"Der Börsencrash setzte auch den Superreichen ordentlich zu", "Keine Angst vor einem Bärenmarkt" oder "Diese Börsenkorrektur ist kein Grund zur Panik": Solche Schlagzeilen machten jüngst in den Schweizer Medien die Runde. Auslöser waren die Turbulenzen an den Finanzmärkten hauptsächlich in der letzten Woche, die sich auch im Schweizer Leitindex SMI niederschlugen:

Kursentwicklung des Swiss Market Index seit 4. Januar 2018, Quelle: cash.ch 

Vom 26. Januar bis zum 9. Februar hatte der Leitindex in zehn Handelstagen 9 Prozent eingebüsst. Dabei kam es am 6. Februar mit minus 2,9 Prozent zum höchsten Tagesverlust in diesem Jahr.

War das nun eine Konsolidierung, eine Korrektur oder ein Crash? Oder befinden wir uns derzeit sogar in einem Bärenmarkt? Klar ist: Wenn es an den Börsen wild zu und her geht, dann werden an den Märkten in der Aufregung Begriffe verwendet, die teilweise unzutreffend sind. Unten stehend ein Versuch einer Definition von Börsenschlagwörtern. Soviel vorweg: Wir sahen in diesem Jahr (noch) keinen Börsencrash, und für einen Bärenmarkt müsste die Schweizer Börse nochmals etwa 15 Prozent einbüssen.

Konsolidierung

Kommt es nach starken Kursanstiegen zu einem leichten Kursrückgang oder auch zu einer Seitwärtsbewegung der Börse, spricht man von einer Konsolidierung. Die Börse gönnt sich quasi eine kurze Verschnaufspause, um danach ihren Aufwärtstrend fortzusetzen. Die grundsätzliche Börsenstimmung bleibt aber weiterhin positiv. Eine Konsolidierung kann einen oder mehrere Handelstage, bei einer Seitwärtsbewegung sogar mehrere Wochen andauern. Über die ganze Konsolidierungsphase gesehen verliert ein Börsenindex ungefähr zwischen 0 bis minus 5 Prozent.

Korrektur

Eine Korrektur ist eine Abwärtsbewegung der Aktienkurse nach Übertreibungsphasen, die aber im Vergleich zur Konsolidierung heftiger ausfällt und bis zu zwei Monate andauern kann. Üblicherweise spricht man bei Kursrückgängen von minus 5 bis minus 20 Prozent innerhalb einiger Tage oder Wochen von einer Korrektur. Einzelne Werte können dabei auch um einiges deutlicher fallen. Korrekturen machen zuvor überteuerte Aktien wieder attraktiv und bieten gute Einstiegsgelegenheiten. Denn: Ist diese überstanden, steigt die Börse wieder an.

Crash

"Von einem Crash spricht man erst dann, wenn ein langjähriger Trend komplett ausgelöscht wird", sagte Oswald Grübel, ex-Chef der beiden Grossbanken CS und UBS, in einem Interview mit dem Sonntagsblick letzte Woche. Nach dieser Definition war der Börsenzusammenbruch beim Ausbruch der Finanzkrise ab Mitte 2007 ein klassischer Crash. In einer enger gefassten Definition brechen die Aktienmärkte bei einem Crash an einem einzigen Handelstag um 20 oder mehr Prozent ein, meist wird der Einbruch durch negative Wirtschaftsnews begleitet - was die Anleger in eine Panikstimmung versetzt. Das war an der amerikanischen Börse etwa am 19. Oktober 1987 der Fall. Der Dow Jones fiel an diesem als "schwarzer Montag" bekannten Tag um 22,6 Prozent.

Wendet man diese enge Crash-Definition jedoch auf den defensiven (und damit krisensichereren) SMI an, dann hat es am Schweizer Leitindex noch gar nie einen Börsen-Crash gegeben. Denn der stärkste Einbruch an einem einzigen Tag datiert vom 13. Oktober 2008, als der SMI 11,39 Prozent nachgab. Für den SMI müsste man die "Crash-Hürde" also tiefer setzen, etwa bei minus 10 Prozent.

Bärenmarkt (auch Baisse genannt)

Der Bärenmarkt bezeichnet eine längere Periode mit nach unten tendierenden Aktienkursen. Der Pessimismus nimmt dann an den Börsen während längerer Zeit überhand. In der Vergangenheit dauerten solche Phasen ein bis mehrere Jahre. Grundsätzlich spricht man dann von einem Bärenmarkt, wenn sich die wichtigen Aktienindizes mindestens 20 oder mehr Prozent vom Höchststand entfernen. Einige Strategen definieren einen solchen Rückgang von 20 Prozent innerhalb von sechs Monaten als eigentlichen Bärenmarkt. Demnach wäre bei einem Fall des SMI auf 7680 Punkte in den nächsten Monaten von einem Bärenmarkt die Rede, da der Höchststand der laufenden Hausse bei etwas über 9600 Punkten liegt. Für einen Bärenmarkt müsste die Schweizer Börse zum jetzigen Stand von 8960 Punkten also nochmals 15 Prozent einbüssen.

Unterschiedliche Ereignisse können einen Bärenmarkt auslösen: Etwa eine Wirtschaftskrise, Leitzinsanhebungen, politische Unruhen oder auch einfach ein plötzlicher Vertrauensverlust der Anleger.  Auch während eines Bärenmarktes kann es zwischendurch an der Börse zu vereinzelten Tages- oder Wochengewinnen kommen (eine Korrektur oder Konsolidierung nach oben).

Das Gegenteil des Bärenmarktes ist der Bullenmarkt (auch Hausse genannt). Aktuell dauert dieser seit März 2009 an und hat den SMI von 4235 auf 8960 Punkte explodieren lassen. Interessant ist in diesem Zusammhang eine Studie der Investmentfirma Newfound Research: Im Zeitraum von 1903 bis heute gab es insgesamt zwölf Bullenmärkte und elf Bärenmärkte. Im Durchschnitt dauerte der Bullenmarkt 8,1 Jahre, während der Bärenmarkt nur 1,4 Jahre anhielt.