Q3 2020
(in Mio Fr.)        AWP-Konsens     Q2 20    Q3 19   

Geschäftsertrag        5'316        6'194    5'326    
Geschäftsaufwand       4'160        4'347    4'112   
Gewinn vor Steuern       943        1'551    1'142 
Reinergebnis             620        1'162      881

FOKUS: Die Credit Suisse könnte mit den Zahlen zum saisonal normalerweise schwächeren Sommerquartal - wie auch andere Banken - positiv überraschen. Das Quartal scheint besser gelaufen zu sein, als die Analysten zum Zeitpunkt ihrer Schätzungen erwartet hatten.

Üblicherweise geben die Analysten ihre Prognosen nach Ende des dritten Quartals ab - also bereits vor dem starken UBS-Ergebnis und auch vor den Zahlen der US-Banken, die in der Berichtsperiode unter dem Strich ebenfalls stark gewesen waren.

Die offiziellen Schätzungen für die CS fallen nämlich eher vorsichtig aus: Gemäss den Prognosen könnte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr mehr oder weniger stagniert haben und der Gewinn könnte wegen der hohen Vergleichsbasis deutlich tiefer ausfallen. Denn im Vorjahr hatte der Verkauf der Fonds-Plattform InvestLab an Allfunds einen Extra-Gewinn von 327 Millionen Franken in die Kassen gespült.

Im zweiten Quartal 2020 hatte die Bank noch die Erträge und den Vorsteuergewinn - inmitten der Corona-Pandemie - sowohl zum Vorjahr als auch zum Vorquartal deutlich gesteigert. Konzernchef Thomas Gottstein verwies vor rund einem Monat bereits darauf, dass das Berichtsquartal saisonal ein schwaches sei. Auch sei das dritte Quartal 2019 "sehr stark" gewesen. Die Kundenaktivität in der Region Asien-Pazifik habe aber wieder stark angezogen, sagte er.

Und angesichts der Zahlen der Konkurrentin UBS, die bereits vergangene Woche Zahlen vorgelegt hat, gibt es wohl auch für die Credit Suisse Überraschungspotential nach oben. Zumindest hatte Sergio Ermotti, der diese Woche als UBS-Chef abtritt, einen Gewinnsprung präsentiert, wobei die Erträge um mehr als einen Viertel auf knapp 9 Milliarden US-Dollar gestiegen waren. Auch verschiedene positive Einmaleffekte herausgerechnet, übertraf die grösste Schweizer Bank die Markterwartungen deutlich. Sowohl die Vermögensverwaltungssparte als auch das Investment Banking zeigten sich in guter Form.

Dass das CS-Ergebnis allenfalls nicht ganz so glänzen könnte wie das der UBS, hat aber auch etwas mit der Berichtswährung zu tun. Der schwächere US-Dollar im dritten Quartal, lässt den grossen Anteil Dollar-Erträge bei der Credit Suisse in Franken umgerechnet optisch schlechter aussehen. Die UBS rapportiert derweil in Dollar, weshalb automatisch die Erträge in Franken wiederum ein höheres Gewicht im Ergebnis der UBS hatten.

Einzig im Schweizer Geschäft der UBS belasteten Wertberichtigungen für Kreditrisiken im Zusammenhang mit dem Wirtschaftseinbruch wegen Corona. Das dürfte am Donnerstag auch von Interesse bei der Credit Suisse sein - wie viele weitere Kreditrückstellungen sie tätigen musste, insbesondere auch wegen der aktuell wieder rasant steigenden Infektionszahlen, nicht nur in der Schweiz.

Im zweiten Quartal waren es Rückstellungen in Höhe von 296 Millionen - nach 568 Millionen Franken im Vorquartal. Im ersten Quartal war es ausserdem noch zu Wertberichtigungen in der Höhe von 444 Millionen gekommen.

Mit Blick auf die Division rechnet etwa die ZKB für alle Vermögensverwaltungseinheiten der CS im Vergleich zum Vorjahr mit einem Nullwachstum des Vorsteuergewinns - den Veräusserungsgewinn vom Vorjahr ausser Acht gelassen. Im Investment Banking geht der zuständige Analyst von stagnierenden Handelserträgen aus.

Erstmals berichtet die Credit Suisse in der von Gottstein, der seit Februar CEO ist, neu eingeführten Struktur. Dabei wurden alle Investment-Banking-Einheiten wieder zusammengelegt, was am Markt begrüsst wurde. Dennoch dürfte auch die weitere Strategie für den Bereich im Fokus stehen - mit Blick auf nachhaltiges Ertrags- und Gewinnwachstum.

