Wie Fondsanwalt Steven Nadel von Seward & Kissel kürzlich in einem Interview sagte: "Madoff war ein riesiger Weckruf für die gesamte Vermögensverwaltungsbranche." Im nachfolgenden werden einige Beispiele aufgezeigt, was sich bei Vermögensverwaltern verändert hat, seit Madoff im Dezember 2008 von den Bundesbehörden festgenommen wurde:

Intermediäre verlieren an Bedeutung

Nachdem sie bereits durch Verluste im Gefolge des Lehman Brothers-Konkurses drei Monate zuvor gelitten hatten, fielen die Intermediäre, die helfen, Hedgefonds für Anleger auszuwählen und zu prüfen, weiter in Ungnade. Viele dieser sogenannten Dachfonds haben mit dem Hochstapler Geschäfte gemacht, indem sie Kunden zu seiner Firma gelenkt haben.

Da sie es leid waren, ihr Geld aufs Spiel zu setzen, begannen Pensionsfonds, Staatsfonds und andere Investoren, diese Firmen zu meiden, um direkt in Hedgefonds zu investieren. Die Auswirkungen waren erstaunlich: Die Anleger haben zehn Jahre in Folge Geld aus den Dachfonds abgezogen. Die Branche hat fast ein Fünftel des Geldes verloren, das sie vor Madoff hatte - die Aktiva beliefen sich im dritten Quartal auf 647 Milliarden US-Dollar, wie aus von Hedge Fund Research zusammengestellten Daten hervorgeht. Dies veranlasste viele Unternehmen, mit anderen zu fusionieren oder ihr Geschäft zu schrumpfen.

Unter den hart getroffenen Firmen befindet sich Union Bancaire Privée aus Genf. Die Bank, die einst der weltweit grösste Investor in Hedgefonds war - und einer der ältesten - hatte bei Madoff rund 700 Millionen Dollar an Kundengeldern angelegt. Die Hedgefonds-Investitionen von UBP sind seit 2007 um mehr als 80 Prozent eingebrochen. Laut der Webseite sind derzeit rund 10 Milliarden US-Dollar in der Anlageklasse investiert.

Vom Schaden für UBP profitierte hingegen Blackstone. Der in New York ansässige Vermögensverwalter hatte kein Kunden-Geld bei Madoff geparkt, was half, Kunden in Scharen anzulocken. Die Hedgefonds-Anlagen von Blackstone haben sich seit 2008 mehr als verdreifacht auf 80 Milliarden US-Dollar, womit die Gesellschaft UBP als weltgrössten Investor in Risiko-Portfolios abgelöst hat.

Mehr Fragen werden gestellt

Vorbei sind auch die Zeiten, in denen Anleger blindlings und ohne Fragen ihr Geld den Hedgefondsmanagern anvertrauten. Der Prozess der Überprüfung von Managern wurde insgesamt auf den Kopf gestellt - die Anleger begannen, viel stärker die Wirtschaftsprüfer, Broker und Rechtsanwälte, die die Fonds angeheuert haben, unter die Lupe zu nehmen. Grössere Aufmerksamkeit wurde auch den Verfahren gewidmet, die bei der Durchführung ihrer Geschäfte eingesetzt wurden, während Kontrollen zu den Hintergründen von Managern und anderen Faktoren beschleunigt wurden.

"Madoffs Betrug zeigte, dass einige Investoren nicht über die erforderlichen Verfahren verfügten, um Madoff auf die Schliche zu kommen", sagte Nadel, zu deren Kunden Hedgefonds zählen. Madoffs Delikte veränderten zusammen mit der Finanzkrise von 2008 die Kultur der Hedgefonds. Nach den Rekordverlusten nach der Implosion von Lehman haben Hedgefonds Regeln oder Verfahren für alles Mögliche vom Handel bis zur Buchführung entweder eingeführt oder verstärkt, um nervöse Investoren zu beruhigen.

Weniger Geheimnisse

Fast seit ihrer Gründung in den 1960er Jahren haftete den Hedgefonds etwas Geheimnisvolles an. Hedgefonds hatten als Privatunternehmen wenig aufsichtsrechtliche Kontrolle. Das war für die Branche schön, da Vermögensverwalter ihre Handelsgeschäfte geheim halten wollten, während ihre vermögenden Kunden nicht wollten, dass andere wissen, wie sie reich wurden.

In der Ära nach Madoff haben sich Hedgefonds viel stärker auf die Anforderungen von Pensionsplänen und anderen Grosskunden eingestellt, die zu einem wachsenden Teil ihrer Investorenbasis wurden. Sie teilten ihren Kunden zunehmend Einzelheiten über Handelstransaktionen und die Anlagestrategie mit. Mittlerweile geben Manager ihren Anlegern ihre Einschätzung der Märkte, Branchen und sogar Informationen über die inneren Abläufe ihrer Geschäfte. Im Zuge der verstärkten Kommunikation mit Investoren haben die Fonds - wie börsennotierte Unternehmen - mehr Treffen mit Kunden, Telefonkonferenzen und Investorentage eingeführt. Die Öffnung veränderte sogar die Art und Weise, wie Hedgefonds-Manager sich anzogen.

Anfang der 1990er Jahren hatte Renaissance Technologies, die vom militärischen Code-Knacker Jim Simons gegründete Quant-Fondsgesellschaft, den Anlegern lediglich eine Telefonnummer in Manhattan gegeben, wo sie sich eine Aufzeichnung der monatlichen Entwicklung ihrer Investments anhören konnten. Heutzutage versendet der Hedgefonds wöchentliche und monatliche Updates für einige Fonds. Diese beinhalten häufig eine Analyse der Handelstransaktionen und sogar, wie das Risiko gehandhabt wird.

(Bloomberg)