Mit einem Plus von zuletzt rund sieben Prozent gelang dem Papier ein Befreiungsschlag von der Schwäche der vergangenen Wochen. Zu Jahresbeginn war der Kurs zunächst aufwärts geklettert, vor allem im Februar bewegte sich die Aktie dann aber auf etwas niedrigerem Niveau überwiegend seitwärts. In den vergangenen zwei Monaten zeigte sie sich stärker bewegt. Dank der Kursgewinne von Dienstag können Anleger seit Jahresgewinn nun ein Plus von mehr als einem Fünftel verzeichnen. Die Vorzugsaktien machen knapp die Hälfte des Jungheinrich-Aktienkapitals aus. Der Rest sind Stammaktien, die im Eigentum der Erben des Firmengründers sind.
Das Jungheinrich-Management um Chef Lars Brzoska kalkuliert laut einer Mitteilung vom Montagabend für 2023 nun mit einem Auftragseingang zwischen 5,0 und 5,4 Milliarden Euro sowie mit einem Umsatz von 5,1 bis 5,5 Milliarden Euro. Damit wurde die Zielbandbreite für beide Kennziffern um jeweils 200 Millionen Euro erhöht. Von Storage Solutions erwartet Jungheinrich dieses Jahr Aufträge in Wert von 300 Millionen Euro und einen Umsatz von 200 Millionen Euro.
Die Hamburger hatten die Übernahme des US-Anbieters für Lagerautomatisierung für 375 Millionen US-Dollar (342 Mio Euro) im Januar verkündet und damit viel Anerkennung geerntet, denn Junheinrich galt als familiengeführtes Unternehmen bislang eher als akquisitionsscheu. Die Übernahme gilt zudem als wichtiger Schritt auf dem Weg zu den Mittelfristzielen, laut denen der Konzern bis 2025 durch anorganisches Wachstum ein Fünftel des Umsatzes ausserhalb Europas erzielen will. Ausserdem hat Jungheinrich durch Storage Solutions einen Fuss in die Tür des US-Markts bekommen.
Auch seine Gewinnziele polierte das Management nunmehr auf. Angepeilt sind jetzt 400 bis 450 Millionen Euro für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) und damit an beiden Enden der Spanne 50 Millionen Euro mehr als bislang. Darin enthalten sind positive sowie negative Effekte aus der Übernahme. Aus der erhöhten Prognose ergebe sich eine operative Rendite von 7,8 bis 8,6 Prozent. Bisher hatte jeweils ein halber Prozentpunkt weniger auf dem Zettel gestanden. Auch die Prognose für das Vorsteuerergebnis und für die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) hob das Management an.
Die besonders am Kapitalmarkt viel beachtete Kennziffer des freien Barmittelflusses soll sich im Vergleich zu den minus 239 Millionen Euro im vergangenen Jahr zwar verbessern, wird aber weiterhin negativ erwartet. Hintergrund ist die überwiegend aus Barmitteln bezahlte Storage-Solutions-Übernahme.
Für das erste Quartal legte Jungheinrich vorläufige Zahlen vor. Demnach stieg der Auftragseingang leicht auf 1,35 Milliarden Euro. Der Umsatz legte um mehr als ein Fünftel auf 1,29 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis (Ebit) stieg um etwas mehr als die Hälfte auf 120 Millionen Euro. Dies entspricht einer Marge von 9,3 Prozent.
Jungheinrich habe im ersten Quartal den Nachweis erbracht, dass die im zweiten Halbjahr 2022 bereits starke Ebit-Marge kein einmaliger Erfolg war, lobte ein Börsianer. In dem Zeitraum hatte Jungheinrich eine Rendite von 8,7 Prozent erzielt.
Damit geht es für Jungheinrich nach einem schwierigen Jahr 2022 nun zunehmend in die richtige Richtung. Das Ziel ist es, dass sich die operative Marge bis Mitte des Jahrzehnts zwischen 8 und 10 Prozent einpendelt. Im vergangenen Jahr hatten die holprigen Lieferketten, hohe Energiekosten sowie die wegen des Kriegs massiv gestiegenen Stahlpreise belastet. Die vollständigen Zahlen für das erste Quartal sollen am 8. Mai folgen.
In der vergangenen Woche hatte auch Konkurrent Kion vorläufige Zahlen vorgelegt und seine Prognose angehoben. Die beiden deutschen Unternehmen sind neben Toyota Material Handling die grössten Hersteller von Flurförderzeugen und Gabelstaplern weltweit./lew/mis/tav/mis
(AWP)