«Bitcoin zeigt einzig, wie gross die Nachfrage nach Geldwäscherei auf der Welt ist.» Mit diesem berühmten Zitat hat sich Larry Fink, CEO von Blackrock, während des Bullenmarkts von 2017 als Krypto-Skeptiker bekannt. Umso erstaunlicher war die Meldung Anfangs August, dass ausgerechnet Blackrock die Institutionalisierung der Anlageklasse voranbringen möchte. Der grösste Vermögensverwalter der Welt hat die Lancierung eines neuen Bitcoin Trust angekündigt und möchte auf seiner Handelsplattform Aladdin, den Zugang zum Bitcoin-Handel ermöglichen. Die Kehrtwende kommt zu einem interessanten Zeitpunkt. Zwar befinden sich Kryptowährungen seit Anfangs Juli wieder in einem Aufwärtstrend, allerdings ist der Markt noch weit von den Höchstständen im November letzten Jahres entfernt. Die Euphorie bei traditionellen Anlegern hält sich aktuell in Grenzen. Die Ankündigung Blackrocks kann als weiteres Indiz für eine gestiegene institutionelle Akzeptanz von Kryptowährungen verstanden werden. In den letzten Wochen haben neben Blackrock bekannte Namen wie Abrdn, Fidelity, Charles Schwab mit Produkt-Initiativen und Akquisitionen Schlagzeilen gemacht. Der britische Asset-Manager Schroders hat vor kurzem eine Minderheitsbeteiligung an dem Zuger Krypto-Vermögensverwalter Forteus bekannt gegeben.    

Eine Anlageklasse in den Kinderschuhen  

Trotz Marktverwerfungen haben sich Kryptowährungen als Anlageklasse etabliert, was wahrscheinlich auch die grössten Kritiker eingestehen würden. Die Basisdefinition einer Anlageklasse laut Investopedia ist eine Gruppe von Anlagen, welche ähnliche Charakteristiken aufweisen und gleichen Regulierungen und Gesetzen unterstehen. Nichtsdestotrotz muss man sich immer noch vor Augen führen, dass es sich bei digitalen Assets trotz der enormen medialen Aufmerksamkeit um eine winzige Nische handelt. Mit einem Gesamtwert von ca. USD 1.2 Billionen, macht die Marktkapitalisierung aktuell einen Anteil von lediglich 10% der Marktkapitalisierung von Gold aus. Die Anlageklasse steckt also immer noch in den Kinderschuhen.    

Geldwäsche durch Kryptowährungen?  

Entscheidend für die Akzeptanz einer institutionellen Anlageklasse ist neben der technologischen Innovation insbesondere auch die regulatorische Klarheit im Umgang mit der Anlageklasse. Obwohl sich die mediale Aufmerksamkeit immer wieder auf Fälle von Geldwäscherei und illegalen Zahlungen mit Kryptowährungen richtet, sind de facto Kryptowährungen schlecht geeignet, um Zahlungsflüsse zu verschleiern. Entgegen gängiger Meinung sind Krypto-Transaktionen nicht anonym, sondern lediglich pseudo-anonym. Dies bedeutet, dass die Zuordnungen von Transaktionen zu einer Person grundsätzlich möglich sind. Im Krypto-Bereich wird dies dadurch ermöglicht, dass es mittlerweile sehr schwierig ist, grössere Transaktionen zu tätigen, ohne seine Identität zu offenbaren. Wenn man beispielsweise Krypto in Fiat-Währungen über eine Börse tauschen will, so muss man an den jeweiligen Börsen seine Identität offenbaren. Erfüllen Börsen solche Standards nicht, dann können diese schnell vom Fiat-Zahlungssystem ausgeschlossen werden. Dadurch, dass alle Transaktionen auf der Blockchain abgespeichert und öffentlich einsehbar sind, können Krypto-Transaktionen über Jahre hinweg von den Strafverfolgungsbehörden nachverfolgt werden.  

Forensik-Firmen wie zum Beispiel Elliptic oder Chainalysis haben sich darauf spezialisiert, Coins auf illegale Aktivitäten zu untersuchen. Natürlich gibt es auch Bemühungen, die Herkunft der Mittel zu verschleiern. Eine Möglichkeit bieten sogenannte Mixing-Services an, welche darauf abzielen die Rückverfolgbarkeit von Kryptowährungen zu verhindern. Kunden können mittels einer Krypto-Adresse Coins in einen Pool einbringen. Dieser Pool führt die Coins von verschiedenen Nutzern zusammen. Anschliessend werden die Mittel abzüglich einer Gebühr unter einer neuen Adresse abgehoben. Obwohl mit der Nutzung dieses Service die Herkunft der Mittel verschleiert wird, ist dennoch ersichtlich, dass Coins einen solchen Mixing-Prozess durchlaufen haben. Bei seriösen regulierten Krypto-Anbietern wie bspw. der SEBA Bank werden solche Coins nicht akzeptiert. Ausserdem geraten solche Dienstleistungen vermehrt ins Fadenkreuz der Justizbehörden. Einer der berühmtesten Anbieter Tornado Cash wurde vor 2 Wochen von den US-Behörden geschlossen.    

Regulierung schafft Klarheit  

Obwohl es einfach wäre, die 180 Grad Wende Larry Finks als späte Einsicht eines Opportunisten abzutun, muss man sich vor Augen führen, wie viel sich seit 2017 in im Krypto-Bereich verändert hat. Während Kryptowährungen als Anlageklasse noch nicht vollends im Mainstream angekommen sind und Negativschlagzeilen wie Hacks, Diebstahl und Missmanagement von Collateral nach wie vor präsent sind, so gewinnt die Anlageklasse mit dem Aufkommen einer soliden technischen Infrastruktur, strikten Geldwäschereigesetzen und insbesondere regulatorischer Klarheit täglich an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund sind die Bemühungen der Europäischen Union, mit dem MiCa-Gesetzesentwurf und der USA mit dem Financial Innovation Act (FIA), eine einheitlichen Verordnung zu Kryptowerten und deren Dienstleistungen zu schaffen, überaus positiv zu werten.       

Gregory Mall, CFA - Head Investment Solutions SEBA Bank  

Gregory Mall verfügt über langjährige Erfahrung im Portfolio Management und in der Verwaltung digitaler Vermögenswerte auf diskretionärer Basis. Bei der SEBA Bank ist er für die Produktstrukturierung von ETPs, AMCs und strukturierten Produkten sowie für die Verwaltung der diskretionären Mandate verantwortlich.  Bevor er zu SEBA Bank stiess, war er im Bereich Multi-Asset Fund Management bei der Credit Suisse tätig. Greg hat einen Master-Abschluss in Economics von der Universität St. Gallen (HSG).