Die Wachstumsrate des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) in der Periode von Oktober bis Dezember 2022 lag bei 0,0 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte. Im dritten Quartal hatte die hiesige Wirtschaft noch ein leichtes Wachstum (+0,2%) verzeichnet.
Der Wert für das vierte Quartal liegt etwas unter den Schätzungen. Von AWP befragte Ökonomen hatten ein BIP-Wachstum zwischen +0,1 bis +0,3 Prozent erwartet.
Die konjunkturelle Abkühlung im Ausland habe im Berichtsquartal die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe (-0,3%) belastet, schreibt das Seco. Während die wenig konjunktursensitive chemisch-pharmazeutische Industrie (+1,7%) erneut einen Zuwachs der Wertschöpfung verzeichnet habe, hätten sich die übrigen Industriebereiche rückläufig entwickelt. Für das Total der Exporte (-0,9%) resultierte ein erheblicher Rückgang. Auch die Importe (-1,1%) gingen deutlich zurück, nachdem sie im Vorquartal stark angestiegen waren.
Weiter solide entwickelte sich die Binnenkonjunktur. So knüpfte die inländische Endnachfrage (+0,5%) an das Wachstum des Vorquartals an. Überdurchschnittlich stark wuchsen dabei die Ausrüstungsinvestitionen (+1,7%) - u.a. seien die Investitionen in Automobile im Zuge nachlassender Lieferengpässe weiter erhöht worden. Hingegen gaben die Bauinvestitionen (-0,5%) laut den Seco-Zahlen weiter nach.
Leicht unterdurchschnittliche Wachstumsraten gab es auch beim Staatskonsum (+0,3%) und dem privaten Konsum (+0,3%). Im Tourismus setzte sich die Erholung von der Corona-Krise derweil fort - insbesondere kehrten auch Touristen aus dem Ausland vermehrt in die Schweiz zurück. Die Wertschöpfung im Gastgewerbe (+1,5%) stieg abermals an, kam aber laut Seco immer noch 5 Prozent unter dem Vorcoronaniveau von Ende 2019 zu liegen.
Solides Wachstum im Gesamtjahr
Erstmals hat das Seco auch eine Einschätzung zum Gesamtjahr 2022 gegeben. Demnach konnte mit einem BIP-Wachstum von 2,1 Prozent eine Rezession trotz dem russischem Angriffskrieg klar verhindert werden. Im Vergleich zu 2021 (+4,2%) halbierte sich das Wachstum allerdings.
Die konjunkturelle Entwicklung sei zum einen durch die Erholung von der Corona-Krise geprägt gewesen, zum anderen hätten die angespannte Energielage in Europa und das eingetrübte internationale Umfeld auf der Entwicklung gelastet, schreibt das Seco dazu.
Die Aufholeffekte zeigten sich demnach insbesondere im Dienstleistungssektor und bei den privaten Konsumausgaben, die trotz gestiegener Inflationsraten stark wuchsen. Auch die Dienstleistungsexporte notierten ein kräftiges Wachstum, während sich die Warenexporte verhalten entwickelten. Aufgrund der starken Dynamik zu Jahresbeginn resultierte für das verarbeitende Gewerbe im Gesamtjahr ein überdurchschnittliches Wachstum.
uh/rw
(AWP)