Laut Mitteilung vom Montag kann Tally Weijl die Eigenkapitaldecke mit insgesamt 27 Millionen Franken stärken. Rund 17 Millionen davon fliessen der Firma vonseiten neuer Investoren zu. Bei den restlichen rund 10 Millionen handle es sich um die Umwandlung von Darlehen in Aktien.

Zudem kann Tally Weijl den Angaben zufolge auf die bei Banken beantragten Corona-Kredite im Umfang von 24,7 Millionen Franken zählen. Dem Kreditzuschlag seien zähe aber auch gleichzeitig konstruktive Verhandlungen vorangegangen, schreibt Tally Weijl dazu. Bei diesen Krediten bürgt der Bund bis zu einem Teil von 85 Prozent, das Restrisiko tragen die Banken.

"Mit der Kapitalerhöhung schaffen wir die Voraussetzungen dafür, unseren 2018 mit einer grundlegenden Neupositionierung begonnenen Wandel in ein modernes eTailer-Unternehmen mit Online-Kompetenz erfolgreich zu Ende führen zu können", wird Beat Grüring, Mitbegründer und CEO von Tally Weijl in der Mitteilung zitiert.

Die Einschnitte dieses Umbaus sind tiefgreifend. Laut Grüring sollen rund 200 der heute europaweit über 800 Geschäft geschlossen werden. Aus Bulgarien zieht sich das Unternehmen ganz zurück, in Kroatien und Serbien würden die Stores an Franchisenehmer abgetreten.

Auch in der Schweiz werden Filialen verschwinden. Stand heute rechnet man bei Tally Weijl mit der Schliessung von 5 bis 10 der insgesamt 81 Läden. Das Ziel sei es, nur jene Geschäfte weiter zu betreiben, die zur neuen Omnichannel-Strategie passen und wo man sich mit den Eigentümern auf faire Mietkonditionen einigen könne.

Über Wochen war nicht sicher, ob Tally Weijl weiterbestehen kann. Die Coronakrise traf das Unternehmen mitten im Umbau. Während des Lockdowns blieben die Geschäfte geschlossen und die Verhandlungen mit den Banken um die beantragten Covid-19-Kredite zogen sich in die Länge.

Auf dem Spiel standen insgesamt 2'700 Arbeitsplätze. In der Schweiz beschäftigt Tally Weijl in ihren Boutiquen und am Basler Hauptsitz heute mit 635 Angestellten in etwa so viele wie vor der Krise.

(SDA)