Am kommenden Dienstag wartet die Grossbank UBS mit den Zahlen zum ersten Quartal auf, gefolgt vom Sanitärspezialisten Geberit und der Generikaspezialistin. Adecco, PSP und Oerlikon runden am gleichen Tag das Programm ab.

Das Hauptaugenmerk wird aber an dem Tag den UBS-Zahlen gelten. Die Grossbank selbst hatte im Februar bereits eine deutlich Verbesserung des Reinergebnisses im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal in Aussicht gestellt. Neben den Quartalsergebnissen interessiert die Finanzgemeinde insbesondere die Entwicklung bei der Integration der Credit Suisse. Hinzu gekommen sind nach der Veröffentlichung des Bundesratsberichts zur Bankenstabilität nun die Diskussionen über einen zusätzlichen Kapitalbedarf.

Investoren warten zudem generell auf Hinweise, ob der Swiss Market Index (SMI) nachhaltig höher stossen kann oder nicht. Der Start in den Wonnemonat Mai war für den Schweizer Leitindex holprig und recht misslungen. Nach einem positiv aufgenommenen US-Arbeitsmarktbericht am Freitagnachmittag lag er mit 11'272 Punkten vier Prozent unter dem Vormonatsschluss.

Die alte Börsenweisheit «Sell in May and go away» sei in die Jahre gekommen, sagt Stratege Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Das zeige der Blick auf den US-Index S&P 500, der in neun der vergangenen zehn Jahre im Mai gestiegen sei. Also könnte auch ein guter Börsenmonat vor dem Sommerloch bevorstehen.

Zu einem ähnlichen Schluss kommt Jeffrey Hochegger, Anlagestratege bei der Raiffeisen Schweiz. Im langfristigen Schnitt verliert der Swiss Performance Index (SPI) während dem Monat Mai rund zwei Prozent. Seit 2021 ist die Entwicklung aber schwächer ausgefallen. Anleger sollten allerdings bedenken: Wer langfristig erfolgreich investieren will, sollte vor allem im Markt engagiert sein. Raiffeisen bleibt in Aktien taktisch untergewichtet, auch wenn dies nicht saisonal begründet ist, sondern mit der sich abkühlenden Konjunktur, zu optimistischer Aussichten, hohen Bewertungen und gestiegenen geopolitischen Risiken.

Wie sich die Kurse des SPI an der Schweizer Börse langfristig mit Blick auf Mai und die Sommermonate August und September entwickelte, hat cash.ch hier aufgezeigt. 

Generell rätseln die Investoren aber, ob die freundliche Börsentendenz der vergangenen Monate bald ein Ende finden könnte. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) schickte die Börsen zum Jahresauftakt auf eine Rekordjagd. Die hartnäckige Inflation und eine starke Wirtschaft in den USA liessen die Anleger ihre Erwartungen allerdings schnell deutlich zurückschrauben. Die Notenbanken versuchen, mit geldpolitischer Straffung die hohe Teuerungsrate einzudämmen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.

Eine geldpolitische Wende der EZB bei ihrer nächsten Zinssitzung im Juni gilt angesichts der schwachen europäischen Wirtschaft immer noch als sehr wahrscheinlich. Bei der Fed rechnen die meisten Strategen und Ökonomen dagegen erst im Herbst mit fallenden Zinsen. «Sorge bereitet nach wie vor der Inflationsausblick, verbunden mit der Frage, ob, wie stark die Fed und die EZB in einen Zinssenkungszyklus einsteigen werden», schreiben die Experten der Helaba. «Beantwortet werden kann dies nur mit Blick auf die Konjunktur.»

Mehrere Wirtschaftsberichte voraus

Am Dienstag erhalten die Investoren Einblicke, wie es um die Auftragslage in der deutschen Industrie im März bestellt ist. Zuletzt hatte die Auslandsnachfrage geschwächelt. «Wir gehen davon aus, dass im März bei der Produktion wieder ein merkliches Minus zu Buche stehen wird», sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. «Ein leichtes Plus bei den Aufträgen dürfte aber zumindest die Hoffnung wecken, dass die Wende nur aufgeschoben ist.»

Zudem stehen die Daten zu den deutschen Exporten an. Die Geschäfte waren im Februar wegen der sinkenden Nachfrage aus Europa und China überraschend schlecht gelaufen. Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich im März allerdings deutlich aufgehellt, was Experten auf eine bessere Entwicklung hoffen lässt. Zur Wochenmitte wird sich bei den Produktionsdaten zeigen, ob sich die Tendenz einer allmählichen konjunkturellen Bodenbildung verfestigt.

Für Grossbritannien stellt sich die Frage, ob die Wirtschaft auf der Insel die Rezession hinter sich gelassen hat. Die Daten zum britischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal werden am Freitag veröffentlicht.

Einen Tag zuvor entscheidet die Bank of England (BoE) über den Leitzins. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass die Währungshüter um BoE-Chef Andrew Bailey das Zinsniveau bei 5,25 Prozent belassen. Die Notenbank bekämpft die Inflation auf der Insel mit einer straffen Linie. Jüngst sagte Bailey, es gebe starke Hinweise darauf, dass der Preisauftrieb nachlasse. Für die BoE stelle sich jedoch weiterhin die Frage, wie viele weitere Hinweise notwendig seien, bevor sie mit Zinssenkungen beginnen könne. An den Finanzmärkten wird für September mit der Zinswende gerechnet.

(cash/AWP/Reuters)