Gold ist besonders in Krisenzeiten gefragt. Das zeigt sich auch jetzt, wo verunsicherte Anleger in der Coronapandemie den Goldpreis auf ein neues Rekordhoch trieben. Das war aber schon im Jahr 2011 erkennbar, als die Eurokrise den Goldpreis letztmals auf einen Höchststand trieb.

Doch woher stammt unser Gold? Diese Frage stellen sich Besitzer von Schmuck, Goldbarren, Münzen oder Zahnprodukten vor allem dann, wenn das Thema Gold wieder zum Hype wird. Und die Frage wird in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit an Bedeutung zunimmt, immer häufiger gestellt.  Denn Rohstoffe und Edelmetalle wurden schon immer unter teils prekären Bedingungen gefördert. Rund 100 Millionen Menschen sind weltweit direkt oder indirekt vom Goldabbau abhängig.

Die Frage nach der Herkunft des Goldes wird in der Schweiz quasi am "richtigen Ort" gestellt. Die Schweiz importiert nicht weniger als 70 Prozent der Weltgoldproduktion. Hauptquellen sind das Vereinigte Königreich, die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate, Usbekistan, Südafrika oder südamerikanische Länder. 

Das Edelmetall wird in der Schweiz in einer der vier grossen Goldraffinerien geschmolzen sowie in die gewünschten Produkte wie Goldbarren verarbeitet und zertifiziert. Die vier Schweizer Raffinerien – drei davon befinden sich im Tessin - gehören zu den zehn grössten Goldverarbeitern weltweit. 

Transparenz im Schweizer Goldhandel

Laut dem emeritierten Strafrechtsprofessor Mark Pieth wissen die Raffinerien "nicht wirklich", woher ihr Gold stammt. "Sie kennen den Lieferanten, also eine Exportfirma aus Peru zum Beispiel, aber nicht die ganze Lieferkette dahinter", sagte Pieth, Autor des Buches "Goldwäsche: Die schmutzigen Geheimnisse des Goldhandels", in einem Interview mit cash.ch Anfang 2019. 

Eine der drei grossen Goldraffinerien geriet kürzlich sogar unter Druck der Vereinigung der Edelmetallfabrikanten, weil die Firma Gold von dubiosen Quellen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bezogen haben soll. Was zeigt, wie sensibilisiert sogar die Branche selber auf das Thema der Goldherkunft sensibilisiert ist.  

Bestrebungen, Transparenz in den Goldhandel zu bringen, gibt es in der Schweiz seit Jahren. Seit Ende 2014 gibt es von Max Havelaar zertifizierte Gold-Produkte auf dem Schweizer Markt. Im Fairtrade-Gold-Label ist zum Beispiel enthalten, dass das Goldprodukt bis zur Mine rückverfolgbar sein muss. 

Anstrengungen beim Fairtrade-Gold sind positiv

Mittlerweile sind kleinere Goldschmieden und Edelmetall-Retailer auf den Fairtrade-Goldzug aufgesprungen. Aber auch einige Kantonalbanken bieten Fairtrade-Goldbarren zwischen einem und zehn Gramm aus nachhaltiger Förderungen zum Kauf an.  Allerdings sind die Mengen von nachhaltig produziertem Gold im Vergleich zur Gesamtproduktion noch immer klein, weshalb die Nachfrage nach Fairtrade-Gold das Angebot oft übersteigt.

Mark Pieth wertet die Anstrengungen bei Fairtrade-Gold positiv. Allerdings macht Pieth auch bei der verbesserten Produktion von Gold noch Abstriche, wie er in Peru selber beobachten konnte. "Auch bei bestens zertifizierten Produkten besteht keine Garantie, dass bei der Verarbeitung kein Quecksilber oder Zyanid verwendet wird. Das sind hochgiftige Stoffe." Immerhin werde Kinderarbeit ausgeschlossen, und die Goldproduzenten seien an diesen Orten arbeitsrechtlich gut aufgestellt, lobt Pieth.