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Manchmal reicht eine simple Drohung, um die Spekulanten in die Knie zu zwingen. So geschehen in diesen Tagen an den Devisenmärkten, als die Exponenten der Schweizerischen Nationalbank verbal ihre Muskeln spielen liessen. In der Folge stieg der Euro vorübergehend auf 1,2650 Franken und damit auf den höchsten Stand seit über zwei Jahren. Im Windschatten der europäischen Einheitswährung festigte sich auch der Dollar.

Noch ist es für unsere Exportwirtschaft zu früh, um bereits in Jubelstimmung zu verfallen. Sollte sich der Franken gegenüber dem Euro und dem Greenback jedoch weiter abschwächen, dürfte dies den betroffenen Aktien weiteren Rückenwind verleihen.

Für diesen Fall zählen die Verfasser einer mir vorliegenden Strategiestudie aus dem Hause Kepler Cheuvreux die hiesigen Profiteure auf. Aufgrund der grundsätzlich hohen Abhängigkeit der Schweizer Unternehmen vom Ausland rechnen die Experten über die kommenden Wochen mit steigenden Konsensschätzungen.

Zu den Gewinnern eines festeren Euros werden Geberit mit einem Umsatzbeitrag von rund 70 Prozent aus dem Euroraum, Kühne+Nagel mit 65 Prozent, Straumann mit 56 Prozent sowie Barry Callebaut und Lindt & Sprüngli mit je 50 Prozent gezählt. Auch erwähnt werden Basilea und Vögele mit Umsatzbeiträgen von 95 respektive 70 Prozent.

Die Experten zählen auch die Gewinner eines festeren Dollars auf. Diese heissen Dufry mit einem Umsatzbeitrag von 80 Prozent, gefolgt von Givaudan, Sulzer, Swatch Group und Richemont mit je rund 50 Prozent.

Noch ist nicht sicher, dass sich der Franken über die kommenden Wochen und Monate weiter abschwächen wird. Vergleichbare Schwächephasen erwiesen sich in der Vergangenheit als wenig nachhaltig. Für einen schwächeren Franken spricht aber auch die heute erschienene Geldmengenstatistik, die auf einen starken Anstieg der Geldmenge schliessen lässt. Die Ausgangslage gestaltet sich diesmal deshalb etwas anders als in den vergangenen Monaten.

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Aus dem angelsächsischen Raum treffen immer wieder geradezu Aufsehen erregende Unternehmensstudien ein. Heute werden mir gleich deren zwei aus London zugetragen. Interessanterweise betreffen beide das Traditionsunternehmen Roche.

Dass der Experte von Merrill Lynch sein Kursziel für die Genussscheine in der einen Studie auf 275 (250) Franken erhöht, lässt nur wenig Brisantes vermuten. Solches lässt sich allerdings dem Kommentar entnehmen. Denn dem Experten zufolge bewegt sich der Basler Pharmakonzern in kleinen Schritten dem wolkenlosen Szenario entgegen. Viel verspricht man sich bei Merrill Lynch vor allem von den Entwicklungsprojekten zu anti-EGFL-7, das eines Tages das Krebsmedikament Avastin ablösen könnte, dem Augenpräparat anti-factor D, dem Alzheimermedikament crenezumab sowie PD-L1. Im Erfolgsfall sagt der Experte den Bons von Roche Kurse von bis zu 400 Franken vorher. Dass er trotz des mittlerweile nur noch bei 10 Prozent liegenden Aufwärtspotenzials zum offiziellen Kursziel an seiner Kaufempfehlung festhält, liegt daher auf der Hand.

Auch sein Berufskollege für die Citigroup kann sich erstmals seit über einem Jahr wieder für Roche begeistern. Noch vor wenigen Wochen traute der Experte dem Erzrivalen Novartis zu, die Krebstherapie grundlegend zu revolutionieren. Eine mir vorliegende Sektorstudie gibt nun jedoch Anlass zum Umdenken. Während der Basler Platzkonkurrenz auf den Ansatz der Zelltherapie setze, verfüge Roche über eine führende Stellung bei den Immuntherapien. Dieser Markt wird bei den Amerikanern auf jährlich 35 Milliarden Dollar geschätzt. In Zukunft würden wohl drei von fünf Krebsarten mittels Immuntherapie behandelt, so der Experte. Die Valoren von Roche werden deshalb mit einem Kursziel von 300 Franken zum Kauf empfohlen.

Nicht nur am Hauptsitz von Roche, auch bei Novartis dürfte man sich die beiden mir vorliegenden Studien mit einer gewissen Genugtuung zu Gemüte geführt haben. Denn die Basler kontrollieren über die Inhaberaktien ein milliardenschweres Beteiligungspaket am Platzkonkurrenten. Spätestens seit dem Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella werden Novartis Verkaufsabsichten nachgesagt. Ich vermute, dass der Grossaktionär früher oder später eine Wandelanleihe, wandelbar in die Inhaberaktien von Roche, auflegen wird. Je höher die Valoren des Erzrivalen steigen, desto wahrscheinlicher wird ein Ausstieg.