzwerk in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Nummer eins ist", sagt Salami.

Diese Entwicklung zeigt sich bereits heute. Keines der untersuchten Unternehmen ist auf Xing aktiver als auf LinkedIn. Die meisten Xing-Follower weisen mit rund 12'500 die Grossbanken Credit Suisse und UBS auf. Doch im Vergleich zu LinkedIn (je rund 300'000) sind die Zahlen verschwindend klein.

Bei der Wahl einer Plattform zeigt sich zudem eine Krux: Gerade bei der Rekrutierung von neuem Personal kann es entscheidend sein, möglichst alle verfügbaren Kanäle zu bewirtschaften. "Sieht ein potenzieller Arbeitnehmer, dass das Unternehmen nicht präsent ist (…) hält er anderweitig Ausschau", sagte kürzlich der Social-Media-Berater Daniel Schäfer in einem Interview mit der Aargauer Zeitung.

Schlussendlich eine Ressourcenfrage

Doch Aufwand und Ertrag müssen sich die Waage halten. Laut Kuble-Experte Gustavo Salami dürfe aus Sicht der Unternehmen nicht unterschätzt werden, wie viel Aufwand das Monitoring einer solchen Plattform bedeutet. Denn mittlerweile geschieht die Rekrutierung auch über Netzwerke wie Facebook. Viel Zulauf haben dort sogenannte Experten-Gruppen. "Für viele Firmen dürfte das Recruiting mittels Social Media deshalb auch eine Ressourcenfrage sein", sagt Salami.

Ein weiterer Trend zeigt sich: Die Plattformen werden nicht mehr nur als Kontaktnetzwerke genutzt. Firmen veröffentlichen zudem Jobangebote und alle User können eigene Inhalte verfassen und verbreiten. Auch damit können sich Unternehmen positionieren – sofern sie den Aufwand auf sich nehmen.

 

Ausgewählte Schweizer Unternehmen auf Xing und LinkedIn

Firma Xing-Follower Mitarbeiter auf Xing LinkedIn-Follower MA auf LinkedIn
ABB 3014 1275 540'558 66'667
Coop 1888 1340 9304 1818
Credit Suisse 12'516 7829 333'487 44'323
Migros 1819 886 9306 2571
Nestlé - 457 1'429'921 98'613
Novartis 2336 1016 733'087 89'474
Post 3110 2035 6893 2130
Roche 4910 3255 415'813 45'013
SBB 4585 2624 11'741 5290
Swatch - 53 54'552 4407
Swisscom 8883 5700 22'764 7610
UBS 12'567 8894 292'389 54'005

Quellen: Xing / LinkedIn, Stand 18.09.2015