Google hat seit Anfang Jahr an der Börse wieder deutlich an Fahrt gewonnen. Seit Januar kletterte der Titel 24 Prozent in die Höhe. Das ist deutlich mehr als der Vergleichsindex Nasdaq. Das amerikanische Tech-Börsenbarometer gewann in den letzten viereinhalb Monaten nur gerade 12 Prozent hinzu.

Aktuell notiert die Google-Aktie bei 877 Dollar, unweit des Allzeithochs. Damit rückt die 1000-Dollar-Marke in greifbare Nähe – ein für amerikanische Verhältnisse sehr hoher Aktienpreis, den nur wenige Unternehmen überhaupt zulassen. In der Regel legen US-Firmen grossen Wert darauf, dass ihre Aktien möglich leicht sind, damit sie auch unter Privatanlegern rege gehandelt werden.

Deshalb haben insbesondere die amerikanischen Tech-Aktien seit ihren Börsengängen einen oder mehrere Aktiensplits durchgeführt. Allein Apple hat seit 1997 seine Aktie dreimal im Verhältnis 1:2 aufgespalten.

Für einen möglichst leichten Aktienkurs spricht auch ein anderer Grund: Die Aufnahme in den Dow-Jones-Index. Beim amerikanischen Leitindex richtet sich die Gewichtung des Unternehmens an der Höhe des Aktienkurses. Mit den aktuellen Kurswerten bleibt sowohl Google wie Apple – die beiden führenden Technologieunternehmen -  die Aufnahme verwehrt. Google würde den Dow mit einem Gewicht von gegen 30 Prozent regelrecht erdrücken.

Im Vorjahr Grundlage für weiteres Wachstum geschaffen

Noch im Vorjahr lag der Google-Anteilsschein im Vergleich zu den übrigen Tech-Aktien deutlich zurück. Damals drang der Suchdienst auf aggressive Weise in geschäftsfremde Territorien vor und griff Kabelfirmen und Mobilfunkanbieter an. Als Folge davon verteuerte sich der Aktienkurs bloss acht Prozent.

Gleichzeitig hat Google mit dieser Expansion die Grundlage für zusätzliches Wachstum geschaffen. Das schürt Hoffnungen bei den Investoren, die sich positiv auf die Kursentwicklung auswirken. So ist der Valor alleine in den letzten drei Wochen fast 15 Prozent gestiegen, ohne dass kursrelevante Unternehmensnachrichten publik wurden.

Die Aussichten auf weitere Kursgewinne stehen gut. "Der strukturelle Investment Case ist noch immer intakt", sagt Christian Fröhlich. Der Tech-Analyst der Zürcher Kantonalbank betont Googles einzigartige Position, um mit der immens grossen Datenansammlung Marktanteile in der Werbeindustrie zu gewinnen. Das rechtfertigt die im Branchenschnitt leicht höheren Bewertungsaufschlag. Aktuell wird Google mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 20 bewertet.

Latente staatliche Risiken

Zu den Risiken, die das Geschäft von Google beeinträchtigen könnten, zählt Fröhlich das zunehmende Einbinden von Suchfunktionen in Betriebssysteme. Als Beispiele gelten Siri bei Apple-Produkten und das Microsoft-Suchprogramm Bing bei Windows. Je kleiner die qualitativen Differenzen bei Suchfunktionen werden, desto eher werden bisherige Google-Benützer andere Suchdienste benützen.

Zudem bleiben die staatlichen Restrisiken latent: Die Auflagen der Wettbewerbsbehörden und der Datenschutz. Gerade von regulatorischer Seite ist wahrscheinlich, dass bei weiterhin zunehmender Dominanz von Google dem Unternehmen Grenzen auferlegt werden. Auch die zunehmend aktiv werdenden Datenschützer stellen eine Bedrohung dar. "Sollte dereinst die Datenaggregation nicht mehr zulässig sein, würde das ganze Business-Modell von Google in sich zusammenfallen", sagt Fröhlich.