In der Schweizer Telecom-Landschaft blieb es im letzten Jahr verhältnismässig ruhig. Zwei Ereignisse im Jahr 2015 haben die Ruhe dann etwas gestört. Im Februar ging der zweitgrösste Anbieter, Sunrise, an die Börse. Und Ende April kam es bei Orange zur Umbenennung in Salt.

Zum eigentlichen "Chlapf", nämlich zu einem für Kunden spürbaren Preiskrieg unter Telecom-Anbietern, ist es aber bislang nicht gekommen. Eine Preisoffensive hatten nicht wenige Beobachter beim Namenswechsel von Orange/Salt erwartet. Denn der neue Besitzer von Salt, der Franzose Xavier Niel, brachte mit den aggressiven Discountangeboten seiner Firma Iliad die Preise in Frankreich ins Rutschen.

Sunrise sieht die Entwicklung beim Konkurrenten Salt bislang gelassen. Markus Naef, Leiter Geschäftskunden bei Sunrise, sagt im cash-Video-Interview am Rande des Digital Economic Forum in Zürich: "Wir lassen uns überraschen, wie Salt in Zukunft auf dem Markt auftreten wird."

Laut Naef, der im Herbst 2014 zum Telecom-Anbieter stiess, lässt sich Sunrise auch nicht von der Namensänderung beim Konkurrenten nervös machen. "Da sind wir neutral", sagt Naef auf die Frage, ob der Namenwechsel des Konkurrenten nun ein Vor- oder Nachteil für das eigene Unternehmen sei.

«Wahrnehmung entspricht hier nicht der Realität»

Vielmehr dürfte sich bei Swisscom und Sunrise aber eine Erleichterung eingestellt haben, dass Niel bei Salt in der Schweiz nicht zum Angriff geblasen hat. Es herrscht somit weiterhin ein gewisser Burgfriede. "Der Wettbewerb ist zwar dynamischer als 2014", sagte am Mittwoch auch Swisscom-CEO Urs Schaeppi bei der Bekanntgabe der Erstquartalszahlen des Schweizer Telecom-Platzhirsches. Das Umfeld sei aber zugleich berechenbarer geworden. Er rechnet nicht mit fundamentalen Änderungen in den nächsten Monaten im Schweizer Markt.

Sollten diese aber dennoch eintreten, dann gibt sich gerade auch Sunrise kämpferisch: "Wir haben keine Angst vor Wettbewerb", sagt Naef im Video-Interview mit cash.

Wer hat die beste Abdeckung?

Kämpferisch zeigt sich Naef auch gegen die Aussage, wonach Swisscom in der Schweiz die bessere Abdeckung und Erreichbarkeit im Schweizer Mobilfunknetz besitze. "Die Wahrnehmung entspricht hier nicht der Realität", so Naef. "Wir waren 2014 in der Schweiz im Mobilfunkbereich ganz klar die Nummer Eins." Er verweist auf einen entsprechenden Test des deutschen Telecom-Magazins "connect", wonach Sunrise bei der mobilen Telefonie "um einen Hauch die Nase vorne hatte". Indessen hatten in dieser Kategorie laut dem Magazin alle drei grossen Anbieter mit Erfolgsraten um 99 Prozent eine Top-Performance. 

Sunrise habe in den letzten Jahren bezüglich Abdeckung extreme Fortschritte erzielt, so Naef weiter. "Wir haben über eine Milliarde Franken in den Ausbau des Netzes investiert. Wir werden weiter investieren." Auf dem Plan stehe der Ausbau von LTE und LTE Advanced. Mit der LTE-Advanced-Technologie sind Maximalwerte von bis zu 300 Mbit pro Sekunde möglich. 

In der Schweiz hat sich die Nutzung von Mobiltelefonen und Smartphones in den letzten Jahren nochmals erhöht. 97 Prozent der Schweizer haben ein Mobiltelefon. Bei der letzten Durchführung der Umfrage 2010 lag der Wert noch bei 89 Prozent. Das ergab eine Erhebung des Forschungsinstituts Gfs Bern. Vor allem unter den Menschen über 65 Jahren ist der Zuwachs enorm. 2010 nutzten erst 56 Prozent von ihnen ein Handy, heute sind es 93 Prozent. 

Im cash-Video-Interview äussert sich Markus Naef ausführlicher zu den Wachstumsplänen von Sunrise und auch dazu, wie sich sein Alltag seit der Börsenkotierung von Sunrise verändert hat.