Entsprechend gibt es weitere Neueinstufungen von Analysten. Belastend auswirken dürfte sich ausserdem der Streit von Nestlé mit verschiedenen europäischen Detailhändlern (u.a. Coop) über bessere Einkaufskonditionen. Die Nestlé-Aktie steht um 09.40 Uhr 0,6% tiefer auf 75,28 CHF und ist damit auch am Montag bei den schwächsten Blue Chips. Entsprechend wird auch der Gesamtmarkt (SMI -0,1%) leicht ins Minus gezogen.

Weiteren Druck auf den Kurs üben Analystenhäuser mit ihren Kursziel- oder Ratingsenkungen aus. Am Berichtstag etwa hat die Credit Suisse ihr Kursziel für die Nestlé-Aktie auf 70 von 76 CHF (mit Rating 'Underperform') gesenkt. Nestlé habe es über Jahre geschafft, mit einer Kombination aus vielen Standbeinen und lokalem Wissen ein Volumenwachstum von rund 4% zu erreichen. In jüngster Zeit sei der Westschweizer Konzern aber zentralistischer geworden, was zu einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Marktanteilen geführt habe, schreiben die Analysten der Grossbank. Bereits am Donnerstag/Freitag hatten gemäss AWP-Zählung 10 Analysten ihr Kursziel und einer das Rating gesenkt.

Zusätzlichen Druck auf den Kurs übt eine Meldung vom Wochenende aus, wonach die europäische Händlerallianz Agecore auf Druck ausübt, um bessere Einkaufskonditionen (von Nestlé) zu erhalten. Gegenüber der "Handelszeitung" hat Coop bestätigt, dass ein Bestellstopp für über 150 Nestlé-Artikel veranlasst wurde.

Zur Händlerallianz Agecore gehören Edeka (D), Coop (CH), Intermarché (F), Colruyt (B), Conad (I) und Eroski (E). Angeblich mache Nestlé gut 2 Mrd CHF Umsatz mit dieser Allianz, was gut 2% des Konzernumsatzes bzw. rund 10% des Umsatzes in Europa entsprechen würde, rechnet die ZKB in einem Kommentar vor. Dass Detailhändler Druck ausübten, sei dabei nichts neues. Dass dies aber eskaliere mit dem Rauswurf von Produkten und damit auch in die Öffentlichkeit komme, sei dagegen seltener, meint Analyst Patrick Schwendimann.

Einigung wahrscheinlich

Es gehe dabei um ein Kräftemessen, wie unentbehrlich die Marken für die Konsumenten seien. Gemäss dem erwähnten Pressebericht gilt der Bestellstopp bei Coop etwa für Thomy-Salatsaucen, Cailler Perles, Nescafé Azera und Buitoni La Fina. Dass die Nahrungsmittelindustrie in der jüngeren Vergangenheit einen stärkeren Margenfokus eingenommen habe, zum Teil zu Lasten von Marketing und Innovationen, könnte sich dabei als Bumerang erweisen, glaubt der Analyst.

Er geht allerdings davon aus, dass sich Nestlé mit dem Einkaufsbündnis auf für beide Seiten akzeptable Konditionen einigen kann. Trotzdem sei die Eskalation negativ zu werten, da sie in einer Region geschehen sei, die in der jüngeren Vergangenheit und auch 2017 eine gute Figur gemacht habe.

(AWP)