Der Bankmanager und ehemalige Chef der Credit Suisse, Oswald Grübel, hat die Grossbank in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag" wegen des Umgangs in der aktuellen Krise kritisiert. Die Verteidigungslinie, dass der Konzernchef Tidjane Thiam nichts von der Beschattungsaffäre gewusst haben soll, würde dem Schweizer Finanzplatz schaden, sagte er.

Ausländische Medien platzten nämlich vor Schadenfreude und im Geschäft, wo es vor allem um Kompetenz gehe, gebe es nichts Schlimmeres, als lächerlich dazustehen, führte der Manager weiter aus. Grübel forderte erneut den Rücktritt von CEO Thiam: "Der Chef streitet sich mit seinem besten Mitarbeiter wegen Belanglosigkeiten. Das ist sehr peinlich für die Bank und für den CEO. Das wissen die Aktionäre, die Kunden, die Angestellten, ja das ganze Land", so der ehemalige Top-Banker.  

Dass grosse Aktionäre trotzdem hinter Thiam stehen, habe mit deren defensiver Haltung zu tun: "Die Aktionäre wollen lieber Ruhe haben. Sie nehmen in Kauf, dass zwei der besten Manager gehen müssen, halten aber am CEO fest. Das kommt aus einer defensiven Haltung heraus. Sie haben alle bereits enorme Verluste auf ihren Beteiligungen und möchten keine weiteren Unruhen, die ihre Hoffnungen stören."

Zudem forderte Grübel, dass die Schweizer Grossbank künftig wieder von einem Schweizer geführt werden solle. Es sei zwar hilfreich, im globalen Geschäft internationale Angestellte mit globaler Erfahrung zu haben. "Aber die Schweizer Banken sind heute weniger global als 2009", erklärte er.

Grübel äusserte sich im Interview in der «NZZ am Sonntag» auch zu den Negativzinsen. "Minuszinsen sind etwas Wahnsinniges. Das heisst doch: Geld ist nichts mehr wert. Man will Wirtschaftswachstum mit ständig abwertenden Währungen erzeugen. Verrückt!" Das habe massive Folgen für die Bankenbranche insgesamt: "Solange wir Minuszinsen haben, wird die Finanzbranche weiter schrumpfen."

(AWP/cash)