Die Auftragslage beim Thuner Solarzulieferer Meyer Burger hat sich wieder etwas aufgehellt. Nachdem im ersten Halbjahr kaum noch Maschinen bestellt wurden, hat sich mit dem Start ins zweite Halbjahr die Situation deutlich verbessert. Erst letzte Woche erreichte Meyer Burger der erste grössere Auftrag seit Beginn der Krise vor zwei Jahren. Der Gesamtwert: 22 Millionen.

Im Vergleich zum Boomjahr 2011, als Meyer Burger noch einen Umsatz von 1,3 Milliarden Franken gebolzt hatte, sind das immer noch kleine Tropfen auf den heissen Stein. Doch CEO Peter Pauli sieht "klare Signale, dass sich der Markt verändert", wie er im cash-Video-Interview sagt. Allerdings rechnet er trotz positiver Tendenzen noch mit einem "harten Stück weg, der vor uns liegt".

Pauli rechnet mit bereits in den kommenden Monaten mit einem deutlich anziehenden Geschäft. Finanzanalysten hingegen befürchten, dass die Krise noch anhalten könnte. Das würde die Rückkehr in die Profitabilität weiter verzögern. Dieses Szenario würde die Situation von Meyer Burger deutlich verschlechtern. Denn die Cash-Burn-Rate - der monatliche Fehlbetrag - ist weiterhin hoch, auch wenn die Bilanz noch mit reichlich liquiden Mittel ausgestattet ist.

Dennoch hat Peter Pauli einen so genannten Plan B, die der Notfallplan genannt wird, in der Schublade. "Ein Muss für jedes Management", wie er sagt. Allerdings habe er diesen weit weg gelegt. "Wir wollen uns nach vorne ausrichten - und nicht nach hinten", sagt Pauli.

Karge Auftragsmöglichkeiten ausnützen

Derzeit seien Aufträge der Massstab. Die kargen Möglichkeiten müsse man bearbeiten und für sich gewinnen. Vor allem auch, weil der Einsatz des Plan B wohl grössere Auswirkungen mit sich bringen würde. In diesem Fall gäbe es eine klare Strategieänderung des Unternehmens, sagte der Meyer-Burger-CEO am Rande Halbjahreskonferenz.

Meyer Burger sieht gute Chancen darin, nebst den bestehenden Kunden mit Ergänzungskäufen auch neue zu finden, die sich für die integrierten Fertigungslinien interessieren. Zusammen mit der Tochter Roth & Rau, die Meyer Burger vor zwei Jahren übernommen hatte, setzt das Thuner Unternehmen auf die so genannten Heterojunction-Produktionslinien. 

"Wir wollen uns mit solchen neuen Technologien differenzieren", sagt Pauli. Denn nach seinen Aussagen steht ein Wandel der Technologien in der Solarbranche an. Diese ermöglichen tiefere Kosten und damit eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit. "Wer jetzt fähig ist, in neue Technologien zu investieren, hat auf der Kostenseite Vorteile", so Pauli. 


Im Video-Interview sagt Pauli, weshalb Roth & Rau für Meyer Burger überlebenswichtig ist und was ihm der Sport für die lange dauernde Branchenkrise gebracht hat.