Der französische Versicherer AXA machte einen Rückzieher, nachdem die Marktzinsen deutlich gestiegen sind und das Paket von Leben-Policen der ehemaligen DBV-Winterthur damit wieder attraktiver geworden ist. AXA erklärte, man werde den Bestand behalten. Der Abwickler Athora wollte für die Policen mit Kapitalanlagen von zusammen 16 Milliarden Euro eigentlich 660 Millionen Euro zahlen. In der abgelaufenen Woche gaben beide Unternehmen bekannt, sie verzichteten «in beiderseitigem Einvernehmen» auf die Transaktion. Athora erklärte, Grund dafür seien «signifikante Veränderungen an den Finanzmärkten», seit die Übernahme im Juli 2022 - vor fast zwei Jahren - vereinbart worden war.

Anfang des Jahres war der Verkauf eines ähnlich grossen Pakets von Lebensversicherungen von Zurich Deutscher Herold an den Abwickler Viridium am Widerstand der Finanzaufsicht BaFin gescheitert. Sie hatte sich laut Insidern an der unrühmlichen Rolle gestossen, die Viridium-Mehrheitseigentümer Cinven bei einem Lebensversicherer in Italien gespielt hatte. Bei der BaFin lag auch die Prüfung der DBV-Winterthur-Übernahme - doch an ihr lag es diesmal nicht. «Es handelt sich um eine unternehmerische Entscheidung, die wir nicht weiter kommentieren», sagte ein Sprecher. Insidern zufolge war die Aufsicht erst kurzfristig vom Aus für die Transaktion informiert worden.

Wie Viridium hat sich auch Athora auf die Abwicklung von Lebensversicherungen spezialisiert, die deren Eigentümer nicht mehr haben wollen. AXA wollte mit dem Verkauf sein Leben-Geschäft weniger abhängig von Finanzmarkt-Risiken machen. Die langfristigen Zinsgarantien belasteten in der Niedrigzinsphase die Bilanz, weil ein Versicherer dafür viel Kapital zurücklegen muss. Inzwischen sind sie leichter am Markt zu erwirtschaften. Das Neugeschäft mit Lebensversicherungen mit Zinsgarantien hatte AXA in Deutschland bereits 2013 eingestellt.

Ein Portfolio von speziellen fondsgebundenen Lebensversicherungen, die die irische AXA Life Europe vor allem in Deutschland verkauft hatte, sichert der Konzern nun über eine Rückversicherungs-Lösung mit der Münchener-Rück-Tochter New Reinsurance ab.

Hinter Athora steht unter anderen der US-Finanzinvestor Apollo. In Deutschland verwaltet die Wiesbadener Athora Leben bisher aber nur rund 200.000 Policen der ehemaligen Delta Lloyd. Mit der Übernahme des AXA-Bestandes hätte das Unternehmen seine Kapitalanlagen in etwa vervierfachen können.

Axa kommt bei Brücken-Einsturz glimpflich weg

An den Plänen für Ausschüttungen und einen Aktienrückkauf ändere sich durch den Rückzieher nichts, erklärte AXA bei der Vorlage seiner Quartalszahlen. Der Versicherungsumsatz des zweitgrössten Unternehmens der Branche in Europa stieg in den ersten drei Monaten um sechs Prozent auf 34 (Vorjahr: 31,8) Milliarden Euro.

Der Einsturz einer Brücke im wichtigen Hafen von Baltimore werde AXA weniger als 100 Millionen Euro kosten, sagte Finanzchef Alban de Mailly Nesle. Insgesamt dürfte die Branche dafür 1,5 Milliarden Euro zahlen müssen. Die Tochter AXA XL spielt die dominierende Rolle im Rückversicherungs-Konsortium International Group, das die Brücke mit 3,1 Milliarden Dollar versichert hat. Chubb rechnet nach einem Bericht des «Wall Street Journals» damit, für die Brücke 350 Millionen Dollar an den US-Bundesstaat Maryland zu zahlen.

(Reuters)