Die stockenden Gespräche der beiden US-Parteien über ein weiteres Konjunkturpaket hatten zuletzt die Stimmung der Anleger belastet. Hierzulande sorgen allerdings Nachrichten über ein Elefantenhochzeit in der Telekombranche für Phantasie.

Laut Händlern setzt sich die Sektor-Rotation, die bereits seit ein paar Tagen läuft, fort. Was zuletzt spekulativ getrieben wurde, wie die Technologiebranche oder auch der Goldpreis, komme nun deutlich zurück. Gleichzeitig habe ein Sektorrotation eingesetzt, bei der Investoren von Wachstumswerten zu Value- und Blue-Chip-Aktien übergingen. Zudem wurden US-Staatsanleihen zuletzt wieder verstärkt verkauft, was deren Renditen nach oben treibt. "Das genau kann das Fed derzeit so gar nicht gebrauchen", meinte ein Börsianer.

Der SMI gewinnt gegen 12.00 Uhr 0,5 Prozent hinzu auf 10'205 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,5 Prozent auf 1'564 Zähler und der breitgefasste SPI zum 0,4 Prozent auf 12'647 Zähler. Im SLI kommen auf 20 Gewinner sechs Verlierer und vier unveränderte Titel.

Sunrise-News dominieren das Marktgeschehen

Das beherrschende Thema am Markt ist die geplante Übernahme von Sunrise durch die UPC-Besitzerin Liberty Global. Der Deal hat einen Wert von 6,8 Milliarden Franken. Liberty Global bietet 110 Franken pro Sunrise-Aktie in bar. Bei einem Kurs von 108,60 (+26 Prozent) notieren Sunrise-Aktien nur knapp darunter. Nachdem Sunrise mit den UPC-Übernahmeplänen gescheitert sei, komme diese Variante überraschend für ihm, meint etwa der zuständige Jefferies Analyst.

Konkurrent Swisscom ist bis zum Mittag mit +1,8 Prozent unter den Favoriten bei den Blue Chips. Der Konzern habe gute Karten, während der lange andauernden Integrationsphase von UPC mit Sunrise wieder Kunden zurückzugewinnen, kommentierte etwa die ZKB. Der Telekomkonzern gehört zusammen mit den beiden Versicherern Swiss Life (+1,3 Prozent) und Zurich (+0,8 Prozent) am (morgigen) Donnerstag zu den letzten Blue Chips, die noch Zahlen vorlegen.

Banken gefragt

Darüber hinaus greifen Anleger bei den beiden Grossbanken CS (+1,8 Prozent) und UBS (+1,1 Prozent) ebenso zu wie bei der Privatbank Julius Bär (+1,0 Prozent) und den Uhrenherstellern Swatch (+1,6 Prozent) und Richemont-Aktien (+0,5 Prozent). Sie alle gehören im bisherigen Jahresverlauf zu den stärker gebeutelten Titeln.

Auf der Verliererliste geben AMS (-2,6 Prozent) und Temenos (-0,9 Prozent) als Vertreter der Technologiebranche besonders deutlich nach. Auch Logitech (-0,1 Prozent) hinken dem Markt hinterher. Darüber hinaus werden Alcon (-1,2 Prozent) nach dem starken Vortageslauf verstärkt verkauft.

Das Nachrichtenaufkommen wird vor allem von Unternehmen aus den hinteren Reihen bestimmt, die am Morgen über den jüngsten Geschäftsverlauf berichteten. Die beiden Biotech-Werte Addex und Kuros kommen um jeweils mehr als 8 Prozent zurück. Beide Unternehmen haben im Berichtszeitraum ihre Kosten unter Kontrolle gebracht.

VZ Holding legt deutlich zu

Klar nach oben geht es nach Zahlen dagegen für die Aktien der VZ Holding (+4,1 Prozent). Das Finanzunternehmen hat ein weiteres klares Ertragswachstum und einen deutlichen Gewinnanstieg vermeldet. Auch die SGKB (+1,6 Prozent) ist nach Zahlen gefragt, während GLKB trotz Halbjahresbericht noch ungehandelt sind.

Auch Schmolz+Bickenbach (+1,8 Prozent) und Tecan (+1,4 Prozent) legen nach Zahlen zu. Dabei hat der Stahlhersteller im zweiten Quartal die konjunkturelle Abkühlung durch die Corona-Krise noch deutlicher zu spüren bekommen als im ersten. Tecan dagegen hat dank einer starken Nachfrage nach seinen Produkten, den Ausblick für das Gesamtjahr angehoben.

(AWP)