Während der Euro in den letzten Wochen wieder schwächer geworden ist und am Montag mit 1,2214 Franken den tiefsten Stand seit Mai erreicht hat, kann die Bevölkerung von Zug noch immer von einem Steinzeit-Wechselkurs profitieren. Als ob es eine Kursuntergrenze der Schweizerischen Nationalbank nie gegeben hätte.

Und das geht so: "1 Euro = 1,40 Franken" steht auf dem grauen Hinweisschild eines unfreiwilligen Wechselautomaten - ein Kurs also, der seit drei Jahren kaum mehr erreicht wurde. Das Gerät, ein konventioneller Selecta-Kaffeeautomat, steht an einem Ort, den man kaum mit Geldwechsel in Verbindung bringen würde - in der Zuger Stadt- und Kantonsbibliothek - unauffällig zwischen Lese- und Büchersaal. Einwerfen lassen sich 1- und 2-Euro-Münzen, als Gegenwert wird 1,40 respektive 2,80 Franken angezeigt.

Der Clou an der Sache ist: Der Kunde muss nicht einmal ein Heissgetränk beziehen, sondern kann sich den Betrag gleich bar auszahlen lassen. Dazu reicht es aus, den Geldrückgabeknopf zu drücken, wie ein Versuch von cash ergeben hat.

Somit können auf einfache Weise übrig gebliebene Euro-Münzen zu einem äusserst vorteilhaften Kurs zurückwechselt werden. Für die Bibliothek, die von der Stadt und vom Kanton Zug finanziert wird, ist das natürlich ein Verlustgeschäft, wenn auch kein lebensbedrohendes. Die Einwohner des ohnehin schon steuergünstigen Kantons gehören somit zu den letzten Profiteuren von Selecta-Automaten, die noch nicht der neuen Wechselkurs-Realität angepasst wurden.


Standort der Zuger Stadt- und Kantonsbibliothek


Selecta reagierte vor zwei Jahren nach der Einführung der Kursuntergrenze von 1,20 Franken pro Euro umgehend und gab eine Kürzung des Wechselkurses bei Verpflegungsautomaten von 1,40 auf 1,00 Franken bekannt. Diesen Kurs wendet das Zuger Unternehmen auch heute noch an, obschon sich der Euro-Franken-Kurs nach der Einführung der Untergrenze bei über 1,20 eingependelt hat.

In der Zwischenzeit hat Selecta gemäss Sprecherin Lena Emch sämtliche 3000 auf öffentlichen Plätzen stehenden roten Automaten auf den 1:1-Wechselkurs umgerüstet. Dieser Vorgang nahm einige Monate in Anspruch, da jeder Automat von einem Techniker manuell umprogrammiert werden muss.

Von dieser Umstellung ausgenommen sind jedoch so genannte Kaufautomaten wie jene in der Zuger Bibliothek. Diese werden zwar von Selecta gewartet, allerdings bestimmt der Käufer selber, welche Produkte er anbieten möchte. "Es liegt deshalb auch in der Kompetenz des Automatenbesitzers, welchen Wechselkurs er anbieten möchte", so Sprecherin Emch.

Und so spuckt der unfreiwillige Wechselautomat in der Zuger Bibliothek weiterhin fleissig günstiges Franken-Wechselgeld aus.