Der Verkauf der Mehrheitsbeteiligung der Familienaktionäre von Sika ins Ausland löste über die Landesgrenze hinaus eine Welle der Entrüstung aus. Dass die Publikumsaktionäre dabei leer ausgingen und nun das Nachsehen haben, deckt schonungslos die Schwachstellen des hiesigen Börsengesetzes auf.

Möglich macht die Benachteiligung von Minderheitsaktionären die sogenannte "Opting-out"-Klausel, welche es Unternehmen erlaubt, auf statutarischer Ebene die Angebotspflicht auszusetzen. Davon haben in der Schweiz rund zwei Dutzend börsengehandelte Firmen Gebrauch gemacht.

In einer vergleichbaren Situation finden sich allerdings nur die Publikumsaktionäre von Conzzeta wieder. Die Aktie des Mischkonzerns hatte in den letzten Tagen denn auch einen schweren Stand. Alleine seit Montag beläuft sich das Minus auf gut 5 Prozent, von den Jahreshöchstkursen von Anfang Juli aus sogar auf mehr als 20 Prozent.

Analyst versucht Wogen zu glätten

Bereits Anfang September kam es bei Conzzeta zu Verschiebungen im Aktionariat. Im Rahmen einer Aktienplatzierung machte ein Teil der Familienaktionäre Kasse. Gleichzeitig vereinfachte das Unternehmen, wie im Juni anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung beschlossen, seine Struktur. Seither kontrollieren die verbleibenden Familienaktionäre über Invico Asset Management über Stimmrechtsaktien mit 50 Prozent des Kapitals noch 67 Prozent der Stimmen.

In einem Kommentar versucht der für die MainFirst Bank tätige Analyst die Wogen zu glätten. Er weist darauf hin, dass die Aktionärsstruktur bereits geändert habe und sich die verbleibenden Familienaktionäre einen Aktionärsbindungsvertrag unterzeichnet hätten. Zumindest bis die geplante Abspaltung des Liegenschaftenportfolios abgeschlossen sei, werde sich daran nichts ändern. Danach sei eine weitere Reduktion der Beteiligung auf 27 Prozent des Kapitals und 51 Prozent der Stimmen vorgesehen.

In Sicherheit wähnt der Analyst die Minderheitsaktionäre auch aufgrund der sehr unterschiedlichen Geschäftsaktivitäten unter dem Dach von Conzzeta. Ein Käufer hätte viel zu tun, um beim Mischkonzern einen Mehrwert generieren zu können, so schreibt er. Die Anfang September angepasste Struktur mache es einzelnen Personen aus dem Lager der Familienaktionäre zudem möglich, ihre Aktien zu veräussern. Das wiederum spreche gegen eine Transaktion von der Grössenordnung von Sika. Auch die bereits sehr tiefe Bewertung trage den von der Aktionärsstruktur ausgehenden Risiken bereits Rechnung.

Dass die MainFirst Bank die Anlegergemüter bei Conzzeta zu beruhigen versucht, kommt nicht von ungefähr. Seit Juni empfiehlt der für das Institut tätige Analyst die Aktie des Mischkonzerns mit "Outperform" und einem Kursziel von 4000 Franken quasi zum Kauf. Der seit Anfang Juli zu beobachtende Kurszerfall kommt ihm daher nicht gelegen.