Anfang Mai senkte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins um 0,1 auf das historisch tiefe Niveau von 0,15 Prozent. Zudem führte sie erstmals einen Strafzins in der Höhe von 0,1 Prozent ein. Damit reagierte die EZB auf das weiterhin tiefe Wirtschaftswachstum und die stockende Kreditvergabe in der Eurozone.

Wie das Beispiel Dänemark zeigt, geben Banken die negativen Einlagezinsen in der Regel rasch an ihre Kunden weiter. Sie tun das beispielsweise, indem sie die Gebühren erhöhen oder die Zinsen senken. Ob die EZB-Massnahmen ihr Ziel erreichen, ist noch nicht absehbar. Aber eine Auswirkung ist bereits klar: mehrere Schweizer Banken haben jüngst ihre Zinsen auf Sparkonten gesenkt, wie Nachforschungen von cash zeigen.

Zu den Banken, die seit dem EZB-Entscheid ihre Zinsen auf das Sparkonto nach unten angepasst haben, gehören die Clientis Bank, die Credit Suisse, die Freiburger Kantonalbank oder die liechtensteinische LGT. Die Zinssenkung betrug bei diesen Instituten zwischen 0,05 und 0,1 Prozent. Die CS begründet den Schritt auf Anfrage mit der "anhaltenden Tiefzinssituation an den Geld- und Kapitalmärkten". Auch die UBS, die ihre Zinsen bereits früher gesenkt hatte, schreibt: "Aufgrund des anhaltend tiefen Zinsniveaus am schweizerischen und europäischen Geld- und Kapitalmarkt hatte UBS beschlossen, die Zinssätze auf diversen Konten zu reduzieren."

5 Rappen pro 100 Franken

Wie Daten von Vermögenspartner zeigen, beträgt der Durchschnittszins auf Schweizer Sparkonten etwa 0,19 Prozent – vor drei Jahren war der Wert noch doppelt so hoch. Doch wo bekommen Sparer derzeit am meisten Zins, ungeachtet der jüngsten Senkungen? Am meisten Rendite bietet die Banque CIC an. Ihr Zins ist dreimal so hoch wie der Durchschnitt (siehe Tabelle). Auch die WIR Bank ist mit einem Zins von 0,43 Prozent im vorderen Bereich der Rangliste zu finden.

Die grossen Banken hingegen bezahlen ihren Kunden deutlich weniger auf ihre Einlagen. UBS, CS, ZKB und Raiffeisen bieten allesamt Zinsen zwischen 0,05 und 0,15 Prozent an. Im Falle der beiden Grossbanken sind das nur noch gerade 5 Rappen pro 100 Franken.

Trotz den tiefen Zinsen gibt es immer noch Argumente, die für ein Sparkonto sprechen. Denn dank niedriger Inflation und aufgrund wenig Alternativen ist das Ersparte auf dem Bankdepot besser aufgehoben als im Privatsafe. Viele Anbieter bieten grosszügige Bezugslimiten an und die wenigsten verlangen Verwaltungsgebühren. Weiter sind die Einlagen bis zu 100'000 Franken beim schweizerischen Sicherungsfonds garantiert.

Sparkonto lohnt sich immer noch

Die Geldanlage auf einem Schweizer Sparkonto hat sich denn auch in den vergangenen Jahren bezahlt gemacht. Seit der Finanzkrise ist real mehr übrig geblieben als während den fetten Jahren der 90er Jahre mit 5 oder 6 Prozent Zins. Grund dafür ist die tiefe Teuerungsrate.

So erstaunt es nicht, dass einzelne Banken reges Interesse an ihrem Sparsortiment registrieren. "Seit Anfang Jahr verzeichnen wir einen Zufluss bei den Kundengeldern von 5 Prozent. Das zeigt, dass die Leute Sicherheit und Stabilität suchen", sagt Urs Aeberli von der Migros Bank zu cash.

 

Zinskonditionen auf Sparkonten ausgewählter Anbieter

Institut Zins in %
Bank CIC 0,6
WIR Bank 0,43
Vadian Bank 0,35
Freiburger KB, cash - banking by bank zweiplus 0,25
Postfinance, Migros Bank, Bank Coop 0,2
Raiffeisen, Graubündner KB, Clientis 0,15
ZKB, Zuger KB, St. Galler KB 0,1
Aargauer KB 0,07
UBS, CS 0,05

Quelle: comparis.ch, Stand: 9.7.2014