Nach wochenlangen Verhandlungen steht seit dem frühen Montagmorgen fest: Die Übernahme der britischen RSA durch die Zurich Insurance Group ist geplatzt. Dies, nachdem das Schadenversicherungsgeschäft jüngste eine Verschlechterung erfahren hat. Stattdessen will sich das Unternehmen auf die nötigen Schritte konzentrieren, diesen Geschäftszweig wieder auf Kurs zu bringen.

Die Aktionäre des in Zürich beheimateten Versicherungskonzerns dürften nicht unglücklich über den Abbruch der Verhandlungen sein. Denn seit der ersten Interessensbekundung von Ende Juli ist der Börsenwert des Traditionsunternehmens um ziemlich genau 10 Prozent gefallen. Zuvor hatte es nämlich Spekulationen rund um eine satte Sonderdividende gegeben. Eine solche scheint nun wieder wahrscheinlicher.

Allerdings lassen sich die unerwartet vorsichtigen Aussagen zur aktuellen Geschäftsentwicklung nicht ganz von der Hand weisen, weshalb die Zurich-Aktie an der Schweizer Börse SIX im späten Handel 2,5 Prozent auf 255,50 Franken verliert. Beobachter berichten von grösseren aus Übersee eintreffenden Verkaufsaufträgen.

Zeit für "Plan B" scheint gekommen

Nachdem die Zurich Insurance Group vom Rivalen RSA abgelassen hat, scheint ein milliardenschwerer Firmenkauf endgültig vom Tisch. Diese Meinung vertreten zumindest alteingesessene Händler. Dass sich der Versicherungskonzern eine andere Braut sucht, wird für sehr unwahrscheinlich gehalten.

Dennoch sind Verwaltungsrat und Geschäftsleitung gefordert, wollen sie das sich selber verschriebene Ziel einer operativen Eigenkapitalrendite von 12 bis 14 Prozent erreichen. Schliesslich sitzt das Unternehmen auf einem Überschusskapital von 3 Milliarden Dollar. Dass dieses im von Negativzinsen geprägten Marktumfeld kaum etwas abwirft, liegt geradezu auf der Hand.

In Analystenkreisen wird nun erneut auf eine Sonderdividende spekuliert. Früheren Berechnungen der Credit Suisse zufolge könnte den Aktionären über die reguläre Ausschüttung von 17 Franken je Aktie eine einmalige Zahlung von bis zu 13 Franken winken. Mit einer Gesamtausschüttung von 30 Franken und einer Rendite von 11,5 Prozent würde die Zurich Insurance Group den bisherigen Dividenden-König Swiss Re vom Thron stossen.

Enttäuschender Geschäftsgang - UBS in Erklärungsnot

Auch im Berufshandel wird der Ruf nach einem "Plan B" immer lauter, fallen die in der Pressemitteilung gemachten Aussagen zur Geschäftsentwicklung doch überraschend vorsichtig aus. Schon in den ersten sechs Monaten seien die von der Zurich Insurance Group veröffentlichten Ergebnisse schwächer als erwartet ausgefallen, so heisst es weiter.

In Erklärungsnot wähnt sich der Versicherungsanalyst der UBS Investmentbank. Erst vergangene Woche hatte er in Erwartung einer Verbesserung im Kerngeschäft eine Kaufempfehlung für die Zurich-Aktie ausgesprochen. Nach den vorsichtigen Aussagen seitens des Unternehmens räumt der Experte ein, dass der Turnaround länger dauere als gedacht. Allerdings erachtet er die Bestätigung der Zielgrösse für die operative Eigenkapitalrendite und die Möglichkeit eines Aktienrückkaufprogramms oder einer Sonderdividende als positiv.