Nachhaltige Investments sind seit einigen Jahren ein grosses Thema für Anlegerinnen und Anleger. Unter dem Überbegriff ESG - Environment, Social und Governance - vertreibt die Finanzindustrie heute eine grosse Zahl von Anlageprodukten. Diese Investments respektive die dahinter stehenden Unternehmen und Organisationen müssen gewisse Kriterien erfüllen. Ein hohes Mass an Umwelt- und Klimaschutz, auf Respekt und Gerechtigkeitssinn beruhende soziale Standards und eine nach ethischen Massstäben ausgerichtete Firmenpolitik sind dabei zentral. 

Bei der Vielzahl von ESG-Finanzstrategien werden aber auch unlautere Methoden angewandt. Weil hohes Interesse von der Seite von Kundinnen und Kunden besteht, werden Finanzanlagen machmal zu pauschal als nachhaltig angepriesen. Die hohen ESG-Standards werden aber nicht erfüllt. Abgeleitet vom englischen Wort “to whitewash”, sinngemäss “etwas schönreden”, wird der missbräuchliche Gebrauch von ESG-Labels als “Greenwashing” bezeichnet.  

Eine Form von Greenwashing ist, wenn nur minimale Nachhaltigkeits-Standards für die Auswahl von Finanzanlagen angewandt werden, oder wenn diese schwammig formuliert sind. In der Kritik steht bei ESG-Anlagen auch die Praxis des “Best-in-Class”-Ansatzes: Dies bedeutet, dass pro Branche das Unternehmen beispielsweise mit der besten CO2-Bilanz in ein Anlageuniversum aufgenommen wird. Wenn es sich aber um Branchen handelt, die generell für eine sehr hohe CO2-Belastung verantwortlich sind, ist auch das “beste” Unternehmen im Zweifelsfall immer noch ein grosser Luftverschmutzer. Ehrlicher wäre es, solche Firmen ganz aus einem ESG-Anlageprogramm auszuschliessen. 

Was ist Greenwashing und was nicht?

Es ist nicht immer einfach festzustellen, wann es sich bei etwas um Greenwashing handelt und wann nicht. Während auch der “Impact”, also die erwünschten positiven Effekte von ESG-Anlagen, nicht immer präzise gemessen werden können, gibt es Fälle von groben Irreführungen. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele. 

Produkte werden in der Werbung “grüner” oder Lebensmittel gesünder dargestellt als sie es tatsächlich sind. Airlines bezeichnen sich als Klima-Champions, setzen aber alte Flugzeuge ein. Restaurantketten werben mit nachhaltig angebauten Produkten, stehen im Umgang mit Angestellten mit dem Arbeitsrecht in Konflikt. Greenwashing geht hin bis zu bedeutungslosen Aufdrucken auf Verpackungen, die ein Gütesiegel suggerieren sollen, oder Nachhaltigkeits-Initiativen, die nur auf dem Papier bestehen. Die Kette von Beispielen ist lang. Nur: Bei Firmen, die so vorgehen, ist die Aktie kein ESG-Investment. 

Was Anlegerinnen und Anlegern den Umgang mit ESG-Labels nicht einfach macht ist das Fehlen verbindlicher Regeln für die Finanzbranche. Dies sorgt für Misstrauen gegenüber ESG-Finanzprodukten und zieht auch Anbieter in Misskredit, die seriös arbeiten. 

In der Branche hilft man sich selbst

Banken stehen seit einiger Zeit stärker im Visier von Regulierungsbehörden und Produkte werden genauer untersucht, ob sie allenfalls ein irreführendes Label haben. Vereinzelt wurden Behörden bei Firmen auch schon vorstellig. 

Zudem sind die Gesetzgeber aktiver geworden. Die Europäische Union hat dieses Jahr technische Standards und Offenlegungs-Regeln für die Finanzindustrie ausgearbeitet und will diese als Sustainable Finance Disclosures Regulation (SFDR) Anfang 2023 implementieren. Das Regelwerk hat Lob, aber auch gewisse Kritik auf sich gezogen, weil es laut Experten immer noch Lücken aufweist.

In der Branche hilft man sich bereits selbst. Finanzdienstleister wie die Zürcher Kantonalbank sorgen selbst für Transparenz und klare Standards und legen diese gegenüber Kundinnen und Kunden offen. Denn auch Information über mögliches Greenwashing, die Qualität von Finanzprodukten und den Sinn von ESG-Initiativen helfen, das Misstrauen abzubauen.