Die Jury verwarf mehr als die Hälfte der Anklagepunkte, darunter einen besonders gravierenden Vorwurf der Verschwörung zum Betrug mit Hilfe von Telekommunikationsmitteln.

Das Strafmass wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet. Shkreli reagierte nach Verlassen des Gerichts in Brooklyn euphorisch auf die Entscheidung der zwölf Geschworenen: "Ich bin entzückt, dass die Jury ihre Arbeit getan hat", sagte er und bezeichnete sich als Opfer "einer Hexenjagd epischen Ausmasses".

Mit dem Urteil droht dem Investor nicht mehr eine Haftstrafe von 20 Jahren. Nach Angaben seines Verteidigers, Staranwalt Ben Brafman, muss Shkreli möglicherweise gar nicht ins Gefängnis. Wenn doch, werde die Haftstrafe "weit, weit unter der Dauer liegen, die die Regierung je erwogen hatte", sagte der Anwalt, zu dessen prominenten Mandanten auch Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn gehörte.

Shkreli musste sich in acht Anklagepunkten wegen des Vorwurfs verantworten, elf Millionen Dollar in Aktien von seinem Pharmaunternehmen Retrophin veruntreut zu haben, um die Investoren auszuzahlen, die durch seine Hedgefonds Geld verloren hatten.

Die Jury befand Shkreli für schuldig, durch Aktienmanipulationen den Wert der beiden von ihm früher geleiteten Hedgefonds - MSMB Capital Management und MSMB Healthcare Management - aufgebläht zu haben. Fünf der acht Anklagepunkte wurden fallengelassen.

Die Staatsanwaltschaft hatte von "überwältigenden Beweisen" gegen Shkreli gesprochen. Dieser habe Investoren jahrelang "Lügen über Lügen" erzählt. Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft von Brooklyn sagte, die Ermittlungen würden fortgesetzt, und jeder, der auf diese Weise betrüge, werde strafrechtlich verfolgt.

Shkreli hatte in dem Prozess die Aussage verweigert, die Verteidigung verzichtete zudem auf die Vorladung von Zeugen. Sein Anwalt argumentierte, Shkrelis wohlhabende Investoren hätten keine Verluste gemacht, sondern Gewinne.

Brafman stellte seinen Mandanten als ein etwas verstörtes Genie dar, das zwei Jahre lang im Schlafsack im Büro campierte, um eigenständig ein erfolgreiches pharmazeutisches Unternehmen aufzubauen, damit er seine Investoren auszahlen konnte.

Shkreli möge Fehler gemacht haben, sei aber niemand, der sich mit fremdem Geld einen extravaganten Lebensstil finanziere, sagte Brafman. Sein Mandant habe unter Depressionen und Angstzuständen gelitten.

Shkreli hatte sich darauf spezialisiert, die Patente günstiger Medikamente zu kaufen und dann den Preis drastisch zu erhöhen. Zur Hassfigur in den USA wurde er, weil er als damaliger Chef des Pharmaunternehmens Turing den Preis des Aids-Medikaments Daraprim mutwillig um mehr als das 50-fache erhöht hatte: Über Nacht war der Preis von 13,50 Dollar pro Tablette auf 750 Dollar gestiegen. Dieser Skandal war aber nicht Gegenstand des jetzigen Prozesses.

Nach seiner Anklage im Dezember 2015 kam er gegen Kaution aus dem Gefängnis frei, seinen Chefposten bei Turing musste er abgeben. Seinem Ruf als Enfant terrible der Pharmabranche machte Shekri alle Ehre, als er sich bei einer Anhörung im Kongress im Februar 2016 weigerte, die Fragen der Abgeordneten zu beantworten.

(SDA)