Brennend interessiert die Investoren zudem die weitere Ausschüttungspolitik. Nachdem der diesjährige Aktienrückkauf von bis zu 1,5 Milliarden Franken wegen der Coronakrise derzeit ausgesetzt ist, wird auf eine baldige Wiederaufnahme - sogar schon im vierten Quartal 2020 oder aber spätestens 2021 - gehofft. Zuvor waren im laufenden Jahr 28,5 Millionen eigene Titel im Wert von 325 Millionen erstanden worden.

Das CS-Management selbst hatte gesagt, die Aktienrückkäufe sollen bald möglichst wieder aufgenommen werden - entschieden werde darüber nach der ausserordentlichen Generalversammlung Ende November. Am 27. November werden die Aktionäre zunächst über die zweite Tranche der Dividende für das Geschäftsjahr 2019 abstimmen. Diese war auf Druck der Aufsichtsbehörde Finma wegen der Coronakrise zweigeteilt worden.

Mit Blick auf die verschiedenen Fusionsspekulationen, die hochgekocht waren, ist es wieder etwas ruhiger geworden. So hat mittlerweile etwa UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber Mediengerüchten widersprochen, denen zufolge die grösste Schweizer Bank eine Fusion mit der Credit Suisse oder einer anderen Grossbank anstrebe. Ausser Frage steht für die verschiedenen Bankchefs aber, dass die Konsolidierung innerhalb der Branche weitergehen dürfte.

ZIELE: Die Credit Suisse bestätige bzw. aktualisierte ihre Ziele zuletzt Ende Juli anlässlich der Zahlenvorlage zum zweiten Quartal 2020. Diese lauten wie folgt:

. Rendite auf dem materiellem Eigenkapital (RoTE):
  mittelfristig 10-12% (Q2: 11,0%)

. Rendite auf dem regulatorischen Kapital:
  - mittelfristig über 20% für APAC, IWM und SUB zusammen
  - mittelfristig 10% für die Investment Bank

. Kapitalquoten 2020:
  - Harte CET1-Kernkapitalquote von rund 12% (Q2: 12,5%)
  - CET1 Leverage Ratio von rund 4% (Q2: 4,5%)

. Kapitalmanagement: 
  - Ausschüttung von mindestens 50% des Reingewinns - "in normalisiertem Umfeld"
  - "Nachhaltiger" Anstieg der ordentlichen Dividende um mindestens 5% pro Jahr

. Anhaltende Produktivitätsmassnahmen (abhängig von Marktumfeld und Wirtschaft):
  - Bereinigter Geschäftsaufwand für 2020 von 16,0-16,5 Mrd Fr. erwartet
  - Hochgerechnete Kosteneinsparungen ab 2022 von 400 Mio Fr. jährlich,
  - Restrukturierungskosten von insgesamt rund 300-400 Mio Fr. erwartet,

PRO MEMORIA: Ende Juli verkündete die Bank mit den Zahlen zum zweiten Quartal einen strategischen Konzernumbau, um effizienter zu werden und schneller zu wachsen. Neben der Zusammenlegung der Investment-Banking-Aktivitäten unter einer "Investment Bank" sollten auch die Funktionen "Risk" und "Compliance" integriert werden. Die Kosteneinsparungen sollen in Wachstum investiert werden und unter dem Strich nicht zu einem grossen Personalabbau führen.

Neu gibt es also lediglich die vier Segmente "Swiss Universal Bank", "International Wealth Management", "Asia Pacific" und eben "Investment Bank". Zudem wurde der Bereich "Global Trading Solutions" (GTS) geschafft, in dem die Bereiche "International Trading Solutions" sowie "APAC Solutions" integriert wurden. Neu ins Leben gerufen wurde ausserdem die Funktion "Sustainability, Research & Investment Solutions".

Ende August kündigte die Bank zudem Umbaupläne für das Schweiz-Geschäft an. So soll etwa die bisher eigenständige Tochter Neue Aargauer Bank (NAB) in die Gruppe integriert werden. Insgesamt sollen in der ganzen Schweiz 37 Filialen geschlossen werden; übrig bleiben dann noch 109 Standorte.

Geprüft wird ausserdem derzeit noch die künftige Strategie für den Bereich Asset Management (AM), der zur Vermögensverwaltungsdivision gehört. In den nächsten zwölf Monaten würden strategische Optionen geprüft, hiess es zuletzt. Spekuliert wurde am Markt über eine mögliche Fusion oder einen Verkauf.

AKTIENKURS: Credit Suisse waren im Zuge der Corona-Verwerfungen auf fast 6 Franken gefallen: Das Tief wurde am 17. März bei 6,18 Franken markiert. Mittlerweile haben die Titel sich davon etwas erholt. Aktuell notieren sie bei 9,55 Franken (Stand Dienstag 14.50 Uhr). 2020 verlieren sie somit aber bis dato immer noch rund 27 Prozent. Bei UBS beträgt das Minus im gleichen Zeitraum 9 Prozent.

Homepage: www.credit-suisse.com

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(AWP)