Seit US-Präsident Donald Trump vergangenen Mittwoch über die US-Notenbank wetterte, welche "das Land im Stich gelassen" haben soll - und seit Trump keine 24 Stunden später auch noch neue Strafzölle gegen China ankündete, sind die Finanzmärkte in Aufruhr (cash berichtete).

Am Donnerstag sackte der amerikanische Dow-Jones-Index nach Trumps Tweet um 1,05 Prozent in die Tiefe. Am Freitag folgten die europäischen und asiatischen Börsen mit Korrekturen. Am Montag ging es mit dem Swiss Market Index (SMI) um über 2 Prozent talwärts, seit vergangenen Mittwoch liegt der Verlust bei mehr als 3 Prozent.

Dieses stürmische Börsenumfeld fällt ausgerechnet in die laufende Zahlensaison. Denn verschiedene kotierte Schweizer Firmen haben in den letzten zwei Handelstagen ihre Bücher geöffnet. Die meisten davon wurden an der Börse in der Folge abgestraft. Teils ist das auf die allgemein schlechte Anlegerstimmung zurückzuführen, teils lag es aber auch an enttäuschenden Ergebnissen.

cash hat fünf solche Aktien herausgepickt und sagt, wo die Korrektur etwas zu stark ausgefallen ist und sich folglich ein Einstieg lohnen könnte:

Ascom - neuer CEO, neues Glück?

Am Montag war etwas los beim Telekommunikationsspezialisten: CEO Holger Cordes muss gehen, so die Ankündigung. Gleichzeitig wurden schwache Zahlen vorgelegt. Die operative Marge (EBITDA) fiel auf 1 Prozent, zuvor gingen Analysten von einem Wert von fast 14 Prozent für das Gesamtjahr aus – hier müssen nun die Erwartungen gewaltig gestutzt werden.

Die Ascom-Aktie fiel am Montag im Tagesverlauf in der Folge um über 15 Prozent auf den tiefsten Stand seit März 2013. Dabei kann der CEO-Abgang als positiv gewertet werden: Cordes hat es in seiner dreijährigen Amtszeit nie geschafft, überzeugende Resultate zu liefern, zudem waren seine Ziele meist zu ambitioniert. Ein Nachfolger mit gutem Leistungsausweis könnte der Aktie (und der ganzen Firma) wieder etwas Schwung verleihen. Doch: Die Aussichten bleiben höchst ungewiss. Die 2016 eingeschlagene Strategie, auf drahtlose Kommunikationslösungen primär im Gesundheitssektor zu setzen, trägt noch keine Früchte. Ein Einstieg ist derzeit zu riskant. 

Belimo - der Ausblick enttäuscht

4 Prozent ging es mit der Belimo-Aktie am Montag abwärts. Damit wurde dem guten Lauf der Aktie - sie hat seit Jahresbeginn stolze 35 Prozent zugelegt - zumindest vorerst ein Ende gesetzt. Und dies, obwohl sich das Halbjahresresultat der Industriegruppe aus Hinwil gar nicht so schlecht liest: Der Umsatz stieg um 9,3 Prozent an, der Reingewinn verbesserte sich gar um über 12 Prozent. Die Analystenerwartungen wurden sogar leicht übertroffen.

Kursentwicklung Belimo-Aktie seit Jahresbeginn, Quelle: cash.ch

Die negative Reaktion der Anleger dürfte mit der Guidance zu tun haben: Belimo rechnet im zweiten Halbjahr mit einer "tendenziell tieferen" Gewinnmarge. Gemäss der Bank Vontobel ist dies auf ein reduziertes Wachstum in China und auf zusätzliche Kosten für die Wachstumsstrategie zurückzuführen. Der Anbieter von Antriebslösungen im Bereich Heizung, Lüftung und Klima ist zwar in einer attraktiven Nische tätig, doch bekommt auch er den Handelsstreit und die Wachstumssorgen Chinas zu spüren. Zudem ist der Titel mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019 von 35 etwas gar teuer. Für einen Einstieg sollte eine weitere Korrektur abgewartet werden.

