Die Kolumne «Gopfried Stutz» erschien zuerst im 

Heute wollen wir über eine Versicherung sinnieren, die nach meinem Verständnis gar keine Versicherung ist: die Mietkautionsversicherung. Ich will gleichzeitig einräumen, dass es sich hier nicht um mein Kerngeschäft handelt. Ich staunte dann auch nicht schlecht, als mich vor einiger Zeit ein Verlag anfragte, ob ich einen Artikel über Mietkautionsversicherungen schreiben könnte. Ehrlich gesagt: Ich musste zuerst googeln, ehe ich verstanden habe, worum es überhaupt geht.

Ein zweites Mal staunte ich, als ich mir sagen liess, wie viele Personen solche Mietkautionsversicherungen abschliessen: jede fünfte Mieterin oder jeder fünfte Mieter. Und ja, vielleicht sollte ich auch noch sagen, worum es sich hier handelt: Bei den meisten Mietverhältnissen sind als Kaution zwei bis drei Monatsmieten auf einem Sperrkonto zu hinterlegen. Dies als Sicherheit für Vermieter, wenn Mieterinnen und Mieter ihren Zahlungspflichten nicht nachkommen. Nun gibts halt viele Leute, die haben nicht 4000 Franken auf der hohen Kante, auf die sie zurückgreifen können. Ich denke an Jugendliche, die das Elternhaus verlassen.

Statt also das viele Geld auf einem Konto zu hinterlegen, schliessen sie eine Mietkautionsversicherung ab und zahlen dafür eine Prämie. Sie beläuft sich zwischen vier und sechs Prozent. Für eine Kaution von 4000 Franken sind das 160 bis 240 Franken pro Jahr. Doch im Unterschied zu typischen Versicherungen wird hier kein Risiko versichert. Ein Risiko hat höchstens der Versicherer. Für Mieterinnen und Mieter ist das wie eine Bürgschaft.

Dann staunte ich auch noch ein drittes Mal: Es sind offenbar nicht nur mittellose Personen, die lieber eine Versicherungsprämie bezahlen, statt ein paar Tausend Franken zu blockieren. Viele Gründe gebe es, weshalb Mietkautionsversicherungen abgeschlossen würden, sagte mir der Chef von Swisscaution, die mit rund 235'000 Kundinnen und Kunden rund die Hälfte des Marktes kontrolliert. Wer zum ersten Mal in eine Mietwohnung zieht, benötige die Ersparnisse für allerlei Anschaffungen. Wer von einer Wohnung in eine andere zügelt, habe womöglich beim bestehenden Mietverhältnis noch eine Kaution hinterlegt, die er nicht sofort auslösen könne. Auch bei Scheidungen werde etwa auf Mietkautionsversicherungen zurückgegriffen. Schliesslich soll es halt Leute geben, die ihr Geld einfach nicht binden wollten.

Doch allzu viele Jahre sollte man besser nicht Versicherungsprämien bezahlen, wenn es anders geht. Auch sonst ist es wohl ratsam, ein Privatdarlehen aufzunehmen, sofern sich ein Darlehensgeber – zum Beispiel die Eltern – finden lässt. Und doch gibt es noch eine schlechtere Alternative als den Abschluss einer Mietkautionsversicherung: den Privatkredit.