Mobimo - gut gefüllte Pipeline

Die Mobimo-Aktie hat seit den Zahlen am Freitag rund 2 Prozent eigebüsst. Die Luzerner Immobilienfirma hat zwar in der ersten Jahreshälfte den Gewinn um 15 Prozent gesteigert, das war zum Teil aber auf Sondereffekte (Neubewertungen) zurückzuführen. Derweil hat sich die Leerstandsquote auf 4,3 Prozent verschlechtert, Ende 2018 lag sie noch bei tieferen 2,9 Prozent. Zudem war auch das Entwicklungsgeschäft für Dritte in der ersten Jahreshälfte enttäuschend.

Letzteres soll nun im weiteren Jahresverlauf gemäss firmeneigenen Angaben wieder anziehen. Zudem ist die Pipeline für das eigene Portfolio gut gefüllt, mit einem Investitionsvolumen von 710 Millionen Franken. Konkret sind fünf Anlageobjekte im Bau und deren acht in Planung. Das sollte die Mieteinnahmen in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Von der Mobimo-Aktie ist kein übermässig starker Anstieg zu erwarten, dennoch ist es ein solides Investment, welches immerhin eine Dividendenrendite von aktuell 3,8 Prozent verspricht.

Crealogix - Geduld gefragt

Der Software-Dienstleister legte am vergangenen Freitag gemischte Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/2019 vor. Während der Umsatz (plus 17 Prozent) stark anzog, rutscht man beim Gewinn in die roten Zahlen (6,3 Millionen Franken). Vor allem die Umstellung des Lizenzmodells ist laut dem Unternehmen für die geringere Profitabilität verantwortlich. Langfristig werde sie aber für eine höhere Stabilität in den Umsätzen sorgen. Das Fintech-Unternehmen äussert sich betont positiv über die Zukunft. 

An der Börse sorgen die Zahlen für keine grossen Bewegungen. Während der Aktienkurs am Freitag nach Verkündung der Zahlen um 0,5 Prozent leicht nachgab, ging es am Montag wieder um rund ein Prozent aufwärts. Bemerkenswert ist auch, dass der Titel seit Anfang Juni fast 20 Prozent nachgegeben hat. Anleger müssen bei der Aktie Geduld mitbringen. Crealogix kommuniziert selbst, dass sich die Umstellung des Lizenzmodells erst ab dem Geschäftsjahr 2020/2021 positiv auswirken werde. Wer an das Geschäftsmodell glaubt, dem können sich bald Einstiegsmöglichkeiten bieten.

Interroll - Boom-Phase endgültig vorbei?

Die Interroll-Aktie wurde am Montag innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal massiv abgestraft. Bereits Mitte Juli hatte der Logistik-Zulieferer vorläufige Zahlen für die ersten 6 Monate des Jahres verkündet, die an sich gut ausfielen. Doch der Ausblick machte den Anlegern Sorgen – die Aktie schmierte innert eines Tages um gut 18 Prozent ab und verlief seither seitwärts.

Kursentwicklung der Interroll-Aktie in den letzten 30 Monaten, Quelle: cash.ch

Am Montag bestätigte Interroll die Zahlen im Halbjahresbericht. Die Gewinnmarge (Stufe EBITDA) konnte auf 16,7 von 14,8 Prozent erhöht werden. Wegen des niedrigeren Bestellungsbestandes bleibt der Ausblick allerdings pessimistisch. Die Börsianer straften das Unternehmen daher am Montag mit einem Tagesminus von zeitweise 8 Prozent erneut ab.

Nachdem die Aktie über Jahre gut performte (zu gut?), scheint sich das Wachstum zukünftig zu normalisieren. Die Aktie wird aller Voraussicht nach weiter korrigieren. Trotzdem ist das Unternehmen solide aufgestellt. Für Anleger könnten sich daher nach der Korrektur Einstiegsmöglichkeiten bieten.